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Gesundheit Wadenwickel statt Tabletten

Die Medina in Klötze setzt auf ein neues Angebot. Darin geht es um die Kneippschen Lehren.

Von Siegmar Riedel 12.01.2017, 20:00

Klötze l Begonnen hat alles im Jahr 2014. „In diesem Jahr fingen wir an, unsere Ergotherapieangebote zu erweitern“, berichtete Betreuungsdienstleiterin Bettina Warnecke. Zudem wird seither alles auf die Gesundheitsförderung und Prävention bei den Patienten entsprechend der Lehren von Sebastian Kneipp ausgerichtet.

Sebastian Kneipp (1821-1897) ist der Vater der heutigen Kneipp-Medizin mit Wasserkuren und Wassertreten. Er stellte ein ganzheitliches Gesundheitskonzept auf, das auf fünf Säulen basiert (Lesen Sie bitte den Info-Kasten). Auch in der Klötzer Medina ist ein Konzept auf dieser Basis erstellt worden. Neben Bettina Warnecke sind Ute Gebert und Sabine Böttcher als Ergotherapeuten mit zuständig, eine dritte Kollegin beginnt demnächst ihre Spezialausbildung.

In Wochenplänen ist ersichtlich, welcher Patient wann wo welches Angebot absolviert. Die Liste der möglichen Beschäftigungen ist lang und abwechslungsreich. Sie reicht von der Bewegungstherapie im Haus über Nordic Walking, Gleichgewichtstraining und Tautreten im Freien. Zudem gibt es Wasseranwendungen, eine tiergestützte Therapie, Musik, Fantasiereisen, Aromatherapien und vieles mehr. Sogar eine Heimzeitung, die Litfaßsäule, wird erstellt, die quartalsweise erscheint. Auch darin finden sich immer wieder Berichte über Kneipp-Therapien.

Mit den Patienten werden, je nach Krankheitsbild, Cremes hergestellt, Tees, Marmeladen, kleine Präsente und anderes. Sie sammeln im Sommer Kräuter, die sie trocknen und in den kalten Monaten verarbeiten. „Wir haben alles auf Kneipp adaptiert“, erläutert Ute Gebert. Nachmittags steht Kreatives wie die Arbeit mit Gräsern auf dem Plan.

Genutzt wird auch die Wassertretstelle in Schwiesau. „Eine Kollegin reinigt sogar zweimal monatlich die Sitzgelegenheiten und die Anlage dort“, informiert Bettina Warnecke.

„Die Patienten für diese Angebote zu begeistern, war nicht immer leicht“, berichten die beiden Expertinnen. „Sie mussten das Neue erst annehmen und eine Antenne für Kneipp entwickeln.“ Kleine Schritte sind dafür nötig, auch heute noch. Der gesundheitliche Aspekt, das Wohlfühlen spielt genauso eine Rolle wie die ausgewogene Ernährung.

Immer mehr an Bedeutung gewinnt die Ökologie. „Inzwischen gibt es große Behälter mit Margarine anstatt der kleinen Plastikportionen. Naturjoghurt und frische Brotaufstriche werden in unserer Küche zubereitet“, nennt Ute Gebert Beispiele. Aber sie weiß auch: „Wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen. Wir haben noch viel vor.“ Denn das große Ziel der Medina ist eine Zertifizierung als anerkannte Kneipp-Einrichtung.

Für Ute Gebert und Bettina Warnecke ist das Engagement auf dem Weg dorthin inzwischen eine Sache, von der nicht nur die mehr als 80 Patienten, sondern auch die Mitarbeiter profitieren. Denn sie können ebenfalls alle Angebote wie die Hausmittelchen, ein Solarium und anderes mit nutzen. Das gemeinsame Ziel motiviert sie auch bei ihrer täglichen Arbeit, spornt an bei der Suche nach neuen Ideen. Zurück zur Natur lautet der Trend, den sich die Mitarbeiter der Medina dabei zur Devise gemacht haben. „Wadenwickel statt Tablette“, umschreibt Ute Gebert.

Und erste Ergebnisse geben ihnen recht. „Wir glauben, dass sich einige Patienten besser fühlen“, sagt Ute Gebert. Weil alles genau dokumentiert wird, sind gesundheitliche Erfolge nach einer gewissen Zeit auch ablesbar.

Viel Arbeit liegt noch vor dem Medina-Team. Auch deshalb, weil im Juli das 20-jährige Bestehen der Einrichtung groß gefeiert werden soll. Ob bis dahin allerdings auch die Zertifizierung nach den Vorgaben des Kneipp-Bundes anerkannt ist, können die beiden Frauen noch nicht sagen. Nur soviel: „Vielleicht schaffen wir es noch 2017.“