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Geehrt Sie kümmern sich um die Vergessenen

Daniela Jährigund Steffen Schöley helfen in Nepal den Ärmsten der Armen. Dafür bekommen sie den Blumenstrauß des Monats.

Von Siegmar Riedel 14.11.2015, 02:00

Klötze/Kathmandu l Als die Volksstimme im Mai 2011 erstmals über das Engagement von Daniela Jährig und Steffen Schöley berichtete, hatten sie sich gerade von Hilfsorganisationen losgesagt und ihren gemeinnützigen Verein „LiScha“ Himalaya gegründet. Alles war noch mehr ein Abenteuer, beide wussten nicht, ob ihr Plan, in Nepal langfristig Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, funktionieren würde. Inzwischen haben sie viel erreicht und berichten nicht ohne Stolz von den zahlreichen Projekten, die sie bisher initiiert haben.

Daniela Jährig und Steffen Schöley kümmern sich südlich von Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, um die Ärmsten der Armen, um das vergessene Volk der Chepang, die Ureinwohner Nepals.

Ein Projekt der beiden hilft, die Situation der Mädchen dort zu verbessern. „LiScha“ vergibt in Deutschland Schulpatenschaften für Mädchen. Mit dem gespendeten Geld wird ihnen eine Schulausbildung ermöglicht - ein Schritt zu mehr Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung. „Gehen die Mädchen zur Schule, werden sie nicht mit 13 oder 14 Jahren verheiratet und bekommen nicht so schnell Kinder“, erläutert Daniela Jährig. Dadurch könne auch die Sterblichkeit von Babys und Müttern gesenkt werden.

Als die beiden Deutschen ihre Arbeit in Nepal begannen, lernten bis zu 120 Kinder in einer Klasse. Der Lehrer hatte keine Chance, sich mal besonders um ein Kind zu kümmern. Diese Situation wollten Daniela Jährig und Steffen Schöley ändern und sammelten Geld für eine neue Schule. Zusammen mit staatlichen Geldern konnte ein Schulgebäude mit zwei Etagen gebaut werden. Der Verein beteiligt sich am Gehalt der Lehrer. Ein weiteres Projekt heißt „Verschenke einen Bienenkorb“. In kleinen Gruppen werden die Leute in der Imkerei geschult. Bienenkörbe wurden angeschafft, derzeit sind es mehr als 150. Die Chepang produzieren Honig für den Eigenbedarf und können ihn verkaufen. Das sichert ein kleines Einkommen.

Auch ein Mikro-Kreditsystem haben Jährig und Schöley eingeführt. Die Familien zahlen monatlich 10 oder mehr Cent ein, die reichsten schaffen 50 Cent. Aus diesem Geld werden 10 bis 20 Euro als Kredit vergeben, womit beispielsweise ein Hobel, eine Säge und ein Hammer angeschafft werden - und der Dorftischler ist geboren.

Das neueste Projekt von Daniela Jährig und Steffen Schöley hat eine bessere medizinische Versorgung zum Ziel. Beide organisieren deshalb in größeren Abständen Medizincamps. Per Mundpropaganda und mit Handzetteln werden die rund 7000 Einwohner des Kreises Kankada, der etwa halb so groß ist wie der Altkreis Klötze, informiert, dass in zwei Wochen ein Ärzteteam anreist. Jedes Mal sind einheimische Allgemeinmediziner dabei und Spezialisten wie Gynäkologen, beim nächsten Mal Zahnärzte oder andere Fachmediziner. An den zwei Tagen werden bis zu 900 Patienten behandelt. So konnte schon manches Leben gerettet werden.

Die starken Erdbeben im April dieses Jahrs erlebten Daniela Jährig und Steffen Schöley hautnah. Sie fuhren gerade mit einem Auto nach Kathmandu, als die Erde bebte. Ein Bild des Grauens bot sich ihnen. In ihrer Projektregion südlich von Kathmandu war die Situation ebenfalls verheerend. Auch dort waren zahlreiche Häuser eingestürzt und die meisten Familien obdachlos. „Unser Schulgebäude ist erdbebensicher gebaut und steht noch“, freute sich Daniela Jährig damals am Telefon. Gleich nach dem Beben koordinierten sie die Hilfe für ihre Projektregion.

Die Versorgungswege waren versperrt, Treibstoffe, Medikamente, Lebensmittel und Stoffe für die Schuluniformen kamen nicht an. „Aufgrund des Ausmaßes der Zerstörung haben wir unseren Fokus auf die Versorgung mit Hilfsgütern, die Trauma-Bewältigung bei Kindern und auf den Wiederaufbau der zerstörten Schulen und Privathäuser gelegt“, berichteten sie.

Für dieses unermüdliche Engagement bekommen Daniela Jährig und Steffen Schöley im November den Blumenstrauß des Monats. Weil die Reise zur Übergabe der Blumen aber ziemlich aufwändig wäre und sie sich bestimmt über die Hilfe für ihre Schützlinge mehr freuen, gibt es anstelle der Blumen einen anderen Preis: Die Volksstimme bezahlt einem Kind ein Jahr lang täglich eine warme Mahlzeit gegen die Mangel- und Unterernährung. Die Kinder gehen sonst mit leerem Magen in die Schule und die einzige, sehr einfache Mahlzeit gibt es sonst erst am Abend.

Kennen auch Sie Menschen, die ehrenamtlich Besonderes leisten? Dann informieren Sie uns bitte, damit wir eine Ehrung in die Wege leiten können. Schreiben Sie uns eine Mail an redaktion.kloetze@volksstimme.de oder rufen Sie uns unter 03909/40 29 21 an.