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Hobby Sebastian Behrendt hat eine Fahne

Vor dem Fußball-Länderspiel zwischen Irland und Deutschland war im Fernsehen eine Kusey-Fahne zu sehen. Der Besitzer ist Sebastian Behrendt.

Von Markus Schulze 13.10.2015, 16:35

Kusey l Es war am vergangen Donnerstag gegen 20.30 Uhr. RTL übertrug das Länderspiel zwischen Irland und Deutschland. Moderator Florian König unterhielt sich gerade vor dem deutschen Fanblock mit Ex-Nationalspieler Jens Lehmann über die anstehende Partie. Dann schwenkte die Kamera zur Seite – und plötzlich tauchte im Hintergrund eine schwarze Flagge mit weißen Buchstaben auf. Die Inschrift lautete: „Kusey“.

Nanu – Kusey? Richtig: Kusey. Die Volksstimme fand heraus: Das Banner gehört Sebastian Behrendt. Er wohnt in – na klar, Kusey – und war in Dublin dabei.

Behrend ist nämlich ein riesiger Fußball-Fan. Seine Frau beschreibt ihn als „positiv bekloppt“. Auf die britische Insel reiste der 37-Jährige zusammen mit 13 Freunden aus Mönchengladbach. Denn die dort ansässige Borussia ist seine wahre Leidenschaft. Schon von klein auf. „Mein Vater“, so erzählt Behrendt, „hat mich wohl mit dem Virus infiziert.“ Der schwärmte bereits seit den 1970er Jahren für den Klub vom Niederrhein. Offenbar hatte es ihm die legendäre Fohlen-Elf um Günter Netzer, Jupp Heynckes, Berti Vogts, Herbert „Hacki“ Wimmer, Rainer Bonhof und Trainer Hennes Weisweiler angetan. Dazu weiß Behrendt auch eine kleine Anekdote zu erzählen: „Mein Vater hatte zu der Zeit sogar mal eine Karte für das Europacup-Spiel zwischen Magdeburg und Gladbach. Er arbeitete für die Meliorationsgenossenschaft und sollte im Drömling abgeholt werden. Allerdings wussten seine Kollegen nicht genau, wo er sich befand. Neblig war es auch. Jedenfalls konnten sie ihn nicht finden und fuhren alleine nach Magdeburg.“

Doch das nur nebenbei. Dann kam die Wende. Und 1991 sah Behrendt seine Borussia erstmals persönlich im Stadion. In Hamburg war das. Später kaufte er sich eine Dauerkarte und besuchte alle Heimspiele. „Ganz so wild ist es nicht mehr“, beteuert Behrendt, der junger Familienvater ist. Aber zu 15 bis 20 Spielen seiner Borussia schafft er es immer noch pro Saison. „Das ist mein Verein. Der Zusammenhalt der Fans ist einmalig. Eine verschworene Gemeinschaft. Viele kommen gar nicht aus Gladbach, sondern aus ganz Deutschland.“ Für Behrendt, der für einen Autokonzern im Außendienst arbeitet und Werkstätten testet, gilt: Einmal Borusse, immer Borusse.

Mit ganzem Herzen erlebte er große Siege und bittere Niederlagen. „Wenn er sich die Borussia im Fernsehen anschaut, dann schreit er manchmal so laut, dass ihn die Nachbarn hören“, verrät seine Frau Daniela, die ihn früher auch schon mal bei Auswärtsfahrten ins europäische Ausland begleitete. „Von Fußball habe ich aber keine Ahnung“, räumt sie ein.

Ganz im Gegensatz zu ihrem Gatten. Der spielte lange für die Ersten Herren des TSV Kusey. Ab und zu hilft er dort auch heute noch aus und hält als Verteidiger die Knochen hin. „Neulich habe ich mein inoffizielles 20-jähriges Jubiläum bei den Ersten Herren gefeiert“, berichtet Behrendt, der beim TSV außerdem seit einigen Jahren Spartenleiter Fußball ist.

Alles in allem, so schätzt er, hat er wohl gut 500 Fußballspiele live im Stadion miterlebt. Nicht nur in Gladbach, sondern auch darüber hinaus. In 16 Ländern. Ein Highlight war für ihn 2001 die letzte Partie im alten Londoner Wembley-Stadion. „Deutschland hat gegen England durch einen Freistoß von Didi Hamann mit 1:0 gewonnen“, erinnert er sich. Im Rückspiel in München, auch dort war er zugegen, setzte es jedoch eine 1:5-Klatsche. Unvergesslich wird für Behrendt auch das schottische Pokalfinale zwischen Celtic und den Rangers in Glasgow bleiben. „Eine gigantische Atmosphäre.“

Die eingangs erwähnte Kusey-Fahne, an deren Rand natürlich das Emblem von Borussia Mönchengladbach prangt, hat Behrendt vor „mindestens 15 Jahren“ nach dem Lesen einer Anzeige bestellt und immer dabei. „Wenn ich merke, dass ich sie vergessen habe, dann drehe ich wieder um“, betont der 37-Jährige. Dass sie nun so eindrucksvoll im Fernsehen zu erkennen war, nennt er einen „glücklichen Zufall“.

Jetzt, nachdem Deutschland die Qualifikation für die Europameisterschaft gelungen ist, kann sich Behrendt wieder voll und ganz auf Mönchengladbach konzentrieren. Übrigens hat der Verein seit dem 1. September ein ganz junges Mitglied: Linus, den erst im Mai geborenen Filius von Sebastian und Daniela Behrendt. Der Herr Papa ist mächtig stolz auf den Kleinen und fürchtet sich nur vor einem: Dass sein Kronprinz eines Tages Anhänger des 1. FC Köln, dem Erzrivalen der Borussia, werden könnte. „Tut mir leid. Aber dann muss er ausziehen.“