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Konzept Zusammen mehr erreichen als allein

Mit einem Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) will die Verbandsgemeinde trotz schrumpfender Einwohnerzahlen zukunftsfähig sein.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 01.06.2017, 14:49

Schönhausen/Schollene l Von 8397 Einwohnern im Jahr 2014 auf 7185 im Jahr 2030 wird die Zahl, wenn die Prognosen des Landes denn so eintreffen, sinken. Das sind über 14 Prozent weniger. Die Gruppe der über 67-Jährigen nimmt zu, die der 25- bis 67-Jährigen stark ab.

Darauf muss man reagieren, schon jetzt. Um den ländlichen Raum zu fördern, hat der Bund Programme auferlegt. Maßgeschneidert für das Elbe-Havel-Land ist das Städtebauprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“. Das kommt jetzt im Elbe-Havel-Land ins Rollen.

Am Dienstagabend fand im Schönhauser Bürgerzentrum eine Auftaktveranstaltung statt. Sibylle Paetow von der Landleute GbR aus Stendal und Barbara Hallmann von Hallmann Architekten aus Havelberg – beide Planungsbüros sind mit der Erstellung des IEK beauftragt – erläuterten, warum man so ein Konzept überhaupt braucht. „Sie werden weniger und älter“, stieg Sibylle Paetow in ihren Bericht ein. Ziel des IEK ist es, die dünn besiedelte Region zu stärken und Maßnahmen zum Erhalt und zur Entwicklung der Infrastruktur und der Daseinsvorsorge zu schaffen.

Und das ist der Fahrplan bis März 2018, wenn das Konzept fertig und beim Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr eingereicht werden soll:

Derzeit erfolgt die Bestands­erhebung. Dafür werden Statistiken ausgewertet und es finden Vor-Ort-Begehungen statt. Ganz wichtig: Die Befragung der Bevölkerung. Einen entsprechenden Fragebogen findet man im Internet auf der Seite der Verbandsgemeinde. Hier werden die Einwohner des Elbe-Havel-Landes um ihre Einschätzung der Lebenssituation und um ihre Wünsche gebeten. „Je mehr Bürger mitmachen, desto besser und objektiver können wir uns ein Bild machen“, wirbt Barbara Hallmann um das Ausfüllen des Fragebogens.

Damit auch die befragt werden können, die kein Internet haben, werden die Planungsbüros in den kommenden Wochen durch alle sechs Mitgliedsgemeinden touren, um mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen (die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben).

In der Verbandsgemeinde wird es eine IEK-Arbeitsgruppe mit allen Bürgermeistern, den Amtsleitern und den Planungsbüros geben und – ganz wichtig – auch möglichst in jeder Mitgliedsgemeinde. Und die sollen nicht nur aus den Ratsmitgliedern, sondern aus einer bunten Mischung kreativer Einwohner bestehen.

Im November soll dann ein erster Entwurf des Konzeptes vorliegen. Und auf einem Abschlussforum im März 2018 wird das finale Konzept vorgestellt.

„Uns allen muss klar sein, dass nicht nur Gutes dabei herauskommen wird“, merkte Sandaus Bürgermeister Henry Wagner an. „Denn die Bevölkerungszahl sinkt, darauf müssen wir reagieren.“ Das heißt auch, dass man überlegen muss, welche Einrichtungen zu halten sind und was man zusammenlegen könnte. Wust-Fischbecks Bürgermeister Bodo Ladwig ist skeptisch. „Jede Gemeinde wird ihr Wunschprogramm aufstellen – wie will man das zusammenfügen?“

Genau das ist das Anliegen von IEK: Miteinander kooperieren und nicht nur für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft denken, erklärte Bürgermeisterin Steffi Friedebold.

Dass es funktionieret, berichtete Stephan Kaufmann von der Samtgemeinde Amelinghausen in Niedersachsen, wo ähnliche Voraussetzungen bestehen wie hier. Sie hat seit wenigen Jahren ein IEK und die ersten Erfahrungen sind positiv. „Unsere Erkenntnis ist: Zusammen kann man mehr erreichen als jeder für sich. Die kleinen Gemeinden schaffen es nicht allein. Alles ist groß dimensioniert. Aber die Bevölkerungszahlen gehen zurück, da stehen Jugendklubs und Schulen leer und werden Dorfgemeinschaftshäuser nur noch selten genutzt.“ Das Zauberwort: Multifunktion. „Wenn große Gebäude für mehrere Zwecke genutzt werden, bleiben sie langfristig erhalten. Von anderen Objekten trennt man sich, um Kosten zu sparen.“ Sein Tipp: „Bauen Sie keine Luftschlösser! Fragen Sie alle Bevölkerungsschichten, wie sie die Situation einschätzen und was sie sich wünschen – gehen Sie den Einwohnern auf den Geist und überzeugen Sie sie, dass sie mitmachen.“

Nur mit einem IEK ist es künftig möglich, überhaupt noch in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Diese Erfahrung hat auch die Stadt Sandau gemacht. Sie möchte Fördermittel für die Sanierung des Rathauses. Nur, weil sie sagen konnte, dass ein IEK in Arbeit ist, konnte der Antrag überhaupt gestellt werden.

Nach der Auftaktveranstaltung geht es nun mit der Bildung von Arbeitsgruppen weiter, „dafür brauchen wir kluge Köpfe mit interessanten Ideen“, wirbt Steffi Friedebold bei den Bürgern um Mitwirkung.

Ebenso wichtig ist die Teilnahme an der Befragung für ein Stimmungsbild. Den Fragebogen findet man hier.