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Rumänienhilfe In Baranca steht die Zeit still

Tüchtig ins Schwitzen kamen 20 Helfer, die in Kunrau einen Lastwagen mit Spenden beluden. Sein Ziel ist die Region Zvoristea in Rumänien.

Von Siegmar Riedel 06.11.2015, 02:00

Kunrau l Bis an die Decke der Scheune von Erich Fischbeck in Kunrau stapelten sich die in Kartons und Plastiksäcken verpackten Lebensmittel und Kleidungsstücke. Vor der Tür ein riesiger Lkw, der die zahlreichen Spenden der Altmärker aufnahm. Einen Behälter nach dem anderen stellten die Helfer auf die Ladefläche, wo sie von anderen entgegengenommen wurden.

„Die Spendenbereitschaft ist ungebrochen“, freuten sich Erich Fischbeck und Manfred Roth. „Die Sammlung war sehr erfolgreich. Dafür danken wir allen Spendern.“ Inzwischen ist so viel Hilfsgut eingetroffen, dass in den nächsten Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zweiter Transport nach Zvoristea auf die Reise geschickt werden kann.

„Ich gehe davon aus, dass bereits in der nächsten Woche mit dem Verteilen der Hilfsgüter begonnen wird“, stellte Roth in Aussicht. Er kennt die Situation in der Hilfsregion genau, war selbst mehrmals dort. „In dem Dorf Baranca, direkt an der rumänischen Grenze zur Ukraine, ist die Zeit stehen geblieben“, berichtete er. „Dort sieht es noch aus wie im Jahr 1990, als wir zum ersten Mal dorthin kamen.“ Viele Menschen leiden Not, fallen durch das soziale Netz. Es gibt keine Arbeitsplätze in der Grenzregion. Wichtige Säulen des Hilfsprojekts sind der Verein vor Ort und eine Bäckerei, die mit Spenden aus Deutschland gegründet werden konnte. Der Verein verteilt die Spenden. „Die kennen die Leute vor Ort, wissen, wer wirklich Hilfe braucht“, erläuterte Manfred Roth. „Alkoholiker zum Beispiel bekommen nichts von den Spenden.“

Die Bäckerei, inzwischen in Privathand, spendiert regelmäßig 100 Brote für die Hungernden. Möglich sind auch Brotpatenschaften. Mit 60 Euro kann einem notleidenden Menschen für ein Jahr die Versorgung mit Brot gesichert werden. Zwei Tonnen haltbare Lebensmittel führt der Lkw mit, insgesamt rund 15 Tonnen Hilfsgüter. Fahrräder, Waschmaschinen, Geschirr, Kleidung, Möbel und anderes gehört dazu. Mit gespendetem Geld wird der Transport bezahlt. 2500 Euro müssen dafür berappt werden. Für gebrechliche Rentner wird von dem Geld auch Brennholz gekauft.

Rund 50 Hilfstransporte haben die Helfer um Erich Fischbeck, 81 Jahre alt, und Manfred Roth, 74 Jahre, in den vergangenen 25 Jahren auf die Reise geschickt. Und damit bahnt sich ein Problem an: Es ist niemand da, der ihre Nachfolge antritt. „Wir haben viele Helfer, aber niemanden, der die Verantwortung übernehmen möchte“, verdeutlichte Manfred Roth. Gezwungenermaßen werden sie deshalb weitermachen, wenn es die Gesundheit zulässt. Erich Fischbeck kündigte an: „Wenn ich aufhöre, steht meine Scheune aber auch nicht mehr zur Verfügung.“