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Jahresausblick 2016 werden viele Flutprojekte realisiert

Was 2016 in Wust-Fischbeck ansteht, erklärt Bürgermeister Bodo Ladwig.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 06.02.2016, 00:01

Sehen Sie noch Chancen, die Entscheidung des Landes, die Ausnahmeregelung für den Fortbestand der Wuster Schule als Außenstelle von Schönhausen nicht zu verlängern, abzuwenden?

Selbstverständlich! Notfalls mit rechtlichen Mitteln. Alles können wir uns vom Land doch nicht gefallen lassen!

Bis in Schönhausen alles fertig ist für die Aufnahme der Kinder aus Wust und Fischbeck, wird es dauern. Welche Übergangslösung kommt für Sie nicht in Frage?

Es gibt für mich keinen Plan B. Wir haben einen bestätigten Schulentwicklungsplan. Und der sieht vor, dass die Wuster Schule als Außenstelle solange erhalten bleibt, bis die Voraussetzungen in Schönhausen geschaffen sind. Das sind sie erst, wenn der neue Kindergarten steht und der alte zu Schule und Hort umfunktioniert ist. Andere Räume notdürftig herzurichten oder vielleicht noch einen Container aufzustellen, kommt nicht in Frage. Was soll das denn? Und wo vor allem liegt denn da die Kostenersparnis? Es gibt in Wust eine funktionierende Schule, dieses Jahr werden 16 Erstklässler eingeschult.

Und eine Beschulung in Klietz, wo genug Platz ist?

Nein! Das sehen auch die Eltern so. Das ist auch nur eine Übergangslösung. Die Eltern brauchen Sicherheit, wo ihre Kinder ab dem Sommer zur Schule gehen. Und das schnell. Das werde ich bei einem Vor-Ort-Termin am 17. Februar, wenn der Landkreis und auch das Landesschulamt dabei sind, auch ganz deutlich klar machen.

Was passiert, wenn die Schule schließt? Bedeutet es auch das Aus für die Sommerschule?

Auf keinen Fall! Dass die Schule nicht auf Dauer zu halten ist, ist uns allen klar. Irgendetwas werden wir uns einfallen lassen und dafür dann hoffentlich auch Investoren finden. An ein altersgerechtes Wohnen glaube ich da eher weniger wegen des Altbaus. Aber ein Tagungs- und Kongresscenter vielleicht. Das werden wir sehen, wenn es soweit ist. Noch haben wir eine Schule mit einer modernen Küche.

Zur Schadensbeseitigung nach der Flut. Ist die Gemeinde 2015 gut voran gekommen?

Ja, das kann man sagen. Etliche Projekte wie das Dorfgemeinschaftshaus samt Feuerwehr in Kabelitz, das Gerätehaus in Wust oder die Kabelitzer Straße in Fischbeck sind abgeschlossen, auch die kommunalen Wohnungen sind flutsaniert. Und viele Dinge stehen kurz vor der Fertigstellung. Das ist das Gerätehaus der Feuerwehr, wo nur noch die Außenanlagen fehlen. Und im Haus der Vereine geht es gut voran. Die Kegelbahn wird gerade eingebaut, Maler und Fliesenleger sind voll in Gange. Zur Landtagswahl am 13. März sollen wir hier schon das Wahllokal einrichten können. Es hat zwar lange gedauert, aber es wird schön und wir müssen uns nicht sorgen, dass es doch noch Probleme mit der Feuchtigkeit gibt. Der Straßenbau in der Ovelgünne steht auch kurz vor dem Abschluss.

Womit geht es dieses Jahr weiter?

