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Drömling Zwei Pflanzen, die sich Tierchen fangen

Der Drömling bietet ein breites Spektrum an Tier- und Pflanzenarten. Es gibt auch Wasserpflanzen, die echte Ernährungsspezialisten sind.

Von Folker Rattey 12.10.2016, 19:00

Röwitz l In den Gewässern des Drömlings kommen auch Seltenheiten vor, die nicht nur ökologisch, sondern auch ernährungsbiologisch hoch interessant sind. Damit sind Pflanzen gemeint, die als Ernährungsspezialisten von der normalen Ernährung der grünen Pflanzen abweichen.

So kann man in den Teichgräben zwischen Röwitz und Buchhorst an wenigen Stellen, die nur dem Eingeweihten bekannt sind, im Wasser freischwebende, etwa zwei Meter lange Sprossen mit fein zerteilten Laubblättern beobachten. Beim genaueren Hinsehen fallen kleine Blasen auf, die sich in großer Anzahl an den Wasserblättern befinden. Diesen kleinen Blasen, die auch als Schläuche bezeichnet werden, verdankt diese Pflanze ihren Namen. Es handelt sich um den Gewöhnlichen Wasserschlauch (Utricularia vulgaris). Die Gattung Utricularia ist noch mit weiteren fünf einheimischen Arten in unserer Flora vertreten. Alle besitzen diese kleinen Blasen, die als Fangblasen zu verstehen sind. Denn die Wasserschlaucharten gehören zu den tierfangenden und -verdauenden Pflanzen. Dem Fang der Tiere (Zooplankton) dienen die blasenförmigen Fangschläuche, die durch einen beweglichen Deckel verschlossen sind und an der Innenwand Verdauungsdrüsen besitzen. In den fangbereiten Schläuchen herrscht Unterdruck. Berührt nun ein vorbeischwimmendes Beutetierchen die am Blaseneingang befindlichen Borsten, öffnet sich die Klappe ruckartig. Dadurch wird das Tierchen in das Blaseninnere gesogen und dort innerhalb kurzer Zeit verdaut. Es handelt sich hierbei um eine ganz raffinierte Methode des Beutefangs im Pflanzenreich. Diese Pflanzen decken durch die Verdauung der Eiweiße der Beutetiere ihren Stickstoffbedarf.

Eigentlich sind die Wasserschlaucharten recht unscheinbar. Das ändert sich zur Blütezeit. Da bilden sich im Sommer vielblütige Blütenstände mit dottergelben zweilippigen Einzelblüten, die sich über die Wasseroberfläche erheben und sehr dekorativ wirken.

Auf der Suche nach Pflanzenarten, die auf ihrem Speiseplan tierische Eiweiße bevorzugen, können wir im Drömling noch ein zweites Mal fündig werden. Nördlich von Wassensdorf im Naturschutzgebiet „Stauberg“ ließ sich noch vor vielen Jahren der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) nachweisen. Er überzog noch in den 1970er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit seinen Blattrosetten mattenartig größere Torfmoospolster. In den folgenden Jahren gingen diese Bestände zurück und ein aktuelles Vorkommen an diesem Standort ist nicht mehr ganz sicher.

Der Sonnentau bildet Klebfallen an den Blattspreiten. Damit werden Insekten gefangen und verdaut. Auch das ist eine ganz erstaunliche Anpassung im Pflanzenreich und zeigt den Ideenreichtum der biologischen Evolution.