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Sprint: Großer Aufstieg eines Spätstarters

Im kleinen Neuermark-Lübars wohnt ein Deutscher Meister und Weltmeisterschafts-Teilnehmer. Thomas Barthel ist gerade mal 16 Jahre alt, besucht das Sportgymnasium in Magdeburg und betrachtet die Leichtathletikabteilung des SC Magdeburg als sein zweites „Zuhause“.

Von Dieter Haase 18.08.2015, 01:01

Neuermark-Lübars l „Das war das bisher absolut Größte für mich“, sagt Thomas Barthel und meint damit die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft in der Leichtathletik vom 15. bis 19. Juli dieses Jahres in Cali (Kolumbien). Hier bestritt der 16-Jährige seinen ersten größeren internationalen Wettkampf im Ausland überhaupt – und dann gleich einen mit den besten Sportlern seines Alters aus der ganzen Welt. Und nicht zu vergessen: seinen ersten, in dem er offiziell das Deutschland-Trikot überstreifen durfte.

Thomas‘ sportliche Auftritte in Cali waren von recht kurzer Dauer, womit gemeint ist, dass eine 100-Meter-Sprintstrecke und eine 200-Meter-Sprintstrecke in nur wenigen Sekunden abgelaufen sind. Denn dabei handelt es sich um die Spe­zialdisziplinen des jungen Neuermark-Lübarsers.

Die kurze Sprintstrecke schloss er mit Platz 17 ab, über 200 Meter schaffte es Thomas bis ins Halbfinale, wo dann leider das Aus für ihn kam. Aber trotzdem: „Diese erstmalige Teilnahme an einer Weltmeisterschaft beflügelt mich, weiter mit aller Kraft daran zu arbeiten, meine Zeiten zu verbessern und somit auch die Qualifikationsnormen für kommende internationale Meisterschaften zu erreichen.“ Was wahrlich nicht so einfach ist. Thomas‘ derzeitige Bestleistung über 100 Meter steht bereits bei 10,57 Sekunden.

In seiner in seinem Wohnbereich in Neuermark-Lübars aufgehängten Medaillensammlung befindet sich aber auch eine, die ihm besonders wertvoll ist: das Meisterschaftsgold von der Deutschen Juniorenmeisterschaft 2014 über 100 Meter. Mit der Titelverteidigung klappte es in diesem Jahr nicht ganz. Thomas Barthel musste sich knapp geschlagen geben. Aber auch Platz 2 ist im Sprintbereich eine ganze Menge wert. Über 200 Meter stand am Ende der „undankbare“ 4. Platz zu Buche.

Trotzdem: Was der heute 16-Jährige in kurzer Zeit geschafft hat, ist schon beeindruckend. Denn erst 2010 – damals wohnte die Familie noch in Stendal, seit zwei Jahren ist Neuermark-Lübars ihr neues Zuhause – entschied er sich, sich einmal in der Leichtathletik auszuprobieren. So wie es vor ihm bereits seine Mutter und sein gut fünf Jahre älterer Bruder erfolgreich taten. „Ich hatte mich vorher auch schon mal beim Schwimmen versucht, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, erzählt der junge Mann.

Beim Stendaler Leichtathletik-Verein schlug er sofort ein, war im Sprintbereich lange von keinem zu schlagen, weshalb auch der Sportclub Magdeburg (SCM) auf ihn aufmerksam wurde. „Meine Eltern überließen mir die Entscheidung, nach Magdeburg zu wechseln oder nicht. Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich, das Angebot und damit die Chance auf meine sportliche Weiterentwicklung zu nutzen“, ist zu erfahren.

Seit zwei Jahren ist er nun beim SCM. „Und ich habe es keine Minute bereut, diesen Weg gegangen zu sein“, macht Thomas deutlich. „In Magdeburg kann ich mich beweisen, kann ich unbeschwert trainieren und mich für all diese Mühen auch selbst belohnen.“ Jüngstes Beispiel dafür war die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft. „Ich habe meinen Lebensinhalt gefunden“, ist der junge Mann sicher.

Vor allem sei das der Verdienst eines Mannes: Eik Ruddat. „Er ist in Magdeburg nicht nur Lehrer und Trainer für mich, sondern auch ein echter väterlicher Freund. Und das schon die ganze Zeit lang, die ich beim SCM bin. Was meine sportliche Entwicklung angeht, habe ich ihm wirklich sehr viel zu verdanken.“

Kann sich ein Leistungssportler wie er eigentlich auch mal eine Trainingspause gönnen? „Wenn das Wettkampfjahr rum ist, ist für den größten Teil der Sommerferien auch mal richtig Ruhe angesagt“, antwortet Thomas Barthel. Das ist dann auch die Zeit, in der er sich mal so richtig seinem Zuhause widmen kann. „Außerhalb der Sommerferien ist das meist nur am Sonntag möglich. Dann versuche ich aber auch, wenigstens diesen einen Tag in der Woche in Neuermark-Lübars zu sein“, erklärt der 16-Jährige.

Wenn auch für ihn am 27. August wieder die Schule in Magdeburg beginnt – im elften von insgesamt 13 Schuljahren –, heißt das, sich wieder an den wirklich harten Alltag zu gewöhnen. Und zwar Montag bis Freitag jeweils von 6 bis 18 Uhr, wobei sich Trainingseinheiten und „normaler“ Unterricht abwechseln. Auch am Sonnabend wird noch mal zum Training gerufen. „Sich durchbeißen und eine Leidenschaft dafür entwickeln, das ist ein gutes Rezept, mit dem du vorwärts kommen kannst“, schmunzelt Thomas.

Mal sehen, zu was es der junge Mann noch bringen wird ...