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Nach Flut Kunsttherapie geht weiter

Drei Jahre hatte die Caritas Flutbetroffenen Kunsttherapie angeboten. Ende 2016 endete das Projekt in Schönhausen. Gemalt wird weiter.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 20.04.2017, 01:01

Schönhausen l Jeder ist willkommen! Unter dem Dach des Bürgerhauses am Fuße der Kirche, ein Stockwerk über der Winterkirche, herrscht mittwochnachmittags kreatives Gewusel. Farben werden ausgebreitet, Tuschkästen aufgeklappt, Pinsel und Buntstifte verteilt. Jeder macht, wonach ihm gerade zumute ist. „Da braucht man keinen Psychologen, das hier ist die beste Therapie“, schaut Gabriele Lippich aus Scharlibbe in die Runde am großen Tisch. Ihr war das Beisammensein bei der Kunsttherapie der Caritas im „Offenen Atelier“ stets sehr wichtig. Doch Ende letztes Jahres endete das Projekt. Dem Wunsch, „das irgendwie weiterlaufen zu lassen“, folgten bald Taten. Heike Dittmann hatte die Idee, Pfarrer Ralf Euker einfach mal zu fragen, ob denn die Kirche Platz zur Verfügung stellen könnte. Am Weltgebetstag Anfang März erhielt Käte Jankowski, die ebenfalls zur Kreativ-Gruppe gehört, dann die Zusage. Die Frauen sind glücklich: „Hier können wir aufleben und die Sorgen des Alltags vergessen – das ist nicht mit Geld zu bezahlen. Zusammen mit Gleichgesinnten zusammenzusitzen, zu plaudern oder auch mal zu schweigen, tut so gut!“ Alle drei Frauen waren mit ihren Familien unmittelbar von der Flut betroffen, ihre Häuser hatten im Flutwasser gestanden.

Aber nicht nur Flutbetroffene kommen zum Mal-Treff, sondern am Tisch sitzen auch Flüchtlinge, die derzeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in Klietz wohnen. „Das hat sich so ergeben. Mit der Verständigung ist es nicht ganz leicht, aber mit Händen und Füßen und einem Übersetzer auf dem Handy klappt es schon“, lacht Gabriele Lippich und schaut einem Mädchen zu, das einen Stein bunt bemalt. „Das ist ein Geben und Nehmen. Den Flüchtlingen tut es gut, hier Gemeinschaft mit uns zu erleben, das macht den Start in Deutschland leichter. Und uns tut das Zusammensein auch gut.“

Noch finden restliche Farben Verwendung, die die Caritas bei der Auflösung des offenen Ateliers dagelassen hat. Wenn sie aufgebraucht sind, werden die Kreativen Neues kaufen. „Es muss nicht teure Farbe sein, ein Tuschkasten tut es auch.“

Jeden Mittwoch ab 14 ist kreative Zeit angesagt. Jeder ist willkommen – nicht nur Flutbetroffene. „Wer Zeit mit anderen verbringen und abschalten will, kann einfach vorbeischauen!“ laden die Frauen herzlich ein.

Pfarrer Ralf Euker ist auch froh, mit dem Raum helfen zu können: „Der kreative Treff bereichert unsere Angebots- palette, was mich sehr freut. Die Gruppe ist durch das große Kunstinteresse der Frauen aus dem Iran schnell gewachsen. Schlagartig ist so ein sehr farbenfrohes Integrationsprojekt entstanden! Einfach toll, was manchmal wie aus heiterem Himmel so möglich wird.“