Da steht eine ganze Reihe an. Der Spielplatz am Sportlerheim, das so gut wie fertig ist, ist aufzubauen. Am Bürgerhaus wird weiter gebaut. Und die Breite Straße in Wust wird nach Abschluss der Arbeiten des Trink- und Abwasserzweckverbandes erneuert. Der Bauhof in Wust und das Backhaus in der Siedlung werden 2016 auch saniert beziehungsweise neu aufgebaut. Und dann hoffe ich, dass die Brücke vor Kabelitz bald fertig wird. Auch die Planung für die Sanierung der Bundesstraße durch den Ort läuft auf Hochtouren. Gebaut wird hier in den Schulferien. Und zwar mit kompletter Vollsperrung und Umleitungen. Wenn die B 107 fertig ist, soll es gleich nahtlos mit der Erneuerung der Darre weitergehen. Es ist auf jeden Fall noch eine ganze Menge zu tun. Dass die 15 Millionen Euro Schadens­umfang nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können, ist klar.

Zu den Objekten, wo sich noch nichts gerührt hat, gehört der Wuster Park. Hier sollen aber bald die nicht mehr standsicheren Bäume fallen ...

Ja, zumindest werden in diesen Tagen etliche Bäume gefällt, damit keine Gefahr mehr besteht. Und wenn dann auch alles beräumt ist, kann der Park auch wieder freigegeben werden. Bis zur Sommerschule ist das auf jeden Fall das Ziel. Es dauert solange, weil es erst einmal ein denkmalpflegerisches Konzept geben muss. Denn der Park gehörte einst zum Katte-Gut.

Gibt es denn eigentlich noch Kontakte zu Spendern, die im Sommer 2013 Geld- und Sachspenden gebracht hatten?

Einige schon. Zu allen – es waren wohl Tausende – kann man aber keinen Kontakt halten. Aber es gibt eine Liste mit allen Spendern. Die ist gut aufbewahrt. Und zu bestimmten Anlässen werden wir auch einladen. Beispielsweise werden die, die zweckgebunden für die Feuerwehr spendeten, auch zur Einweihung geladen. Und vielleicht machen wir, wenn alles fertig ist, noch einmal ein großes Gemeindefest.

Der Deichneubau läuft weiterhin zu Ihrer Zufriedenheit?

Ja, es ist ordentlich was zu sehen. Der Deichbau hat auch Priorität vor allen anderen Sanierungen. Das Landesamt für Hochwasserschutz informiert uns sehr gut, derzeit geht es ja um die Planungen und Bauausführungen für den Jerichower Abschnitt. Hier wird es nicht mehr so einfach. Es wird nicht mehr im Schutz des vorhandenen Deiches gebaut, sondern der jetzige Wall genutzt. Das heißt, dass immer nur stückweise gebaut wird, um im Falle eines Hochwassers schnell verschließen zu können. Gut ist, dass trotz der Insolvenz einer Baufirma am Endtermin festgehalten wird.

Auch wenn es noch keinen Haushaltsentwurf gibt: Wofür muss die Gemeinde Wust-Fischbeck dieses Jahr unbedingt Geld einstellen?

Ja, dass wir keinen Haushalt hatten, ist nicht schön. Bis heute weiß ich nicht, wie es überhaupt um unsere Finanzen steht. Vielleicht sind wir ja inzwischen auch in den roten Zahlen. Ich hoffe, dass jetzt erst einmal der Etat der Verbandsgemeinde durchgeht und sich die Verwaltung dann an die Pläne für die Gemeinden macht. Dass es finanziell nicht besser wird, ist aber wohl klar. Dennoch werden wir dieses Jahr den Eigenanteil für die Bauarbeiten an der Baracke auf dem Sportplatz aufbringen müssen. Ich hoffe, dass die Leader-Fördermittel genehmigt werden. Die Baracke ist nicht nur zur Sommerschule ein kulturelles Zentrum, sondern wird das Jahr über für zahlreiche Veranstaltungen genutzt, wenn ich da nur an das Märchenspiel der Eltern oder das Oktoberfest denke. Dann müssen wir auch wieder daran denken, unsere kommunalen Wohnungen dem heutigen Stand anzupassen, da sind wir etwas in Verzug geraten. Schön ist, dass die Verbandsgemeinde Geld für ein neues Klettergerüst auf dem Spielplatz des Kindergartens eingeplant hat.

