1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Katzen einfangen als letztes Mittel

Plage Katzen einfangen als letztes Mittel

Verwilderte Katzen vermehren sich unkontrolliert auf dem Grundstück von Ulrike Berk in Immekath. Fallen sollen nun helfen.

Von Tobias Roitsch 11.11.2015, 02:00

Immekath l Drei Katzenbabys wurden an einem Tag im Oktober vor dem Grundstück von Ulrike Berk am Rande von Immekath ausgesetzt. „Findelkinder“, so nennt die 57-Jährige die kleinen Kätzchen, die sie in den vergangenen Wochen aufgezogen hat. Die Vierbeiner sind aber auch ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt in Immekath. Offenbar vermehren sich viele freilebende Katzen im Ort unkontrolliert. „Es gibt wohl einige verantwortungslose Katzenhalter, die ihre Freigänger nicht kastrieren lassen“, ist sich Ulrike Berk sicher. Dem will die Immekatherin nun entgegenwirken. In den nächsten zwei Wochen will sie verwilderte Katzen auf ihrem Grundstück einfangen, um sie kastrieren zu lassen.

Die notwendigen Lebendfallen stellt ihr dabei das Tierheim in Ahlum zur Verfügung. „Wir sind froh, wenn Leute die Initiative ergreifen und freilaufende Katzen einfangen, um sie kastrieren zu lassen“, sagt Jana Kersten vom Ahlumer Tierheim. Das Katzenproblem müsse dringend eingedämmt werden, macht sie weiter deutlich. So bekomme eine Katze etwa zweimal im Jahr bis zu vier Junge. Wer viele freilebende Katzen auf dem eigenen Grundstück – oder auf einem verlassenen Nachbargrundstück – hat, kann sich gerne an die Mitarbeiter des Tierheimes wenden. Gemeinsam werde dann eine Strategie entwickelt, wie vorgegangen werden soll, und der Kontakt zu einem Tierarzt vermittelt.

Ein Problem aber bleibt. So wisse man oft nicht, wem die herumlaufenden Samtpfoten eigentlich gehören. „Rechtlich ist es so geregelt: Wer eine Katze füttert, dem gehört sie auch“, erklärt Jana Kersten. Außerdem könne man sich auch im Dorf zusammentun, um gemeinsam die Herkunft der Tiere zu ergründen.

Aus Immekath kämen hin und wieder Fundtiere ins Ahlumer Tierheim, wie Jana Kersten sagt. Neben Ulrike Berk hätte sich noch jemand hilfesuchend an das Tierheim gewendet. Die genauen Ausmaße der unkon­trollierten Vermehrung der Immekather Katzen kann Jana Kersten nicht einschätzen. Es müsse aber trotzdem etwas passieren, sagt sie.

Das dachte sich auch Ulrike Berk. Als sie vor etwa zweieinhalb Jahren mit ihrem Mann Michael in das Haus am Immekather Ortsrand gezogen ist, habe es dort auf dem Grundstück viele verwilderte Katzen gegeben. Der Komplex, zu dem auch Ställe gehören, sei zuvor mehr als zehn Jahre nicht von Menschen bewohnt worden, schildert Ulrike Berk. „Die Katzen haben sich hier regelrecht eingerichtet“, sagt sie. Prinzipiell habe sie nichts gegen die Vierbeiner – ganz im Gegenteil. Schließlich fangen sie die Mäuse in den Schafställen weg. Allerdings sind viele der Katzen krank. „Unsere beiden Schäferhunde haben sich schon Katzenflöhe eingefangen“, berichtet Ulrike Berk.

Sind die Katzen erst kastriert, hat Ulrike Berk nichts dagegen, wenn sie wieder zu ihr aufs Grundstück kämen. Denn nach der Kastration werden sie wieder freigelassen. Etwa zehn Katzen und Kater, so schätzt sie, leben derzeit auf dem Gelände. Welche von ihnen wild und welche nur Freigänger seien, könne sie nur schwer einschätzen.

Viel Geduld wird wohl das Einfangen der Tiere erfordern, schließlich sind Katzen äußerst schlau. „Die verwilderten Tiere kann man nicht anfassen, da sie sehr scheu sind und weglaufen“, so Ulrike Berk. Angelockt werden sollen die Katzen zwei Wochen lang mit Trockenfutter, das Ulrike Berk bereitstellen wird. „Ihr Vertrauen kann man nicht gewinnen. Die Katzen müssen einfach wissen, dass es etwas zu fressen gibt“, sagt die Immekatherin. Später, so der Plan, soll dann ein Napf mit Nassfutter in der Lebendfalle stehen, erklärt die 57-Jährige, die auf dem Land aufgewachsen ist und ihr ganzes Leben lang Erfahrungen mit Katzen gesammelt hat.

Mit der Fang-Aktion hofft Ulrike Berk, den Menschen die Problematik der Vermehrung der Katzen ins Bewusstsein zu rufen. Sie würde sich aber auch wünschen, dass gleichgültige Katzenhalter zur Verantwortung gezogen werden. „Ihr Handeln erregt Missfallen und ist eine Belastung der Allgemeinheit“, findet sie deutliche Worte. Volle Tierheime, die viele Katzen zu versorgen haben, seien ein Beleg dafür. Die Lösung des Problems, so ist sie sich sicher, könne nur ein Gesetz liefern, das Katzenhalter verpflichtet, für ihre Tiere zu sorgen. Hundehalter, so führt Ulrike Berk an, müssten ja schließlich auch Steuern zahlen und die Verantwortung für ihre Tiere tragen.

„Seit mehr als 2000 Jahren haben die Menschen einen Nutzen von den Katzen“, sagt Berk und ergänzt: „Wir behandeln sie aber teilweise nur mit Respektlosigkeit.“ Auch, weil Katzenbabys teilweise einfach umgebracht oder ausgesetzt werden. Die drei „Findelkinder“ von Ulrike Berk haben sich in den letzten Wochen gut entwickelt. „Sie sind jetzt etwa acht Wochen alt und schon selbstständig“, sagt sie. In einem Zimmer des Hauses, das sie und ihr Mann gerade renovieren, können sich die Kätzchen austoben. Insgesamt hat das Paar rund 300 Euro für Katzenmilch und Wurmkuren ausgegeben. Und für Kleinanzeigen. Schließlich wird ein neues Heim für die Stubentiger gesucht, da sich die beiden Hunde der Familie nicht mit ihnen verstehen. Ob sie in Zukunft nochmal Katzen aufziehen wird, weiß Ulrike Berk noch nicht.