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Vortrag Sandauerin lehrt indischen Kindern Englisch

Fast ein Jahr lang hat die junge Sandauerin Sophie Hübner in Indien an einer Slum-Schule unterrichtet. Über ihre Eindrücke und Erfahrungen berichtete sie vor kurzem mit vielen Lichtbildern im Sandauer Kirchturm - natürlich mit einem Sari, dem traditionellen indischen Wickeltuch.

Von Ingo Freihorst 23.03.2017, 14:00

Sandau l Der Flieger startete am 1. September 2015 in das asiatische Riesenreich, am 18. August des Vorjahres kehrte sie in ihre Heimatstadt Sandau zurück. In Indien arbeitete sie an der Ostküste in der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Chennai, was früher Madras hieß. Bevor es losging, gab es ein Vorbereitungsseminar, auch in Indien folgten solche, wobei die Deutschen unter anderem etwas zur Geschichte des Landes erfuhren.

Mit ihrem Arbeitsvisum unterrichtete sie an der öffentlichen Schule das Fach Englisch – wahrscheinlich besser, als manche der Lehrer dort. Denn diese müssen alle Fächer unterrichten – auch, wenn sie des Englischen gar nicht mächtig sind. Die indischen Schüler lernen alles auswendig, den Sinn erfassen sie dabei oftmals leider nicht, kritisierte die Sandauerin. Ändern konnte man dies vor Ort allerdings nicht.

Von der 1. bis zur 5. Klasse lernen die Kinder gemischt, danach werden Jungen und Mädchen getrennt. Eine Schuluniform bezahlt den Kindern der Staat, wer eine weitere möchte, muss diese aus eigener Tasche bezahlen. Gesprochen wird Tamil, eine alte,recht schwierige Sprache. Die für den Unterricht nötigen Sprachkenntnisse musste sie sich im Selbststudium erarbeiten.

Das Essen sei dort oft sehr fettig gewesen, berichtete die Sandauerin. Kostproben von indischen Gerichten lagen für die Besucher im Sandauer Kirchturm natürlich auch bereit, unter anderem gab es einen Tomate-Zwiebel-Chutney. Ferner erfuhren die zahlreichen Interessenten, wie man sich in Indien kleidet: Sophie Hübner hatte das Wickelkleid namens Sari an, was von ihr bei besonderen Anlässen getragen wurde, ihre Mutti Carmen sowie Almut Matthey und Bea Protz präsentierten den Churidar, eine eng anliegende Hose, kombiniert mit Top und Schal.

„Es war eine oft nervenaufreibende und frustrierende, aber auch sehr interessante Zeit“, resümierte Sophie Hübner mit Blick auf die in Indien vorgefundenen Strukturen und ihren vergeblichen Versuchen, diese aufzubrechen. Frustrierend waren auch die Überschwemmungen, welche die seit vielen Jahrzehnten stärkste Regenzeit in vielen Gebieten der Stadt hervorgerufen hatte. Zwei Tage musste sie dabei ohne Strom und Wasser auskommen. Die kleinen ärmlichen Hütten am Fluss waren danach alle weggespült.

Auf den Straßen sind viele Motorräder und Mopeds unterwegs. Und natürlich die den Indern heiligen Kühe. Die Metropole besitzt den zweitgößten Strand der Welt – baden kann man hier wegen der hohen Wellen aber nur sehr schlecht.

In Indien wurde natürlich nicht nur unterrichtet, sie fuhr mit anderen Freiwilligen auch im Land herum, konnte viel anschauen und fürs Leben lernen. – Ihre längste Zugreise währte über 43 Stunden – ohne Sitzplatz!

Das deutsche Engagement in Indien gilt als entwicklungspolitischer Freiwilligendienst. Entwicklungshilfe ist es längst nicht mehr, denn es gibt imk Gegenzug auch junge Inder, welche im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in Deutschland unterrichten.

Die 20-jährige Sophie Hübner studiert an der Evangelischen Hochschule in Berlin Religionspädagogik. Nach Indien gelangte sie über die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), eine der größten und ältesten deutschen Freiwilligenorganisationen. Der internationale Jugendaustausch wird vom ijgd seit 1948 betrieben. Am „weltwärts-Freiwilligendienst“ kann man sich beteiligen, wenn man entwicklungspolitisch interessiert und zwischen 18 und 28 Jahren alt ist. 75 Prozent der Kosten werden über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammearbeit gefördert, den Rest sollte man möglichst über Spenden einwerben. Mehr auf www.ijgd.de