Die Verwaltung der Verbandsgemeinde ist mit der Flutschadenbeseitigung stark belastet. Sind Sie dennoch zufrieden mit der Arbeit, die das Amt für die Gemeinde leistet?

Grundsätzlich ja. Vor allem das Bauamt hat viel zu leisten. Und nun ist auch noch das Meldeamt mit den Flüchtlingen in Klietz überlastet. Ich hoffe, dass in die Personalangelegenheiten nun langsam Ruhe kommt. Mit Martin Schröder haben wir wieder einen Hauptamtsleiter und es gibt auch einen neuen Kämmerer – die Weichen sind also gestellt.

Wann geht es denn mit dem Solarpark im Fischbecker Gewerbegebiet los?

Vor 2017 wohl nicht. Neue gesetzliche Regelungen zwingen die Firma zu Änderungen. Wir stehen in Kontakt und sie hält auf jeden Fall an ihren Plänen fest. Das ist auch gut so, denn eine andere Nutzung wird es für das Gelände wohl kaum geben.

Die zusätzlichen fünf neuen Windräder drehen sich – fließt auch das zusätzliche Geld wie erhofft in die Gemeindekasse?

Ja. Ich weiß auch gar nicht, wie wir ohne das Geld von den Windkraftanlagen klarkommen würden. Es ist eine nicht unerhebliche Summe, die wir alljährlich bekommen. Mehr Anlagen werden aber nicht gebaut. Der Platz ist erschöpft.

Was ist mit dem Museum für Rinderzucht? In diesem Jahr gibt es mit 140 Jahre Herdbuchzucht ja ein Jubiläum, zu dem die Einweihung ja bestens passen würde ...

Die Vorbereitungen laufen dank der Initiative von Klaus Wittmüß sehr gut. Im Frühjahr soll ein Verein gegründet werden, der Entwurf der Satzung steht schon. Es soll ein Blick auf die komplette Landwirtschaft in Fischbeck und Umgebung geworfen werden. Außerdem schwebt mir vor, in dem ehemaligen Tischtennisraum im Haus der Vereine eine Ausstellung einzurichten, die an die Flut erinnert. Etliche Stücke dafür sind bereits eingelagert.

Bis November war die Seniorenbetreuung über Ein-Euro-Jobs abgesichert. Wie werden die Treffen der Senioren in Kabelitz und Wust jetzt organisiert?

Ich hoffe, es gibt bald wieder eine neue Maßnahme. Solange haben wir aber Kräfte sowohl in Fischbeck als auch in Wust. Allerdings gibt es keine Jugendbetreuung mehr. Wir haben in beiden Orten keine Gebäude, weil es in beiden Klubs Flutschäden gibt, die erst noch behoben werden müssen. Und eine Betreuerin zu bezahlen, können wir uns so und so nicht mehr leisten. Der Arbeitsvertrag wurde auch aufgehoben. Wie es weitergeht, wenn beide Klubs saniert sind, werden wir sehen.

Sie sind jetzt 62. Denkt man da schon über den beruflichen Ruhestand nach, der Ihnen mehr Zeit für das Bürgermeisteramt lassen würde?

Nein! Die Arbeit in der Agrargenossenschaft macht mir Spaß. Und sie macht es mir möglich, dass meine Arbeitszeiten recht flexibel sind und ich beispielsweise Dienstag- und Donnerstagnachmittag frei und damit Zeit für die Gemeinde habe, was natürlich längst nicht ausreicht. Dafür gehe ich auch am Wochenende und feiertags arbeiten. Gerade jetzt ist das Bürgermeisteramt eigentlich ein Volltagsjob. Aber die Arbeit macht Freude, auch wenn man sich manchmal mit Dingen auseinandersetzen muss, die so unnötig sind. Wenn es mir gesundheitlich weiterhin gut geht, ich den Eindruck habe, dass die Bürger es mehrheitlich so wollen und auch der Rat hinter mir steht, werde ich im Herbst, wenn wieder Bürgermeisterwahl ist, noch einmal kandidieren. Wie schnell doch die letzten sieben Jahre vergangen sind ...