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Marktgeschichte(n) Strittmatters Buch und grüne Farbe

Für den täglichen Blick in die Chronik des Havelberger Pferdemarktes haben wir Interessantes aus den achtziger Jahren entdeckt.

Von Andrea Schröder 28.08.2016, 06:00

Havelberg l Beim Blättern in der Pferdemarktchronik der Hansestadt geht der Blick heute noch einmal in die achtziger Jahre. Für das Jahr 1981 ist da zum Beispiel zu lesen, dass die Konsumfleischereiproduktion alleine auf dem Pferdemarkt 31 Schweine am Spieß und 4000 Schaschliks sowie Hühnerbrühe am frühen Morgen, als es noch kühl auf dem Festplatz war, verkauft hat. „Neun Kolleginnen und Kollegen stellten sich in den Dienst der Versorgung.“ Zu entdecken ist auf der Chronik-Seite auch ein Hinweis auf das Buch von Erwin Strittmatter „Ein Dienstag im September“ aus dem Jahr 1969, in dem der Havelberger Pferdemarkt erwähnt wird. Früher fand der Markt dienstags statt.

1982 gibt es dann einen Verweis auf einen Beitrag im „Prignitzer Heimatkalender“ von 1932 – also 50 Jahre zuvor. Da wurde berichtet, dass man in jenem Jahr einschließlich Heiratsmarkt 24 Märkte in Havelberg zählte. „Damit stand unsere Stadt unter den Prignitz-Städten mit Abstand an der Spitze, denn Bad Wilsnack brachte es auf 13, Kyritz auf 12, Perleberg auf sieben und Pritzwalk auf sechs jährliche Märkte“, heißt es in dem Volksstimme-Artikel von 1982.

Zu finden ist außerdem eine Notiz, dass die Bänke an der Freilichtbühne im Mühlenholz wohl erst frisch gestrichen worden waren. „Es gab beim Hinsetzen grüne Flecken an den Hosen.“ Die Besucherzahl wird für dieses Jahr mit 75 000 angegeben. Zur Anzahl der Pferde ist nichts vermerkt.

Eine solche Zahl ist erst wieder für das Jahr 1985 in der Chronik festgeschrieben. Von 110 000 Besuchern, 432 Pferden und über 1000 Kleinhändlern ist dort zu lesen. Und auch davon, dass zu den neuen Bräuchen des Jahrhunderte alten Marktes die öffentliche Ehrung verdienstvoller Bürger gehört. Das Prignitz-Museum präsentierte eine Ausstellung mit Malerei und Grafik von fünf Potsdamer Künstlern zum Havelberger Pferdemarkt. Die Werke haben typische Marktszenen zum Inhalt, in denen das Pferd die dominierende Rolle spielt.

Neu auf dem Markt 1986 war ein Fischerfest auf der neuen Waldbühne im Festgelände. Die alten und die neueren Genossenschaftsfischer unterhielten die Marktbesucher mit Fischerlatein und wahren Erlebnissen, eine Fischerfrau gab Kostproben von geräuchertem Aal und Heilbutt aus der modernen Verarbeitungsstrecke der Genossenschaft. Spaß und Spannung gab es auch beim Aalgreifen und am Aalrad.

Für 1987 sind 465 Pferde in der Chronik notiert, außerdem über 20 Esel. Schon am Mittwoch vor Marktbeginn am Freitag waren es 137 Pferde im Mühlenholz. Und die Konsumfleischerei hatte dieses Mal in Sonderschichten 95 000 Bratwürste, 70 000 Bockwürste sowie 65 000 Schaschliks produziert. „Außerdem wurden drei Tonnen Geflügel für die Versorgung der Marktbesucher bereitgestellt.“ Auf der „Straße des Handwerks“ zeigten 42 Handwerker des Bezirkes, wie Tischler, Stellmacher, Schlosser, Schmiede, Polsterer und Sattler, ihr Können.

Der Chronikband 1 endet mit dem Markt 1989: „Mit annähernd 600 Pferden war der Havelberger Markt beschickt wie nie zuvor, womit einmal mehr unter Beweis gestellt wurde, dass dieser größte Markt der Republik für Gebrauchtpferde für Verkäufer, Käufer und Kleinhändler sowie Besucher (weit über 100 000) ein Mekka unter den Volksfestorten ist.“