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Hochwasser Flut-Rettung für Silstedt aus der Luft

In Wernigerode wird aufgeräumt, in Silstedt ist die Hochwassergefahr brenzlig. Unterstützung kommt aus der Luf von der Bundeswehr.

Von Ivonne Sielaff 27.07.2017, 22:03

Wernigerode/Silstedt l Karl-Heinz Mänz (CDU) schüttelt den Kopf und sagt: „Ich bin nun schon 76 Jahre alt. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Am Mittwoch hat der langjährige Bürgermeister mit erleben müssen, wie sein Heimatdorf Silstedt im Hochwasser versinkt. „Das hat mich schwer erschüttert.“

Auch am Donnerstag ist die Gefahr noch nicht gebannt. Sorgenkind ist der Uferbereich an der Holtemme zwischen Silstedt und Minsleben, dort wo am Mittwochmorgen der Damm gebrochen ist. „Wenn der Wall jetzt weiter weg bricht, dann steht Silstedt wieder unter Wasser“, sagt Mänz bei der Krisenbesprechung im Wernigeröder Neuen Rathaus.

Die Sorge wird ernst genommen, Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) fackelt nicht lange und fordert sofort Unterstützung bei der Bundeswehr an. Am Nachmittag machen sich zwei Hubschrauber auf in Richtung Silstedt. In Heudeber nehmen sie Bigbags auf. Insgesamt 50 mit Kies gefüllte 700 Kilogramm schwere Säcke werden an die Holtemme geflogen, um den aufgeweichten und unterspülten Uferbereich zu stabilisieren. Mittlerweile ist auch eine Gasleitung frei gespült, sie wird mit Bigbags gezielt fixiert. Der Einsatz dauert bis 20.45 Uhr. Nun hilft nur noch Hoffen.

In Wernigerode werden am Donnerstagmorgen die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Die Straßen in der Stadt sind zum größten Teil gesäubert und wieder befahrbar. Die Sandsäcke sind abgeholt, meldet Bauhof-Chef Torsten Friedrich. Die Straße Am Auerhahn, die am Mittwoch noch komplett unter Wasser gestanden hat, ist vorerst als Einbahnstraße für den Verkehr freigegeben. Die Auerhahn-Krippe öffnet trotz defekter Heizungsanlage am Freitag ihre Pforten. „Die Parkplätze stehen allerdings noch nicht zur Verfügung“, so Friedrich. Der Hort der Diesterweg-Schule ist ab Freitag regulär geöffnet.

Gesperrt bleibt der Bereich Insel in Hasserode. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt auch dort eine Anwohnerin über 70 Jahre. Sie ist in dem Haus geboren. „Hochwasser gab‘s schon. Doch, dass sich wie am Mittwoch gegen 20 Uhr plötzlich die Fahrbahndecke öffnet und die Stützmauer zur Holtemme senkt ...“ Sie spricht den Satz nicht zu Ende, schaut nur auf das beängstigend große Loch in der Straße. „Das ist kreuzgefährlich, auch für Fußgänger“, sagt Bauhof-Chef Friedrich. Weiter vorn an Fußgängerbrücke zur Hochschule Harz bricht das Wehr immer mehr weg. In diesem Bereich sind an der Stützmauer Sicherungsarbeiten dringend notwendig.

Ebenfalls nicht passierbar ist der Holtemme-Radweg zwischen dem Kupferhammer in Wernigerode bis nach Derenburg. Der Weg muss grundhaft wieder ausgebaut werden. Die Fahrt vom Petersberg zur Rothen Mühle sei aber frei, informiert Torsten Friedrich.

Lob von allen Seiten erhalten die Feuerwehrleute und die Mitarbeiter des Bauhofs, die während des Hochwassers, Sonderschichten geleistet haben und auch am Donnerstag unermüdlich im Einsatz sind. „Ihr habt super gearbeitet“, sagt Oberbürgermeister Gaffert, der auch die vielen freiwilligen Helfer lobt. Zu ihnen gehören Kameraden aus Bitterfeld, die am Donnerstag in Silstedt und in Langenstein im Einsatz sind.

Die Stadt Wernigerode hat für Hochwassergeschädigte ein Spendenkonto eingerichtet.
Kontonummer: DE 04 8105 2000 0160 8800 41, Zahlungsgrund: „Hochwasser".