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Hochwasserschutz Großbaustelle vorm Hohen Gelände

Während man bei den Deichsanierungen um und in Sandau gut zuschauen kann, verläuft jene im benachbarten Schönfeld eher unbeachtet.

Von Ingo Freihorst 24.11.2020, 00:01

Schönfeld l Dennoch ist auch diese hier in der Schönfelder Elbaue kurz vorm Hohen Gelände eine recht umfangreiche Baustelle: Nämlich etwas über 2,5 Kilometer lang. Im Sommer 2013 war das Areal hier sogar in die Schlagzeilen geraten: Hier wurde der Elbdeich geschlitzt, damit das Deichbruchwasser aus Fischbeck wieder dort hin strömen konnte, wo es herkam – in die Elbe.

Diese Schlitzung wurde danach natürlich gleich wieder verschlossen und bekam auch eine Berme auf der Landseite. Mulden im Vor- und Hinterland zeugen ebenfalls von dieser tiefsten Stelle im umliegenden Gelände.

Bis hin zum Schönfelder Elbweg war der Wall weiterhin unsaniert – das erfolgt jetzt. Im Schnitt wird der Deich um 50 bis 60 Zentimeter erhöht und bekommt eine durchgehende wasserseitige Tondichtung von einem halben Meter Stärke. Das Material wurde ganz in der Nähe aus der Erde geholt – nämlich aus der Bodengewinnungsstätte der benachbarten Deichrückverlegung zwischen Sandau und Wulkau.

Bedeckt ist der Auelehm von einer 70 Zentimeter starken Schutzschicht, auf welcher zudem 30 Zentimeter Muttererde aufgebracht wurden. Somit ist die Dichtung von einer einen Meter starken Erdschicht als mechanischem Schutz – zum Beispiel bei Eisgang – bedeckt. Zudem schützt die Erde den Ton im Sommer vor Austrocknung. Ansonsten könnten sich gefährliche Risse bilden.

Seit dem Frühjahr des Vorjahres arbeitet hier die Firma Eggers aus Wittenberge, welche auch die Baustellen in Sandau sowie zwischen der Elbestadt und Wulkau bei den Ausschreibungen gewonnen hatte. Bezahlt wird diese Flutschadensbeseitigung aus europäischen Fördermittel-Fonds.

Die Deichkubatur ist inzwischen fertig. Weil der Wall etwas erhöht wurde, musste er natürlich auch breiter werden. Verbreitert wurde der Wall zur Landseite hin, so blieb der Abflussquerschnitt fürs Elbhochwasser erhalten. Die Böschung war hier stellenweise noch zu steil, sie ist nun überall normgerecht, also mit einer Neigung von 1:3.

Derzeit laufen Arbeiten an der landseitigen Böschung, die neue Berme wird gerade mit einem Oberboden-Sandgemisch angedeckt. Die landseitige Berme wurde – bis auf die Bruchstelle, wo schon eine solche stand – durchgehend neu errichtet. Sie dient im Extremfall dazu, dass der Deich zwecks Verteidigung überall erreicht werden kann, auch wenn der Wall schon aufgeweicht ist oder Drängwasser im Hinterland steht. Zudem sorgt die zusätzliche Stütze für noch mehr Stabilität.

Seit der Flut von 2013 läss der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) bei Deichsanierungen immer eine landseitige Berme mit antragen. Eine der Lehren aus der Katastrophe vom Juni 2013.

„Vor der Winterpause werden Berme und Krone noch mit Schotter befestigt, um auf die bevorstehende Hochwassersaison vorbereitet zu sein“, berichtet der Projektverantwortliche Tobias Koch vom LHW. Die Arbeiten an der Überfahrt sind bis auf wenige Reste fast abgeschlossen.

Im nächsten Jahr wird die Berme mit drei Meter breiten Betonspurbahnen befestigt, die Deichkrone erhält eine zweieinhalb Meter breite Asphaltschicht. Diese kann dann nicht nur zur Deichverteidigung genutzt werden, sondern wird auch als Elberadweg dienen – von hier oben bietet sich ein toller Ausblick auf die Elbaue.

Die Firma aus Wittenberge liegt zeitlich gut im Plan, Ende Juli kommenden Jahres soll die Baustelle laut Planung übergeben werden – so denn die Witterung weiterhin mitspielt, der Winter nicht zu lang wird. Bis dahin werden auf der Bundesstraße bei Wulkau und kurz vor Schönfeld wegen der Baustellenzufahrten die Tempolimit-Zonen weiterhin bestehen bleiben.

Gut sieht es auch auf der benachbarten Baustelle aus, der Deichrückverlegung Sandau-Süd. Hier ist inzwischen der Asphalt aufgetragen, derzeit werden die Bankette aufgefüllt, auch am Deichfuß sind noch Arbeiten nötig, war auf Nachfrage vom LHW-Flussbereichsleiter Marco Schirmer in Genthin zu erfahren. Nächstes Jahr sind noch die Muttererde aufzutragen und der Rasen anzusäen. Im Sommer kann dann der Altdeich geschlitzt werden, der neue und rückverlegte Deich steht dann bereits zwei Jahre. Vorher wird natürlich noch einmal am Neudeich gemessen.