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Im Luther-Jahr Reformer bis heute ein Mutmacher

Der Oebisfelder Pfarrer Wolfgang Schwarzer sieht das Wirken von Martin Luther bis heute als aktuell an.

Von Harald Schulz 18.11.2016, 02:00

Oebisfelde l Mit dem Kirchenreformator Martin Luther (* 10. November 1483 / † 18. Februar 1546) hat der Oebisfelder Pfarrer Wolfgang Schwarzer so seine Probleme. Die bestehen darin, dass Schwarzer die Äußerungen des Augustiner-Eremiten und Theologieprofessors über das Juden- und Bauerntum als verletzend und falsch ansieht. Andererseits, so Schwarzer, zeigen diese Sätze, dass Luther eben auch nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen war.

Die 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 ans Hauptportal der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll, und die Lehren, die von diesem bedeutenden Kirchenmann ausgingen, haben zwar in der direkten Beziehung zur modernen Welt des 21. Jahrhunderts nicht mehr die Aussagekraft, jedoch in der Deutung ist das Wort Luthers bis heute als mahnender Mutmacher anzusehen. Das wird sicherlich auch über das Luther-Jahr hinaus die Bedeutung beibehalten“, meint Pfarrer Schwarzer.

An dem Wort Gottes festzuhalten, zu glauben und dafür einzustehen, das ist auch für den Oebisfelder Pfarrer gleichermaßen Lebensbestandteil, Aufgabe und Ziel. Die Kirchengemeinde Oebisfelde fordert ihn nach eigenen Aussagen in unterschiedlichster Art und Weise.

Trotz einem ständigen Mühen, die Kirchengemeinde zu erweitern, und dem Wunsch, weitere Ehrenamtliche für die Kirchenarbeit auf Augenhöhe mit den Hauptamtlichen für die kirchlichen Aufgaben zu gewinnen, bleibt das Aufgabenfeld für Schwarzer ein großes.

„Ich halte es für ein Phänomen, dass der Weg zu Gott immer in der Not gesucht wird. In einer Wohlstandsgesellschaft ist in der Mehrzahl wenig Platz für Gott. Schon Luther hat das erkannt und dagegen protestiert“, erklärt sich Schwarzer die geringe Resonanz von Besuchern bei Gottesdiensten.

Anders verhält es sich mit besonderen Veranstaltungen, die stets junge und ältere Menschen in die Kirche leiten, weiß auch der Oebisfelder Pfarrer. „Kirche muss immer auf die Fragen der Menschen hören, muss nach dem Wesentlichen des Evangeliums suchen, um Antworten geben zu können“, erklärt sich Schwarzer.

Im Gegenzug müssen die Menschen aber auch bereit sein, intensiver zuzuhören, Kirche nicht von vornherein abzulehnen, ja „sich nicht blind verweigern“, bietet der Pfarrer eine Brücke für gegenseitiges Verständnis an.

„Dass die evangelische Kirche sich in politische und soziale Belange einmischt, das wird ihr oft zur Last gelegt“, weiß der Geistliche. Dieses Einmischen ist Teil der evangelischen Kirche, das den Glauben zum Zufluchtsort werden lässt. Auch diese Aussage ist in Luthers Lehre wiederzufinden, meint Schwarzer.

„Die Kirche bleibt offen und wird immer eine Minderheit widerspiegeln. Der Gefahr starr im Glauben an Gott zu werden oder dem Zeitgeist zu erliegen, muss mit der Kirchenarbeit begegnet werden, die auch Platz für andere Religionen und Glaubensgemeinschaften bieten darf. Dabei aber die Grundwerte der evangelischen Kirche nicht aufgibt, sondern durch die Christenlehre als Glaubenspartner an Stärke gewinnt“, betont Oebisfeldes Pfarrer Schwarzer.