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Natur in Gefahr Pelzige Räuber zu effizient auf der Pirsch

Waschbär, Marderhund und Mink bedrohen immer stärker das ökologische System im Naturpark Drömling.

Von Harald Schulz 11.02.2016, 02:00

Oebisfelde l Nein, es hat sich nichts zum Guten verändert, seit die Fallenjagd gegen die sich stärker verbreitenden Populationen des Räubertrios intensiviert wurde, weiß Wolfgang Sender von der Naturparkverwaltung Drömling. „Nicht einmal die exakten Bestandszahlen lassen sich von diesen scheuen, listigen und insbesondere äußerst anpassungsfähigen Räubern ermitteln“, beschreibt Sender eine andere unbekannte Größe dieser Allesfresser.

Dass die Populationen beständig weiter anwachsen, kann an den gemeldeten Jagdergebnissen festgemacht werden, erläutert der Naturpark-Mitarbeiter. Da Waschbären, Marderhunde und Minks stets hohe Geburtenraten aufweisen, muss von vornherein mit starken Beständen gerechnet werden, trotz der Bejagung. Doch gerade die Jagd auf diese robusten Überlebenskünstler verlangt einen besonders hohen Einsatz von den Jagdleuten. Nur die Jäger sind dazu in der Lage, die tierischen Räuber zu fangen. Und auch nur die Jäger haben die Erlaubnis dazu, heißt es von Sender. Auch ist der Einsatz von Schlagfallen verboten, die noch vor Jahren eingesetzt wurden und die die darin gefangenen Tiere qualvoll verenden ließ. Die Kastenfalle wurde die erste Wahl. Aber genau diese neu eingeführte Methode der Kastenfallenjagd ist gleichzeitig ein Handicap für viele Jäger.

Die Fallen müssen täglich kontrolliert, immer wieder gereinigt und funktionsfähig gehalten werden. Da die Pelztiere sich jedoch auf die Jagd in der Nacht spezialisiert haben, müssen die Kastenfallen täglich und früh morgens kontrolliert werden. Diese Zeit haben die meisten Jäger aber nicht zur Verfügung, so Sender. Noch dazu bedeutet Fallenjagd, bei Wind und Wetter zu kontrollieren. Einen Waschbären mit einem gezielten Schuss zu erlegen, dass ist eher die Ausnahme, weiß Sender aus Erfahrung.

„Es handelt sich besonders beim Waschbären um ein räuberisches Tier, das äußerst anpassungsfähig ist. Er fühlt sich in der freien Natur auf Bäumen oder auf Grasflächen wohl, scheut sich aber auch nicht im Hausmüll, auf dem Dachboden oder in Obstbäumen auf Nahrungssuche zu gehen“, weiß der Fachmann von der Naturparkverwaltung in Oebisfelde. „Der Waschbär ist tagsüber kaum zu beobachten und nachts mehr zu hören, als dass man ihn oder gar eine ganze Familie erblickt“, erläutert Sender.

Wie der Waschbär sind auch der Marderhund und der Mink sogenannte Neozoa, also Tiere, die von Menschen in einen neuen Lebensraum angesiedelt wurden. Beim Mink halfen sogar Tierschützer nach. Die befreiten Minks, die auf Pelztierfarmen gehalten wurden, aus den Käfigen und ließen die kleinen Räuber in die Natur entwischen. Der Marderhund wurde ebenfalls wegen seines Fells in Europa in Massen gehalten. Seit 1962 ist der Räuber in Deutschland bekannt. Sachsen-Anhalt gehört zu den Kernverbreitungsgebieten.

Wenngleich diese Tiere für Menschen auf den ersten Blick kuschelig anmuten mögen, so beweisen ihre Beutezüge, dass sie alles andere als niedliche Zeitgenossen sind. Wolfgang Sender spricht sogar von einer absoluten Gefahr für am Boden brütende Vögel. Aber auch in den Bäumen sind Brüter nicht sicher vor diesen Nesträubern.

Den Vorwurf, dass Waschbär und Co. ideale Rückzugsgebiete in den besonders geschützten Zonen des Naturparks finden, widerspricht Sender. „Die Räuber zieht es dort hin, wo sie stetig Futter ohne lange Suche, kurze Verfolgungsjagd mit minimalem Energieverlust vorfinden. Und dass finden sie eben nicht in den sogenannten Null-Zonen des Naturparks“, erläutert Sender.

Um einer weiteren Ausbreitung und dem Anwachsen der Populationen entgegenzuwirken, bedarf es Konzepten, die eine weniger aufwendige, aber effizientere Jagd ermöglichen, meint Sender. Sonst könnten andere Bestände in arge Bedrängnis kommen.