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Neujahrsempfang Wagner: "Ich bin gern Bürgermeister"

Der im Wiederaufbau befindliche Sandauer Kirchturm erlebte am Sonnabend eine weitere Premiere: Die Stadt hatte zum Neujahrsempfang geladen.

Von Ingo Freihorst 23.01.2017, 00:01

Sandau l Das Jahr 2017 ist offizielles Luther-Jahr, da nutzte Bürgermeister Henry Wagner bei der Begrüßung auch ein Zitat des wortgewaltigen Reformators aus Wittenberg zur Einführung: „Tritt frisch auf, tu‘s Maul auf, hör bald auf.“ Er und seine Lebensgefährtin Carmen Gauert hatten zuvor alle etwa 70 Geladenen in der zweiten Turmebene begrüßt. Danach konnte sich jeder der Gäste ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Den offiziellen Teil eröffnete Pfarrerin Catharina Janus mit zwei am Keyboard dargebotenen Musikstücken.

„Man sollte laut Luther auch nicht über 40 Minuten predigen, ich werde mich also kurz halten“, fuhr der Bürgermeister in seiner Rede fort. Die Stadt und der Stadtrat wollen mit diesem Empfang all jenen danken, die sich für das Gemeinwohl in Sandau engagiert hatten. Den Vorschlag zum Empfang hatten die Ratsmitglieder unterbreitet – sie spendeten dafür sogar ihr Sitzungsgeld, um den angespannten Haushalt nicht noch zusätzlich zu belasten.

Nachfolgend dankte das Stadtoberhaupt dem Pfarrerpaar für die angenehme Zusammenarbeit, ein Dankeschön ging an Marion Kaluza als Vertreterin der Grundschule, ein weiteres an die Gewerbetreibenden. Zu erwähnen vergaß er auch nicht die örtlichen Vereine: den Karnevalverein SCC, den Förderverein der Wehr und den vom Kirchturm, den Anglern, der Volkssolidarität und dem Sportverein TuS Sandau. Ein Gruß ging auch an die Kita, deren Leiterin erkrankt war.

Als sein Wunsch für das neue Jahr nannte er eine sensible Hand bei der Erledigung der anstehenden Aufgaben. Der Empfang gebe Gelegenheit, über Erledigtes sowie anstehende Aufgaben zu berichten und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Trotz recht klammer Kassen hatte die Stadt 2016 einige wichtige Aufgaben erledigen können, blickte Henry Wagner zurück. So wurde vor allem die alle paar Jahre fällige Landrevision der Fähre erledigt, auch amtliche Auflagen zu deren sicherer Befestigung an beiden Ufern mussten erledigt werden. Das alles kostete der Kommune insgesamt 95 000 Euro.

Ausgegeben wurden im Vorjahr insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro, an Einnahmen flossen lediglich 996 000 Euro in die Stadtkasse. Unter dem Defizit mussten auch die Vereine leiden, welche deshalb nicht wie erhofft unterstützt werden konnten. Die Stadt gebe lediglich 0,8 Prozent ihres Gesamt-Etats für freiwillige Leistungen aus, erklärte der Bürgermeister.

Im Vorjahr traf auch der erste Förderbescheid zur geplanten und arg nötigen Rathaussanierung ein. Den Eigenanteil für die etwa zwei Millionen Euro teure grundhafte Sanierung hatte die Stadt durch den Verkauf ihrer Holländerei im Zuge der Deichrückverlegung erworben.

Gut voran kam der Landesbetrieb für Hochwasserschutz bei dieser Deichrückverlegung im Nordbereich, auch dafür dankte Henry Wagner – und namentlich der Projektverantwortlichen Kristina Rotter vom LHW. Die Arbeiten in dem Bereich seien fast abgeschlossen. In diesem Jahr soll endlich auch im Südbereich mit der Rückverlegung des Elbdeiches begonnen werden.

Den Ausblick auf das noch junge Jahr leitete das Stadt- oberhaupt mit einer freudigen Botschaft ein: Unter den vom Verbandsgemeinderat beschlossenen Objekten, welche über das Stark-V-Programm gefördert werden, befindet sich auch die Sandauer Kindertagesstätte. Saniert werden sollen Küche und Innenräume, das Mauerwerk wird trockengelegt und auch die Außenanlagen werden gestaltet. Das kostet insgesamt 380 000 Euro – dann haben die jüngsten Sandauer ein modernes Heim.

Endlich begonnen werden soll in diesem Jahr auch die Sanierung der Trauerhalle sowie von Teilen der Friedhofsmauer. Im Vorjahr hatte es zudem erste Gespräche mit der Straßenbaubehörde des Landes zur Ortsdurchfahrt gegeben – diese wird 2018 grundhaft ausgebaut. Enttäuscht ist der Bürgermeister über den Breitbandausbau, hier geht es nicht recht voran.

Das gesellige Leben dieses Jahres wurde in Sandau mit dem von Marian Buhtz organisierten traditionellen Pfannkuchenlauf eröffnet. Erstmals ausgetragen wurde ein Stadt-Volleyballturnier, woran sich neun Mannschaften beteiligt hatten. Ein Dankeschön ging an Organisator Chris Barentin vom Sportverein TuS, das Turnier soll zur Tradition werden. Überhaupt leiste TuS eine rege Nachwuchsarbeit.

Die kalte Jahreszeit sei ohne Karneval undenkbar, der SCC ist immer zur Stelle, wenn er bei Veranstaltungen benötigt werde. Nicht wegzudenken ist die Feuerwehr, die sich ebenfalls ins gesellige Leben einbringt. Seit vielen Generationen schon besteht die Sandauer Angelgruppe, die sich auch um die Gewässerpflege bemüht. Eine alte Tradition halten zudem die Kleintierzüchter um Bernd Neumann mit dem Hähnekrähen am Leben.

Dass der Empfang im Kirchturm überhaupt stattfinden kann, ist dem Förderverein zu verdanken, welcher sich seit Jahren mit hohem Engagement um den Wiederaufbau kümmert. Viel Zeit und Kraft wurden investiert – die Glockenweihe war vor allem für ältere Sandauer ein sehr bewegender Moment. „Damit wurde eine Wunde aus dem Zweiten Weltkrieg geschlossen“, betonte Henry Wagner. Ein Dankeschön ging an die Kirchenführer um Heidemarie Breit.

Immer zur Stelle ist auch die Blumenbeet-Gruppe, wo nun sogar die Männer mithelfen. Die Volkssolidarität gibt den Senioren das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden – weshalb die wöchentlichen Treffs sehr lobenswert sind.

Obwohl nur noch 863 Einwohner in Sandau leben, gibt es hier Arzt, Zahnarzt, Tierarzt und Tankstelle. Die örtlichen Firmen helfen so gut sie können – wie bei der Flut 2013.

„Ich bin gern Bürgermeister – mit euch zusammen“, schloss Henry Wagner seine Rede und stieß mit den Gästen auf 2017 an. Er werde alles tun, damit sich die Bürger im Elbestädtchen wohlfühlen.