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Seniorensport Ulrich Klemm sprintet noch mit „68“

Ein Exweltmeister sitzt am Kaffeetisch. Er ist in Kamern zu Hause.

Von Dieter Haase 07.04.2017, 01:01

Kamern/Havelberg l „1991 gelang das bei der Senioren-Leichtathletik-Weltmeisterschaft in der Leichtathletik in Turku, Finnland, mit der deutschen 4-mal-100-Meter-Staffel“, erzählt Ulrich Klemm. Für den Seniorensportler, der 2018 sein 70. Lebensjahr vollendet, war dieser Titelgewinn der bisher größte sportliche Erfolg.

Früher betrieb er Sprint, Weit- und Hochsprung eigentlich nur nebenbei – gerne als Kind in der Schule und als Student der Elektronik in der Lutherstadt Eisleben zum Beispiel. „König Fußball war meine größere Leidenschaft“, gibt er zu. Bei Einheit Havelberg spielte er in der 2. und der 1. Männermannschaft, danach bei den Alten Herren.

Mit fast 40 Jahren kam er über den Havelberger Leichtathletik-Übungsleiter Rolf Müller, mit dem er auch schon zusammen Fußball in Havelberg gespielt hatte, wieder zurück zu Sprint, Weit- und Hochsprung. Und dann ging es bei Ulrich Klemm so richtig aufwärts in dieser Sportart. Von 1988 bis 1990 ließ er keine DDR-Meisterschaft für Senioren aus. „Das Besondere daran war immer die Tatsache, dass diese zusammen mit den Titelkämpfen für die ganze Armada der Spitzensportler dieser Zeit ausgetragen wurden, die wir Senioren somit hautnah miterleben durften“, blickt Ulrich Klemm zurück. 1990 holte er in seiner Altersklasse die Vizemeisterschaft im 100-m-Lauf und Bronze im Hochsprung. „Ansonsten hatte ich leider ziemlich oft den fünften Platz gepachtet“, schmunzelt der Seniorensportler. So auch bei der Europameisterschaft in Norwegen 1992 über 100 Meter und über 200 Meter.

Verletzungsbedingt – der Fußball war schuld – musste er bis 1998 eine Pause einlegen, eine weitere folgte aus familiären Gründen. „Mit Waldläufen um Kamern  hab ich mich in dieser Zeit so gut es ging fit gehalten. Erst 2011 hab ich dann wieder mit dem Wettkampfsport angefangen und mich nach und nach auf Starts vorbereitet.“ 2015, so schätzte es Ulrich Klemm in dem Jahr ein, hatte er dann, vor allem auch durch das Aufbautraining beim SV 90 Havelberg, die Form erreicht, wieder international aktiv zu sein.

Und das nutzte der Seniorensportler aus Kamern. „In den letzten zwei Jahren habe ich wirklich tolle Wettbewerbe in interessanten Ländern miterlebt und viele Freundschaften geschlossen, die ich nicht mehr missen möchte“, sagt er. Die Hallen-Europameisterschaften 2015 in Polen und 2016 in Italien (jeweils 3. Platz mit der deutschen Staffel) gehören dazu und vor allem die Weltmeisterschaften 2015 in Lyon (3. Platz mit der Staffel), 2016 im australischen Perth (ein 2. und ein 3. Platz mit der Staffel) und vor etwas über zwei Wochen im südkoreanischen Daego. Derzeit bereitet er sich auf die Europameisterschaften im Juli in Dänemark vor. „Ich brauche das einfach“, erklärt er, „und möchte noch so lange Leistungssport betreiben, wie es geht. Wie lange das in zunehmendem Alter noch möglich ist? „Die Altersklassen zuletzt in Daego reichten bis 100 Jahre“, berichtet er und fügt lächelnd an: „Da kann ich mich also noch auf jede Menge Vergleiche und Gespräche mit Sportlern aus aller Welt freuen. Ein bisschen Englisch muss ich dafür aber wohl noch lernen.“