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Ortschaftsrat Sofortige Beräumung ist schwierig

Die Bohrschlammdeponie in Brüchau war Thema in der Sitzung des Neuendorfer Ortschaftsrates. Landtagsabgeordneter Uwe Harms informierte.

Von Tobias Roitsch 14.06.2017, 03:00

Hohenhenningen l Etwa fünf Kilometer ist sie von der Ortschaft Neuendorf entfernt, die Brüchauer Bohrschlammdeponie. In den vergangenen Wochen war die Deponie, in der Schlämme aus der Erdgasförderung, aber auch giftige und radioaktive Stoffe eingelagert worden waren, immer wieder Thema. Eine drängende Frage dreht sich um die Zukunft des sogenannten Silbersees und die mögliche Beseitigung der Altlasten. Nun sollen Untersuchungen angestellt werden.

Das Thema beschäftigt die Einwohner in der Gemeinde Neuendorf. Schließlich ist der Silbersee gar nicht so weit weg, stellte Ortsbürgermeisterin Domenica Borm in der Sitzung am Montag im Dorfgemeinschaftshaus Hohenhenningen fest. Als Gast war der westaltmärkische Landtagsabgeordnete Uwe Harms (CDU) gekommen, um über den aktuellen Stand zu informieren. Er ist Mitglied im Wirtschaftsausschuss, der sich mit dem Thema befasst.

Rund 100.000 Kubikmeter Rückstände seien dort eingelagert, konnte Harms berichten. Es handele sich um ein betriebliches Zwischenlager. „Es existiert seit etwa 45 Jahren.“ In dieser Zeit seien unterschiedliche Dinge eingelagert worden. Was genau, las Harms vor: Blei, Chrom, Strontium, Galvanikschlämme, radioaktiv belastetes Material. Das sind nur einige Beispiele. Darüber hinaus seien Behälter mit unbekanntem Inhalt dort versenkt worden. Einlieferungsbescheide dienten als Grundlage für die Aufstellung. Viele Stoffe seien auch nachweisbar. „Außerhalb des eingezäunten Bereichs wurde aber noch nichts festgestellt“, sagte Harms mit Blick auf Belastungen des Umfelds.

Alle Szenarien, die jetzt erstellt würden, würden sich auf Gefahren in der Zukunft beziehen. Untersuchungen sollen die Grundlage für die komplette Beseitigung der Stoffe bilden. Sollte es dazu kommen, würde das nach jetzigen Schätzungen rund 20 Millionen Euro kosten, sagte Harms. Eine Abdeckung des Silbersees als mögliche Alternative zur Beräumung würde wohl mit etwa vier Millionen Euro zu Buche schlagen. Nötig sei dann eine ständige Kontrolle, da die Grube nicht zuverlässig nach unten abgedichtet werden könne.

Nach Aussage einiger Einwohner, so führte Uwe Harms fort, hätten sich in den Ortschaften Brüchau und Kakerbeck die Krebserkrankungen gehäuft. Den Vermutungen der Bevölkerung solle deshalb vor Ort nachgegangen werden. Dafür wurde ein Landtagsbeschluss gefasst. Die Formulierung „vor Ort“ sei für ihn etwas „schwammig“, sagte Harms. Er verstehe darunter die Orte Brüchau und Kakerbeck. Aber dabei müsse es nicht bleiben. In Richtung von Neuendorfs Ortsbürgermeisterin Domenica Borm sagte er: „Sie sollten sich überlegen, ob Sie einfordern wollen, dass Sie mit einbezogen werden.“

Zum Zeitrahmen der anstehenden Untersuchungen sagte Harms, dass diese wohl ein Jahr dauern könnten. Mit einer Einschätzung, ob es eine Beräumung geben könnte, sei 2019 zu rechnen. „Aus meiner Sicht spricht viel dafür“, so Harms. Die Verantwortung liege heute beim Unternehmen. Sollte in 50 Jahren doch eine Komplettsanierung nötig sein, sei das Land in der Pflicht. Eine Beräumung könnte laut Harms vier bis fünf Jahre dauern.

Jetzt wieder Zeit und Geld für weitere Untersuchungen zu beanspruchen, sei für sie nicht nachvollziehbar, sagte Domenica Borm. „Warum muss man warten, bis die Leute krank werden?“, fragte sie. Immerhin würden in der Zwischenzeit in der Grube chemische Reaktionen ablaufen, von denen keiner eine Ahnung habe. „Warum warten, wenn es schon so viele Untersuchungen gibt?“ Es müsse eine Lösung gefunden werden. Und die könne für sie nur Beseitigung heißen.

Eine sofortige Beräumung sei allerdings schwierig, gab Uwe Harms zu bedenken: „Dann greifen wir in die Eigentumsrechte eines privaten Konzerns ein.“ Das sei eine schwierige Rechtslage. „Wenn wir nicht eine sachliche Klärung abwarten, können wir anschließend nur noch diskutieren, wer die Rechnung bezahlt“, sagte er. Deshalb würden die Abgeordneten im Landtag auch zögern. Sie wollen wissen, ob die Bevölkerung gefährdet ist.