LesungMord statt Scheidung

Alexander G. Schäfer war am Dienstag in der Klötzer Bibliothek zu Gast. Er begeisterte die Zuhörer mit lustigen Ehe-Krimis.

Von Tobias Roitsch 27.10.2016, 03:00

Klötze l Gründe dafür, dass eine Ehe scheitert, gibt es viele: Die Liebe zwischen den Partnern kann einfach verflogen sein. Vielleicht zerstört aber auch ein neuer Liebhaber das traute Eheglück. Denkbar ist auch, dass Geld den heiligen Bund zerbrechen lässt. Oft hilft dann ein Scheidungsanwalt. Dass es noch andere Möglichkeiten gibt, den Partner loszuwerden, zeigte Alexander G. Schäfer am Dienstagabend in der Klötzer Bibliothek. Unter dem Motto „Hitchcock lässt grüßen“ gestaltete er eine spannende und witzige Krimi-Lesung, in der er fast zwei Stunden lang beste Unterhaltung bot.

Gift, Axt, Holzpfahl – all diese Sachen können helfen, bei einer Trennung die Kosten für einen Anwalt zu sparen. So zumindest war es in den vier Krimi-Geschichten amerikanischer Autoren, die der Schauspieler, Kabarettist und Regisseur für seine Lesung ausgesucht und überarbeitet hat. In diesen ging es um die unglücklichen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das jeweilige Ende war sehr unglücklich für einen von beiden. Nicht aber für die Zuhörer, denn die hatten viel zu lachen.

„Ein Krimi ist spannender als Fußball“, erklärte Schäfer, Sohn des DDR-Schauspielers Gerd E. Schäfer, bei der Begrüßung seines Publikums. Immerhin sehe man beim Fußball gleich, wer geschossen hat, lautete seine Begründung. Das Markenzeichen von Alfred Hitchcock, dem berühmten Filmregisseur, unter dessen Namen die Lesung stand, so erklärte Schäfer, sei nicht nur die Spannung gewesen. „Er war auch ein Meister der Pointe“, fügte Schäfer an. Dass Hitchcock ebenfalls einiges zum Thema Ehe zu sagen hatte, belegte Alexander G. Schäfer immer wieder mit Zitaten des Regisseurs, etwa: „Die Heirat ist die einzige lebenslange Verurteilung, bei der man wegen schlechter Führung begnadigt werden kann.“ Mit diesen Worten stieg Schäfer in die erste Geschichte des Abends ein, in deren Tragik auch Komisches lag: Unglücklich darüber, dass ihr Mann Bruno sich jede Gelegenheit durch die Lappen gehen lässt, Karriere in der Bank zu machen, in der er arbeitet, schmiedet Ehefrau Lucie den Plan, ihn umzubringen. Nicht noch länger soll er ihrem Wunsch nach einem glücklichen Leben im Wege stehen. Während Bruno an seinem Schreibtisch sitzt, zieht sie ihm einen Holzpfahl über den Kopf. Was sie noch nicht weiß: Bruno wollte Selbstmord begehen. In einem Abschiedsbrief, den er gerade schrieb, erfährt sie davon. In der Bank hat er Millionen veruntreut und diese für sie vergraben. Doch das Versteck bleibt geheim. Denn gerade, als er es aufschreiben wollte, traf ihn der Schlag.

Die anderen Geschichten waren ähnlich gestrickt: Etwa die von der betrogenen Ehefrau, die ihren untreuen Ehemann vergiftete Pizza serviert. Mit dem Leben kommt hingegen ein anderer Ehemann in einem weiteren Krimi davon. Dafür ist allerdings seine Frau weg. Mitsamt dem Geld, das der Ehemann einem Gauner abgeluchst hat und das ihm eigentlich ein neues Leben finanzieren sollte – ohne Ehefrau.

Hervorragend gab Schäfer den Figuren eine Stimme, brachte die nach außen einfach wirkende Hausfrau, die raffinierte Mordpläne schmiedet, genauso gut rüber wie den Ehemann, der sich seiner schlichten Frau haushoch überlegen fühlt, und seine Arroganz am Ende mit dem Leben bezahlt. Das Publikum zeigte sich begeistert und bedankte sich nach jeder Geschichte mit Applaus – wenigstens ein glückliches Ende also.