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Ortschaftsrat Freileitung sorgt für dicke Luft

Lebhaft diskutiert wurde im Immekather Ortschaftsrat am Donnerstag. Vorgestellt wurden Pläne für eine neue Hochspannungsleitung.

Von Tobias Roitsch 18.02.2017, 02:00

Immekath l Fast eine Stunde lang wurde am Donnerstagabend lebhaft im Immekather Ortschaftsrat diskutiert. Thema waren die Pläne des Netzbetreibers Avacon, der eine neue Hochspannungsleitung vom Kunrauer Umspannwerk nach Salzwedel bauen möchte. Dabei soll die 110 Kilovolt-Freileitung auch an der Ortschaft Immekath vorbeiführen, wie zwei Mitarbeiter der Avacon während der Sitzung erklärten. Mit einer Präsentation stellten sie das Projekt vor. Und sorgten damit für Unverständnis bei den Immekathern, die als Zuhörer zu der Sitzung gekommen waren. Statt eine Freileitung zu bauen, so war aus der Runde zu vernehmen, sollte doch besser ein Erdkabel verlegt werden.

Aber der Reihe nach: Geplant ist eine rund 34 Kilometer lange Trasse von Kunrau in Richtung Salzwedel, erklärte Stephan Radtke von der Avacon. Die westliche Altmark werde bislang durch zwei Hochspannungs-Freileitungen vom Umspannwerk Gardelegen aus mit Strom versorgt. Eine dieser Leitungen führt derzeit nach Salzwedel, die zweite zum Umspannwerk nach Kunrau, wo sie endet. Um die Versorgungssicherheit in der westlichen Altmark zu erhöhen, soll nun von Kunrau aus eine zweite Leitung in Richtung Salzwedel gebaut werden. Damit werden die bisherigen Freileitungen zu einem Ring verbunden, erklärte Stephan Radtke.

Er nannte weitere Details des Projektes: So sollen insgesamt 107 Masten auf der neuen Trasse errichtet werden, jeder davon mit einer Höhe von 25 Metern. Der Abstand zwischen ihnen soll zwischen 300 und 350 Meter betragen.

Mit der Trasse beschäftigt sich die Avacon schon seit einigen Jahren. Begonnen haben die Planungen im August 2012, die technische Planung startete ab August 2014. Verhandlungen mit den Eigentümern von Flurstücken laufen seit Juli 2016. Etwa im September dieses Jahres sollen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren beim Landesverwaltungsamt eingereicht werden, erklärte Stephan Radtke. Das Verfahren, mit öffentlicher Auslegung der Unterlagen, dauere etwa zwölf Monate. Ist es abgeschlossen, könnten die Bauarbeiten im September 2018 starten. Etwa 18 Monate werden für die Errichtung der Trasse geplant.

Und auch für die geschätzten Kosten wurden den Immekathern schon Zahlen präsentiert: Pro Kilometer für die Freileitung kalkuliere der Netzbetreiber derzeit mit Ausgaben in Höhe von 280.000 bis 320.000 Euro. Werde hingegen ein Erdkabel verlegt, stiegen die Kosten auf rund 1 bis 1,2 Millionen Euro für jeden Kilometer, war zu erfahren. Damit lägen sie also drei- bis viermal höher als bei einer Freileitung. Zu viel, wie es hieß. Denn laut Energiewirtschaftsgesetz müssen Hochspannungsleitungen auf neuen Trassen nur dann als Erdkabel ausgeführt werden, wenn die Gesamtkosten für Errichtung und Betrieb des Kabels die Kosten für eine vergleichbare Freileitung um den Faktor 2,75 nicht überschreiten, wurde am Donnerstag erklärt.

Dieser Punkt lieferte in der anschließenden Diskussion Zündstoff. „Vom Faktor 2,75 zu 3 ist es nicht weit“, sagte der Immekather Ortsrat Hans-Jürgen Zeitz. Seiner Meinung nach mache die Freileitung die Schönheit der Natur und die Lebensqualität kaputt. „Wir werden fast vor vollendete Tatsachen gestellt“, ergänzte er mit Blick auf die fortgeschrittenen Planungen. „Ich bin entsetzt darüber, dass alles schon so weit entwickelt ist“, sagte auch eine Anwohnerin.

Dass die erwähnten Kosten noch einfach gestrickt seien, sagte Stephan Radtke im Verlauf der Fragerunde. Eine detaillierte Übersicht über die Kosten würde es beim Planfeststellungsverfahren geben. Die Pläne für die Freileitung könnten außerdem noch gekippt werden. „Was ist der Hintergrund?“, fragte Immekaths Ortsbürgermeister Peter Gebühr. Seien etwa weitere Windparks in der Region geplant? Darauf erwiderte Stephan Radtke, dass es das Ziel sei, den Ring der Hochspannungsleitungen zu schließen.

Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels fragte, warum nicht einfach von Nettgau aus die Trasse nach Salzwedel verlängert wird. Immerhin gebe es schon ein Erdkabel von Kunrau nach Nettgau, wie schon zuvor in der Diskussion angemerkt wurde. Auch Hans-Jürgen Zeitz wollte wissen, ob es nicht am günstigsten sei, von Nettgau aus weiterzubauen. Dies würde Mehrkosten bedeuten, antwortete Stephan Radtke.

„Wir haben eine schöne Natur und einen schönen Ort und sonst nicht viel. Keiner baut, wenn so eine hässliche Leitung vor der Tür steht“, gab eine Frau zu bedenken. „Alle betroffenen Gemeinden sollten sich noch einmal treffen, um mit einheitlicher Stimme zu sprechen“, richtete sich ein Einwohner an Uwe Bartels.

„Wir können heute nur über den aktuellen Stand berichten. Wir nehmen Ihre Themen mit“, sagte Andreas Forke am Ende. Er bat um Verständnis dafür, dass noch keine Entscheidungen getroffen werden konnten.