1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Indiz für mittelalterliche Siedlung

Gefunden Indiz für mittelalterliche Siedlung

Hüttenlehm, Schlacke und Scherben hat Jürgen Lemke aus Klötze gefunden. Das könnte ein Hinweis auf eine mittelalterliche Siedlung sein.

Von Markus Schulze 14.01.2016, 02:00

Klötze l Als Sammler von Mineralien und Steinen ist der Klötzer Jürgen Lemke stets auf der Suche nach neuen Fundstücken. Sehr geeignet scheint dafür das Gebiet rund um den Hasselbusch zu sein. Dort machte Lemke in der Vergangenheit auch Entdeckungen in archäologischer Hinsicht. So stieß er 2014 und 2015 auf einem etwa 400 Quadratmeter großen Areal auf Objekte, die seiner Einschätzung nach Rückstände aus der Herstellung von Eisen enthalten. Für ihn ist das eine Bestätigung für die These, dass Klötze schon vor tausenden von Jahren besiedelt war. Und zwar nicht nur am Hasselbusch, sondern auch in Kutzendorf, an der Poppauer Straße, am Köbbelitzer Weg sowie an der Burg- und Wallstraße. Auch dort ist Lemke bereits fündig geworden.

Diese Gegenden müssen für die Menschen anno dazumal vor allem deshalb attraktiv gewesen sein, weil es an Wasser, Ton, Lehm und Wald nicht gefehlt habe, wie Lemke meint. Und: „Klötze war bis in die Neuzeit von vielen kleinen Teichen gekennzeichnet, wie zum Beispiel an der neuen Feuerwehr, der Dammstraße und der Kreuzung Salzwedeler Straße/ Bahnhofstraße, um nur einige zu nennen.“ Zudem sei die Purnitzniederung einst ein lang gestreckter See gewesen, „von den Fischteichen hinunter bis zur Neuschulzen Mühle“.

Um Klarheit über seine Funde am Hasselbusch zu bekommen, schaltete Lemke einen Experten ein: Lothar Mittag vom Danneil-Museum in Salzwedel. Dieser identifizierte die Funde als Schmiedeschlacke, Schmelzreste, Hüttenlehm und dickwandige Scherben von verschiedenen Gefäßen, „die man so nicht datieren kann“, wie Mittag schreibt. Allerdings ließen gewisse Merkmale wie der harte Brand darauf schließen, dass es sich um Erzeugnisse aus dem Mittelalter handelt. Mittag schlussfolgert, dass am Hasselbusch zu jener Zeit eine Schmiede und eventuell auch ein Ansiedlung bestanden haben könnte. „Die Schmieden lagen immer etwas außerhalb der Orte, in der Regel an der windabgewandten Seite, also im Osten wenn möglich. Der Qualm sollte nicht unbedingt in den Ort ziehen“, erklärt der Fachmann vom Danneil-Museum, der die Funde von Jürgen Lemke nicht schmälern, jedoch relativieren möchte. So seien diese im Grunde nichts Außergewöhnliches.

Dass es um Klötze herum mindestens seit der mittleren Jungsteinzeit (siehe Großsteingräber in Nesenitz und Immekath) Ansiedlungen gegeben hat, ist laut Mittag sicher. „Das beweisen auch einige Funde, die wir in unserem Bestand haben und die sogar aus der näheren Umgebung des heutigen Stadtgebietes stammen.“Generell seien alle günstigen Lagen (Wassernähe, aber etwas erhöht, um keine nassen Füße zu bekommen, möglichst keine Nordhänge) über Jahrtausende besiedelt worden. „So gab es zum Beispiel um 300 nach Christus an der Lockstedter Chaussee ein Dorf aus germanischer Zeit mit Brunnen und Häusern, die zum Teil Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre ausgegraben wurden“, wie Mittag erinnert. Demzufolge, so erläutert er, müsse man davon ausgehen, dass so ziemlich jeder einigermaßen günstig gelegene Ort in der Altmark Vorgängersiedlungen hatte, für die aber nicht unbedingt Namen überliefert seien.

Unschlüssig sind sich Lemke und Mittag über ein Luftbild (siehe Grafik), auf dem südlich des Hasselbusches weiße Flecken zu erkennen sind. Für Lemke deuten diese auf eine bronzezeitliche Siedlung hin, wohingegen Mittag auf Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg (Luftangriff im Februar 1945) tippt.