1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Dürre verdirbt Bauern die Ernte

Verluste Dürre verdirbt Bauern die Ernte

Von einem Dilemma sprechen die Landwirte in der Einheitsgemeinde Klötze, wenn sie an die Ernte ihrer Kulturen in diesem Sommer denken.

Von Siegmar Riedel 22.08.2015, 03:00

Klötze l Als die Landwirte der Klötzer Milcherzeugergenossenschaft (MEG) vor einigen Wochen zuerst die Wintergerste ernteten, dachte sich deren Chef Raimund Punke noch: „Na, es sieht ja gar nicht so schlecht aus.“ Doch das war ein Trugschluss. Pflanzen und Böden um Klötze haben die Dürreperiode längst nicht so gut verkraftet, wie in anderen Regionen Sachsen-Anhalts.

„In der Börde sind die Böden wesentlich besser als hier“, begründet Raimund Punke, der zugleich Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Altmark West ist. „Die Altmark ist Trockengebiet, wir sind ohnehin benachteiligt.“ Der ausbleibende Regen gerade in der wichtigen Wachstums­phase vieler Kulturen gab den Pflanzen den Rest. Die Folge: „Wir haben über 35 Prozent Verluste, durch die Bank“, berichtet Raimund Punke. Und wenn er das sagt, spricht er nicht nur für die MEG, sondern auch für Andreas Diebe, Leiter der Pflanzenproduktion bei der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft Kunrau, und Manfred Lehneke von der Agrargenossenschaft in Kusey.

„Der Roggen hat am meisten gelitten“, bilanziert Raimund Punke. „Der Weizen wuchs auf besseren Böden gut, auf schlechteren brach er völlig ein.“ Auch die Sommergerste sei total eingebrochen. Wintergerste erntete die MEG 61 Dezitonnen pro Hektar in diesem Jahr, Raps 27 Dezitonnen, Roggen 36 Dezitonnen und Winterweizen 57 Dezitonnen. „Letztes Jahr war ein ganzes Ende besser“, erinnert der Geschäftsführer und zählt auf: „Weizen über 90 Dezitonnen, Sommergerste über 75 Dezitonnen, Raps 38 Dezitonnen, Roggen 58 Dezitonnen.“

Unter dem Strich liegen die Ernten der Landwirte um Klötze weit unter dem Landesdurchschnitt. Vor einigen Tagen sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Frank Zedler, bei einer Pressekonferenz in Querfurt, dass die Bauern im Land weitestgehend zufrieden seien mit der Ernte. Als durchschnittliche Erntemengen nannte er 75,1 Dezitonnen je Hektar Wintergerste, 42 Dezitonnen Winterroggen, 69,8 Dezitonnen Winterweizen und 36,6 Dezitonnen Raps. Diese Zahlen ließ er unkommentiert, ohne auf die besondere Situation der Altmarkbauern einzugehen.

Das empfinden Raimund Punke, Andreas Diebe und Manfred Lehnecke allerdings wie einen Schlag ins Genick. „Der Landesdurchschnitt zeigt nicht die Situation in der Altmark“, verdeutlicht Raimund Punke. Damit würden die ohnehin schlechteren Böden als eine Ursache für die geringere Ernte vernachlässigt. „Wenn der Regen zur richtigen Zeit gefallen wäre, hätten wir auch hier die Möglichkeit gehabt, vernünftig zu ernten“, stellt Punke klar. Hinzu kam in Klötze der Ausfall eines Regners. „Das hat uns zehn Tage Beregnung gekostet und konnte nicht mehr aufgeholt werden“, erinnert er.

Weil aber die Ernten im Landesdurchschnitt besser ausfielen, ergibt sich für die Altmärker ein weiteres Problem: Auf dem Markt herrscht kein Mangel an Getreide. Damit sinken die Preise dafür insgesamt. „Die Preise für alle Getreidearten sind im Keller“, sagt Raimund Punke. Brotroggen kostet unter 13 Euro pro Dezitonne, normal sind um die 17 Euro. Der Preis für eine Dezitonne Raps liegt unter 35 Euro, 41 Euro sind der normale Durchschnitt.

Hinzu kommen höhere Ausgaben für den Pflanzenschutz. Raimund Punke: „Der Raps darf seit 2014 nicht mehr vorgebeizt werden. Dadurch müssen wir Schädlinge schon im Herbst bekämpfen.“ Die Beize umhüllt die Rapskörner, läge damit im Boden und würde nicht schaden. Mehr Insektizide versprühen, das könne aber nicht besser für die Umwelt sein.