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Kammerspiel Luthers Frau meldet sich zu Wort

Der Immekather Musiksommer ist in die neue Saison gestartet. Zum Auftakt gab es ein Kammerspiel über Katharina Luther.

Von Tobias Roitsch 30.05.2017, 03:00

Immekath l Mit einer gut anderthalbstündigen Verspätung ist der mittlerweile dritte Musiksommer in der Immekather Kirche in eine neue Runde gestartet. Das Publikum war am Sonntag pünktlich an der Kirche, die auch schon aufgeschlossen und für den Nachmittag vorbereitet war. Allein die Künstler fehlten. Sie steckten bei der Anreise aus Berlin im Stau, teilte Friedhelm Klopp von der Kulturkirche Altmark den wartenden Besuchern mit. Die übten sich in Geduld und genossen das sommerliche Wetter bei einem kühlen Getränk vor der Kirche.

„Ich freue mich, dass wir zum Musiksommer im Reformationsjahr Elisabeth Haug gewinnen konnten“, leitete Friedhelm Klopp schließlich nach Ankunft der Künstler in die erste Ausgabe des neuen Musiksommers ein. Haug schlüpfte dabei im Kammerspiel „Die Tischreden der Katharina Luther“ in die Rolle der Ehefrau des Reformators Martin Luther. Musikalisch begleitet wurde die Künstlerin von Jacob David Pampuch auf der Gitarre.

Das gut einstündige Spiel gestaltete die Berlinerin allein, weitere Darsteller gab es nicht. Katharina Luther sprach zwar mit dem Reformator, doch geantwortet hat dieser nicht. So konnte sie sich ihre Sicht zur Ehe mit Luther, dem Leben mit ihm und auch zu dessen Persönlichkeit von der Seele reden.

Getreu dem Titel spielte sich die Handlung an einem Tisch ab, auf dem ein Kerzenständer und einige Becher standen. Auch einige Bücher lagen auf der Tischplatte.

Bücher – die spielten auch im Leben von Martin Luther eine wichtige Rolle. Das sorgte in dem Stück auch für Kritik von Seiten seiner Frau: „Du ziehst dich in deine Studierstube zurück und suchst nach Antworten in Büchern, obwohl die Antworten draußen auf den Blättern stehen.“ Dabei bezog sie sich auf das Kindlein, das Gott ihnen gegeben und dann wieder genommen habe. „Du haderst nicht mit Gott, sondern mit der Natur. Nicht alles was sie schafft, ist lebensfähig“, schilderte sie dem Reformator ihre Sicht über den Umgang mit dem Verlust.

Und auch sonst fand sie klare Worte: „Ich werde mich nicht vor meinem Mann fürchten, auch wenn du der große Martin Luther bist.“ Zuvor stellte Katharina die Frage in den Raum, warum nicht auch der Mann der Frau gehorchen müsse. Im gemeinsamen Haus habe sie zudem für viele fremde Menschen zu sorgen – Kinder, Witwen, Studenten – die sich durchessen würden. Bis zu 40 Leute seien es, die unter Luthers Dach leben.

Zur Sprache kam aber auch, dass Katharina ihrem Mann einiges zu verdanken hat. Sie, eine entlaufene Nonne, schon 24 Jahre alt, ihre kleine Mitgift hatte das Kloster erhalten, hätte es sonst wohl schwer gehabt. Doch sie ist sich sicher: Martin Luther könne sich ebenfalls glücklich schätzen, Katharina als Frau zu haben, die sich um ihn kümmert. Früher habe er auf einem Strohsack geschlafen, gab sie ein Beispiel. „Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber halte ich nicht zu dir?“

Zwischendurch wurde der Monolog immer wieder kurzzeitig für das Gitarrenspiel von Jacob David Pampuch unterbrochen. Damit endete das Stück auch nach gut einer Stunde. Das Publikum auf den Kirchenbänken bedankte sich mit einem kräftigen Applaus.

Für die Kulturkirche sei das Kammerspiel ein Experiment gewesen, sagte Friedhelm Klopp anschließend. So etwas habe es in Immekath noch nicht gegeben. Bereits vor dem Stück ging Klopp kurz auf den aktuellen Stand in Sachen Orgelsanierung ein. Diese sei momentan ausgebaut und befinde sich beim Restaurator. Das Gehäuse sei mittlerweile in den Originalfarben wiederhergestellt worden.

Für die tatkräftige Unterstützung der Immekather, 16 waren im Vorfeld zum Saubermachen in die Kirche gekommen, bedankte sich Erika Schultze von der Kulturkirche.