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Wissenschaft Jahrstedter macht Eisenzeitfund

Rüdiger Fricke aus Jahrstedt hat einen besonderen Fund gemacht: Schlacke, vermutlich aus der Eisenzeit.

Von Markus Schulze 29.08.2015, 01:01

Jahrstedt l Rüdiger Fricke aus Jahrstedt machte bereits im vergangenen Jahr von sich reden. Damals fand der Hobby-Paläontologe in einer Mergelgrube nahe Wiepke eine Muschel, die nach seiner Überzeugung bisher unbekannt ist (Volksstimme berichtete). Ganz sicher kann er sich aber immer noch nicht sein. Denn um festzustellen, ob es sich bei diesem Fossil tatsächlich um ein noch nie nachgewiesenes Exemplar handelt, müsste er sämtliche Literatur durchwälzen und sich persönlich mit allen Museen der Welt in Verbindung setzen. „Dazu habe ich aber weder die Zeit noch das Geld“, sagt Fricke, dem die Ungewissheit nach eigenem Bekunden aber nichts ausmacht. „Damit kann ich leben.“
Zumal er jetzt erneut auf etwas Besonderes gestoßen ist: Schlacke. Dabei handelt es sich im Grunde um Asche, die zu einer gesteinsartigen Masse erstarrt ist. Fricke glaubt, dass seine Schlacke in der Eisenzeit entstand. Damals, so erklärt er, wurde nämlich ein sogenannter Rennofen, der aus Stein oder Ton sein konnte, dazu genutzt, um ihn mit Holzkohle oder Torf zu beheizen, mit Erz zu befüllen und daraus Eisen zu gewinnen. Was als Schmelzrückstand übrig blieb, war die Schlacke. In Frickes Fall ist die Schlacke derart rostig, dass sie der Überrest von einem Material namens Raseneisenstein sein könnte. Dieses Sediment hat einen ziemlich hohen Metallgehalt, ebenso wie die Schlacke von Rüdiger Fricke, an der sogar ein Magnet haften bleibt. Unter anderem deshalb schließt er auch aus, dass seine Schlacke, die ja beispielsweise für den Straßenbau verwendet wird, neueren Datums ist.
Wo der 58-Jährige die Schlacke gefunden hat, will er nicht verraten. „Irgendwo in der Altmark.“ Auf einem Acker. Dort ist der Jahrstedter immer dann anzutreffen, wenn die Kartoffel-Ernte im Gang íst und die Steine beim Roden ausgesiebt worden sind. Bei solchen Gelegenheiten kommt sein Forscherdrang voll zur Geltung.
Dass Fricke um den Fundort der Schlacke so ein Geheimnis macht, hat auch den Grund, dass ihn das Landesamt für Archäologie darum ersucht hat. „Es wird vermutet, dass dort eine eisenzeitliche Siedlung gewesen sein könnte. Auch ich halte das für sehr wahrscheinlich.“
Dafür spricht aus seiner Sicht auch, dass sich die Stelle in der Nähe von Wasser, das zu allen Zeiten wichtig war, und auf einer Anhöhe, von wo aus man Feide schnell erblicken konnte, befindet. Außerdem wurde ein Tonkrug gefunden. Nicht auszuschließen ist, so Fricke, dass die Stelle, die auf der archäologischen Landkarte bis dato ein „weißer Fleck“ ist, demnächst von professionellen Wissenschaftlern genau in Augenschein genommen wird. Die Bitte, den Acker zuvor abzulaufen und nach weiteren menschlichen Hinterlassenschaften zu suchen, hat Fricke abgelehnt. „Nee, das ist eine riesige Fläche. Das ginge dann doch zu weit.“ Zumindest spielt der Familienvater, der im wahren Leben Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik ist, aber mit dem Gedanken, einen Sondengänger zu kontaktieren, der sich das Areal mit einem Metalldetektor vornehmen könnte, natürlich mit Erlaubnis des Grundstückseigentümers.
Ohnehin hat Fricke auch schon so genug zu tun. Schließlich nimmt ihn seine bevorzugte Grabungsstelle bei Wiepke voll und ganz in Anspruch. „Das ist eine Lebensaufgabe.“ Leute, die ihm zur Hand gehen, könnte er gut gebrauchen. Aber Vorsicht: „Das ist ein Knochenjob. Sehr anstrengend.“ Wer es dennoch versuchen will, kann sich mit Rüdiger Fricke, dessen Leidenschaft für die Paläontologie übrigens entflammte, als er bei einem Spaziergang mit seinen Sohn einen Stein fand, der sich als urzeitlicher See-Igel entpuppte - via E-Mail in verbindung setzen: ruefri@t-online.de