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Historie Gezwungen, zur Kamera zu greifen

Viele große und kleine Geschichten gibt es rund um den Havelberger Pferdemarkt zu erzählen.

Von Wolfgang Masur 12.08.2016, 23:01

Havelberg l Einen Teil davon haben Ortschronisten schon im vorigen Jahrhundert aufgeschrieben und für die Nachwelt festgehalten. Es ist immer wieder sehr interessant, wenn man auf Erlebnisse, die es zum Pferdemarkt oder auch Heiratsmarkt gab, stößt.

Im Heimatheft des Kreises Havelberg „Zwischen Havel und Elbe“ aus dem Jahr 1982 hat Hans-Joachim Stolz folgende kleine Episode aufgeschrieben. Unter der Überschrift: „Und wieder einmal der Pferdemarkt“ kann man Folgendes lesen: „Unter den über 50 000 Marktbesuchern des Jahres 1981 befand sich auch der ,Fotoclub 73‘ aus Wilhelm-Pieck-Stadt Guben. Ein Mitglied berichtete darüber:

Bereits am Freitagabend wurden wir von der Atmosphäre des Marktes gefangengenommen, aber der Sonnabend übertraf alle Erwartungen. Am interessantesten waren für uns Stadtbewohner die Gespräche von Käufern und Verkäufern, denen man unwillkürlich folgen musste, obwohl manche eigenwillige Ausdrucksweise bis heute unverständlich geblieben ist. So wurde manches Bild nicht eingefangen, weil man sich zu stark auf das Wort konzentrierte. Aber auch durch die Enge und ständige Bewegung wurde das Fotografieren zu einer echten Aufgabe. Ausdrucksvolle Gesichter, oft von der harten Arbeit gekennzeichnet, fachmännisch prüfende Blicke der Pferdeverständigen, das Handeln von Käufern und Verkäufern und der schnelle Verkaufsabschluss.

Aber auch die prächtigen Pferde, Esel und Ponys, alles zwang uns, zur Kamera zu greifen. So stehen wir nun vor einer Fülle von Fotos. Es fällt uns schwer, diejenigen auszuwählen, die den Havelberger Pferdemarkt 1981 am besten charakterisieren, weil an jedem Foto für uns Besucher noch eine Fülle von Erlebnissen hängt, die dem Betrachter gar nicht zugänglich sind.“

Soweit eine weitere kleine Geschichte aus den Havelberger Heimatheften. Im Vorgängerheft hatte der damalige Direktor der Havelberger Berufsschule Erich Marks über den Havelberger Heiratsmarkt geschrieben und beendete seine kleinen Episoden wie folgt. „In den 1950er Jahren fand der Pferdemarkt vorübergehend auf den Havelwiesen an der Jederitzer Chaussee statt. Heute findet der Große Markt als sozialistisches Volks- und Heimatfest am ersten Wochenende im September jeden Jahres im Mühlenholz statt. Mit Kultur- und Sportprogrammen auf der Freilichtbühne unter den alten Eichen, mit vielen Buden, Schaustellern und Zelten auf dem Rummelplatz. Einem vielbesuchten Pferdemarkt rechts der Chaussee mit jährlich steigendem Auftrieb und mit einem brillanten Feuerwerk am Vorabend. Aber auch mit ständig steigenden Besucherzahlen und einem sich immer weiter in die Koppeln ergießendem Meer von parkenden Fahrzeugen.

Mit diesem Beitrag über unseren alten, traditionellen Heiratsmarkt glaube ich, eine längst fällige Lücke in der Heimatgeschichte unserer Kreisstadt geschlossen zu haben.“

Das glaubte damals aber nur Erich Marks, denn von der Redaktion der beliebten Heimathefte, der fast zwanzig Mitarbeiter angehörten, gab es ein Nachwort. „Nach unserer Meinung ist die Lücke in der Heimatgeschichte, den Havelberger Markt betreffend, noch lange nicht vollständig geschlossen. Es gäbe noch viel zu berichten, zu ergänzen, zu präzisieren. Darum sind wir dankbar für jeden Hinweis, jede auch noch so ungelenke Zuschrift, die das Bild vom Havelberger Markt vervollständigt.

Besonders unklar sind unsere Vorstellungen aus der Zeit, in der der Markt seine überregionale Bedeutung erlangte. Wer uns dabei hilft, erwirbt sich zweifelsohne ein Verdienst um die Heimatforschung.“