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Bibliothek Gelesen wird von rechts nach links

Dass die Klötzer Bibliothek Grimms Märchen oder Werke von Erich Kästner im Angebot hat, ist klar. Nun gibt es die Bücher auch auf Arabisch.

Von Markus Schulze 10.01.2017, 02:00

Klötze l Seit kurzem befinden sich im Sortiment der Stadt- und Kreisbibliothek Klötze 21 neue Bücher, vor allem handelt es sich um Literatur für Kinder und Jugendliche. Allerdings ist zweifelhaft, ob altmärkische Schüler damit zurechtkämen. Und auch die Bibliotheksmitarbeiterinnen Iris Wienecke und Ilka Prager müssen passen. Da hilft kein Drehen und kein Wenden. „Jetzt fragen Sie mich bitte nicht, was da draufsteht“, wendet Ilka Prager gleich ein. „Für mich sind das böhmische Dörfer.“ Und auch Iris Wienecke zuckt mit den Schultern. Verständlich. Denn die Schriftzeichen, die auf und in den Büchern zu erkennen sind, wirken auf den hiesigen Otto-Normalverbraucher wie Hieroglyphen. Und sind es irgendwie auch. Denn die Bücher sind auf Arabisch. In dieser Sprache wird, anders als hierzulande, von rechts nach links gelesen. Ungewöhnlich. Zumindest für den deutschen Leser.

Nicht aber für all jene, die der arabischen Sprache mächtig sind. Und davon gibt es spätestens seit der Flüchtlingswelle auch im Bereich der Stadt Klötze ein paar. Jeden Donnerstag, so informiert Iris Wienecke, findet in der Klötzer Bibliothek ein Deutschkurs statt. Derzeit nehmen daran vier Menschen teil. Und denen will sie das Angebot bei nächster Gelegenheit auch gleich schmackhaft machen. Und vor allem natürlich den Kindern und Jugendlichen.

Wobei: Wäre es für die ausländischen Mitbürger nicht besser, sie würden sich deutsche Bücher zu Gemüte führen und damit ihre Sprachkenntnisse verbessern anstatt weiter auf Arabisch zu lesen? „Vielleicht soll es ihnen die Eingewöhnung erleichtern“, vermutet Iris Wienecke. „Und die Autoren sind ja Deutsche. Ich nehme an, dass auf diese Weise unsere Kultur vermittelt werden soll.“

Bevor das Paket mit den Arabisch-Büchern in Klötze ankam, hatte die Bibliothek noch keine im Bestand, wie Iris Wienecke berichtet. Nun gilt es für sie und Ilka Prager, die Lieferung richtig einzusortieren. Ohne Arabisch-Kenntnisse ist das aber gar nicht so einfach. Nur gut, dass den Büchern auch eine Liste beigefügt war, in der die Titel, Autoren und Inhaltsangaben dargestellt sind.

Im Paket enthalten war zum Beispiel „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke, „Die Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner und ein Märchenbuch der Gebrüder Grimm. Die anderen Autoren sind Ole Könnecke, Sylvia Englert, Stefan Jäger, Christian Duda, Daniela Kulot, Wolfgang Korn, Joachim Masannek, Daniel Napp, Jakob Michael Perschny, Jens Rasmuss, Anja Rieger, Hilke Rosenboom, Rolf Toyka, Philip Waechter und Wolf Erlbruch.

Dass die Bücher nun in den Regalen der Klötzer Bibliothek stehen, ist übrigens einer Aktion des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit der Japan Art Association zu verdanken. „Im Rahmen dessen konnten sich Bibliotheken anmelden und das haben wir auch gemacht“, erklärt Iris Wienecke, die nun hofft, dass die Arabisch-Bücher fleißig ausgeliehen werden und sich damit vielleicht auch das Motto der Aktion erfüllt. Es lautet: „Bücher öffnet Türen.“ Die Türen der Klötzer Bibliothek stehen jedenfalls weit offen. Für jeden.