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Klietzer Mühle Flügel brauchen neuen Anstrich

Der deutschlandweite Mühlentag ist alle zwei Jahre Anlass für die Gemeinde Klietz, auch die Flügel ihrer Bockwindmühle in Gang zu setzen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 19.05.2016, 01:01

Klietz l Es rappelte ordentlich, als Rüdiger Sigmund per Knopfdruck die Flügel in Bewegung setzte. Eigentlich hätte am Pfingstmontag auch genug Wind geherrscht. Aber auf den ist die Mühle nicht mehr angewiesen. Denn schon seit 1939 ist sie auf Elektrobetrieb umgestellt und der Müller konnte so zu jeder Zeit aus Korn Mehl und Schrot mahlen. Wie das einst funktionierte, erklärte Rüdiger Sigmund den Besuchern bei mehreren Führungen. Immerhin fast 200 Gäste wurden über den Tag verteilt gezählt, die sich das historische Objekt von innen angesehen haben. Sogar aus Hessen machte eine Familie – unterwegs auf dem Elberadweg – Station in Klietz, um so eine alte Bockwindmühle in Aktion zu erleben. Dass die Klietzer Mühle überhaupt erhalten ist, ist dem Engagement von Dorfbewohnern zu verdanken, die sich ab Ende der 90er Jahre um die Rettung bemühten.

Das marode Bauwerk wurde mit Fördermitteln, Spenden und Geld von der Gemeinde wieder aufgebaut – und zwar so, dass sie auch funktionstüchtig ist. Rüdiger Sigmund, eigentlich Schiffsingenieur, ließ sich nach seiner Rückkehr nach Klietz 2005 für die Mühle begeistern und machte sich mit der Funktionsweise vertraut.

Dabei hatte er eigentlich gar keine so guten Kindheitserinnerungen an die Mühle: Auf dem Weg von der Schule nach Hause in die Seesiedlung hatte er als Steppke mit Stein und Katschi ein kleines Fenster eingeschossen – dafür gab es vom Müller eine schallende Ohrfeige. Davon hatte er am Montagabend auch im MDR-Fernsehen in einem Bericht über die Klietzer Mühle erzählt. Initiator dieses Beitrages war der ehemalige Klietzer Lothar Schirmer. Er hat auch wieder aktuelle Aufnahmen für die Klietzer Homepage gemacht. Wer also nicht am Mühlentag dabei sein konnte, kann das unter http://www.Klietz-am-See.de nachholen.

Rüdiger Sigmund freut sich über das Interesse an der alten Technik. Auch Schulklassen aus dem benachbarten Schullandheim nutzen das Angebot gern.

Allerdings hat er auch einen Wunsch: Die hölzerne Hülle bedarf dringend eines schützenden Anstriches. Geplant hatte das die Gemeinde bereits 2013. Doch dann kam die Flut und das Vorhaben geriet ins Hintertreffen. Und auch in den zurückliegenden zwei Jahren blieb der Anstrich aus. Bürgermeister Hermann Paschke, ebenfalls Gast des Mühlentages, will sich mit diesem Thema befassen, wenn es um die Haushaltsdiskussion geht. Gespart werden soll auch nicht an der nächtlichen Beleuchtung, die die Mühle dann in stimmungsvolles Licht setzt.

Im kommenden Jahr pausieren die Klietzer wieder, dann sind die Schollener an der Reihe, die ebenfalls alle zwei Jahre an und in ihre Mühle einladen.