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Messe „Köstlichkeiten“ zum Pfingstfest

Über 100 Besucher haben am Pfingstsonntag die „Petite Messe Solennelle“ von Gioachino Rossini im Paradiessaal am Havelberger Dom erlebt.

Von Wolfgang Masur 05.06.2017, 14:00

Havelberg l Der frühere Speisesaal der Domherren wird heute als Winterkirche genutzt und eignet sich mit seinem langgestreckten Kreuzgewölbe und seiner phantastischen Akustik in doppelter Hinsicht hervorragend für dieses Konzert. Denn Rossini war nicht nur ein genialer Komponist, sondern auch ein leidenschaftlicher Koch.

Das Konzert mit dieser sehr temperamentvollen Messe, das vom Havelberger Vokalensemble unter der Leitung von Domkantor Matthias Bensch stand, wurde ein ganz besonderer Höhepunkt mit vielen erlesenen Köstlichkeiten.

Die Petite Messe Solennelle entstand im Jahr 1863. Es handelt sich um eine Auftragskomposition für den Comte Alexis Pillet-Will (1805–1871) und dessen Frau Louise Pillet-Will, der das Werk gewidmet ist. Die Uraufführung fand am 14. März 1864 zur Einweihung der Privatkapelle des gräflichen Paares in Paris statt. Rossini schreibt in einer ironischen Widmung an den „lieben Gott“: „Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei es also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“

Die ungewöhnliche Besetzung der Messe für Singstimmen, zwei Klaviere und Harmonium steht in der neapolitanischen Cembalotradition des 18. Jahrhunderts.

Drei Jahre nach der Komposition arbeitete Rossini auch noch eine Orchesterfassung aus – hauptsächlich aus der Sorge heraus, die Messe könnte nach seinem Tode durch die Bearbeitung eines anderen entstellt werden. Rossini bevorzugte dennoch die Version mit der außergewöhnlichen Instrumentierung und verfügte, dass die Orchesterfassung erst nach seinem Tode aufgeführt werden durfte.

Die Originalfassung für Klaviere und Harmonium konnten die Musikliebhaber nun erstmalig in Havelberg erleben. Um einen möglichst authentischen Klang zu bekommen, wurde extra für dieses Konzert ein sehr wertvolles Schiedmayer Druckwindharmonium aus dem Jahr 1890 erworben und restauriert. Die Solopartien gestalteten Rosemarie Arzt (Sopran), Lisa Wedekind (Alt), Robert Franke (Tenor), Lars Grünwoldt (Bariton) sowie Andrea Marie Baiocchi (1. Klavier), Christine Schütze (2. Klavier) und Karolina Juodelyte (Harmonium).

Die gelungene Aufführung, die ein musikalischer Hochgenuss war, wurde von Domkantor Matthias Bensch geleitet. Die Besucher bedachten das qualitativ sehr hochwertige Konzert mit reichlich Applaus und Anerkennung.

Der nächste musikalische Höhepunkt wirft bereits seine Schatten voraus, denn am kommenden Sonnabend, 10. Juni, ist um 15 Uhr die Havelberger Liedertafel, unter der Leitung von Gottfried Förster, im Dom mit Ensembles aus Stendal und Rathenow beim traditionellen volkstümlichen Chorkonzert zu erleben. Der Kartenverkauf beginnt um 14.30 Uhr