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Jobcenter 149 Jobs in Havelberg geplant

Der zweite Arbeitsmarkt hat sowohl für Langzeitarbeitslose als auch für Kommunen und Vereine eine große Bedeutung.

Von Andrea Schröder 11.04.2016, 01:01

Havelberg l Über die aktuelle Situation hat die Volksstimme mit der Leiterin des Jobcenters Havelberg, Iris Warnstedt, gesprochen. Bei diesem Thema blickt sie zunächst auf die Bürgerarbeit zurück, die über drei Jahre bis 2014 lief.
„Während der Bürgerarbeit war die Situation in Havelberg sehr komfortabel. Mit 200 Arbeitsplätzen konnte bei der Stadtverwaltung und in sehr vielen Vereinen die öffentliche und ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden. Für viele folgte mit dem Wegfall der Bürgerarbeit dann ein Einbruch, weil die 100 Arbeitsgelegenheiten im anschließenden Buga-Jahr vorwiegend für die Bundesgartenschau direkt eingerichtet wurden und demzufolge nicht den Vereinen zugute kamen.“
Auch in diesem Jahr ist es nicht möglich, alle Stellen mit Arbeitsgelegenheiten (AGH) zu ersetzen, für die es zuvor Bürgerarbeiter gab. Dennoch verfügt das Jobcenter über Mittel, um AGH zu beginnen. „Obwohl wir nur eine kleine Geschäftsstelle des Jobcenters Stendal sind, wurden wir bei der Mittelzuteilung immer großzügig berücksichtigt. Deshalb konnten wir die meisten Wünsche der Kommunen und Vereine erfüllen und geeignete Teilnehmer finden“, sagt Iris Warnstedt. Zugleich verweist sie jedoch darauf, dass dies zukünftig leider immer mehr ein Problem wird.
Da ist zum einen der Umstand, dass grundsätzlich nur derjenige eine AGH beginnen darf, der in absehbarer Zeit nicht auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden kann. „Das ist immer unser vorrangiges Ziel. Erfreulicherweise haben bei uns, auch durch die Buga, die Empfänger von Arbeitslosengeld II stetig abgenommen, so dass wir aber weniger potenzielle Teilnehmer für AGH haben.“ Zum anderen ist es die seit 2012 geltende gesetzliche Regelung, die eine Vermittlung erschwert. Denn die Teilnahme an AGH ist innerhalb von fünf Jahren nur für insgesamt zwei Jahre möglich. „Wer zum Beispiel 2013 und 2015 für jeweils ein Jahr in einer AGH war, darf erst wieder 2018 eine solche Stelle bekommen“, erklärt Iris Warnstedt.
Das macht sich besonders stark im Bereich Schönhausen bemerkbar, weil dort nach dem Hochwasser viele AGH bewilligt worden sind und somit vermehrt Frauen und Männer ihre zwei Jahre bereits ausgeschöpft haben. In Havelberg ist die Lage durch die Bürgerarbeit vorteilhafter, weil diese Zeiten bei der Berechnung nicht berücksichtigt werden müssen. „Wir versuchen nach wie vor, für unsere Kunden geeignete Stellen zu finden und den Wünschen der Träger gerecht zu werden, stoßen jedoch aus den genannten Gründen mehr und mehr an unsere Grenzen.“ Dabei versuchen die Mitarbeiter des Jobcenters auch, die Zeiten für AGH zu strecken, ansonsten müssten manche Betroffene nach zwei Jahren AGH drei Jahre zu Hause bleiben und kämen nicht in den Genuss einer Stelle.
Für dieses Jahr hat das Jobcenter 149 Arbeitsgelegenheiten für die Einheitsgemeinde Havelberg und die Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land vorgesehen. Sie betreffen die Bereiche Umwelt- und Naturschutz, Soziales und Kultur sowie Busbegleitung. Einige haben ihre Arbeit bereits begonnen. Außerdem werden AGH als sogenannte zielgruppenbestimmte sozialpädagogische Maßnahmen durchgeführt, die vor allem Kunden aus dem Fallmanagement betreffen. „Bisher konnten wir fast in allen Fällen eine Lösung finden, die sowohl für den Teilnehmer als auch für den Träger der AGH passend war. Das werden wir auch weiterhin versuchen. Allerdings informieren wir unsere Träger auch immer wieder über Alternativen, wie das kürzlich ausgeschriebene Projekt Jobperspektive 58+, für das beim Landkreis bis Mitte März Anträge gestellt werden konnten, oder auch die Förderung von Arbeitsverhältnissen (FAV) bei Arbeitgebern durch das Jobcenter. Damit werden zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen geschaffen, deren Integration auf dem 1. Arbeitsmarkt aus verschiedenen Gründen im Moment nicht möglich ist.“
Mit Blick auf den ersten Arbeitsmarkt gibt es im Bereich Havelberg einige freie Stellen. Gesucht werden ausgebildete Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger und Altenpflegehelfer sowie ausgebildete Hotel- und Restaurantfachleute, Köche und Gaststättenservicepersonal mit Berufserfahrung, berichtet Arbeitsvermittlerin Petra Beck. Sie weist darauf hin, dass bei diesen Stellen die branchenüblichen Arbeitszeiten zu beachten sind. Das gleiche gilt für die gesuchte zahnmedizinische Fachangestellte, die Physiotherapeuten und die pharmazeutisch- technischen Assistenten sowie Melker.
Die Baubranche sucht nach ausgebildeten Maurern, Tiefbauern, Kalkulatoren, Baumaschinengeräteführer und Baggerfahrer sowie Raumausstatter/Bodenleger und Dachdeckern. Außerdem gibt es Stellenangebote für Bürokaufleute, Elektroinstallateure, Berufskraftfahrer, Tischler, MAG-Schweißer und Alu-Schweißer.
Die Zahl der Arbeitslosen im Bereich ALG I lag in den Monaten Januar und Februar im Gebiet Havelberg jeweils bei 376 Frauen und Männern, von denen 19 unter 25 Jahre alt sind und 144 über 50 Jahre. Im Bereich der Verbandsgemeinde waren es 269 Arbeitslose, davon 15 unter 25 und 118 über 50 alt.
Arbeitslosengeld II haben in Havelberg 137 Menschen bezogen, davon 16 unter 25-Jährige und 64 über 50-Jährige. Im Elbe-Havel-Land waren es 148 Langzeitarbeitslose. Davon sind drei unter 25 Jahre alt und 75 über 50 Jahre alt.