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Handwerk Konjunktur brummt, aber Nachwuchssorgen

Zu einem Frühschoppen trafen sich die Mitglieder der Kreishandwerkerschaft Altmark in Kusey. Dabei sprachen sie an, wo die Säge klemmt.

Von Siegmar Riedel 12.06.2017, 03:00

Kusey l „Gut, dass dem Handwerk wieder mehr Beachtung geschenkt wird.“ Das sagte Kreishandwerksmeister Norbert Nieder bei einem Frühschoppen der Kreishandwerkerschaft Altmark am Sonnabend in Kusey. Im Saal der Gaststätte „Brauner Hirsch“ ging er aber auch auf die Probleme mit dem handwerklichen Nachwuchs ein. „Viele Betriebe müssen bereits ihre Tore schließen, weil sie keine geeigneten Handwerker finden oder niemanden, der den Betrieb übernimmt“, nannte er Folgen und riss kurz die Notwendigkeit von schnellen Internetzugängen an. Nur so mache das Internet für das Handwerk überhaupt Sinn.

Blumen gab es zum Abschied für Angela Heimann und Siegfried Blödau. Die beiden Versicherungs-Bereichsleiter gehen demnächst in den Ruhestand.

Dass es dem Handwerk insgesamt gut geht, versicherte im Anschluss Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg. „Die Konjunktur brummt“, betonte er. „53 Prozent der Betriebe im Bereich der Kammer geht es laut einer Umfrage gut, in der Altmark sind es sogar 57 Prozent.“ Grundlage dafür sei die gute Arbeitsmarktlage. Betriebe würden zum Teil schon an ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten, Fachkräfte würden fehlen.

Mauer erwartet auch für 2017 eine gute Konjunktur. Der Mangel an Nachfolgern im Handwerk bereite aber auch ihm Kopfzerbrechen. „Die Meistergründungsprämie ist deshalb eines unserer wichtigsten Ziele“, verdeutlichte er. 2,6 Millionen Euro seien zwar dafür in den nächsten Jahren eingeplant, doch würde das Programm voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr 2017 greifen. Dabei seien 10.000 Euro für Neugründungen oder Übernahmen eines Handwerksbetriebes vorgesehen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Meisterprüfungen laut Hagen Mauer fast halbiert. „Wer soll künftig ausbilden, Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen?“, fragte er und forderte günstigere Arbeitsbedingungen.

Als Erfolg wertete Mauer die verbesserte Mangelhaftungsklausel ab 2018. Noch geklärt werden müsse dagegen die Regelung der Sozialversicherungsbeiträge. Die Politiker seien gefordert, die alte Festlegung wieder einzuführen. Alles andere wäre unvollständig.

Nach der Bundestagswahl erwartet Hagen Mauer „eine verlässliche Politik, die das Handwerk stärkt“. Beispielsweise sei der Erhalt des Meisterbriefes unerlässlich. Er verdeutlichte: „Dem Handwerk geht es gut. Wir jammern manchmal auf hohem Niveau. Etwas mehr Verhältnismäßigkeit würde dann guttun.“

Dass der Altmarkkreis Salzwedel fest an der Seite der Handwerker steht, wenn es darum geht, „vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, um das Handwerk zu stärken“, das bekräftigte danach Landrat Michael Ziche. In Brüssel habe er sich kürzlich über zukünftige Herausforderungen wie die Digitalisierung, den Weltmarkt und den Brexit informiert. Ziche sagte: „Es wird Dinge geben, die auch auf die Altmark zukommen, von denen wir heute noch nicht einmal etwas ahnen.“