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Pilze Es wird ein schlechtes Pilzjahr

Dieses Pilzjahr wird schlecht ausfallen. Schuld daran sei die lange Trockenheit im Sommer, so der Klötzer Fachmann Gerhard Schnüber.

Von Tobias Roitsch 08.10.2016, 01:01

Klötze l Pilzsammler müssen zurzeit ganz genau hinschauen, wenn sie im Wald und auf den Wiesen unterwegs sind. Immerhin wachsen die Pilze momentan nicht so üppig, wie sonst zu dieser Zeit üblich.

Es wird ein schlechtes Pilzjahr in Klötze werden, so die Einschätzung des Sachverständigen Gerhard Schnüber. Der Klötzer führt seit gut 30 Jahren Pilzberatungen durch. Für den Altmarkkreis wird er derzeit als einziger Ansprechpartner dafür auf der Liste des Landesverbandes der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt genannt. „Es war lange Zeit zu trocken. Das Myzel ist dadurch nur wenig gewachsen“, fasst Schnüber den Grund für das spärliche Aufkommen zusammen. Das Myzel, also das Wurzelgeflecht, das unter der Erde wächst, ist der eigentliche Pilz. Gesammelt werden die Fruchtkörper.

Um gut wachsen zu können, brauchen Pilze viel Feuchtigkeit, weiß Gerhard Schnüber. „Seit dem vergangenen Wochenende ist es ja schon ein bisschen feuchter geworden“, zeigt er sich optimistisch. Einzelne Pilze kämen schon heraus, Champignons oder Täublinge etwa. Ebenfalls häufiger sei schon der Riesenschirmling zu sehen, der oft an den Rändern von Gräben wächst. Diese sind auch nur vereinzelt zu finden, schränkt der Fachmann ein. „Wie es kommen wird, kann ich nicht voraussagen. Ich vermute aber, dass es eine kurze Saison wird“, erklärt Gerhard Schnüber. Immerhin könnte mit dem ersten Frost gerechnet werden. Auch die Anzahl der Pilze wird wohl spärlicher ausfallen als in anderen Jahren, so die Einschätzung von Gerhard Schnüber. Gut acht bis zehn Tage, so die Prognose des Fachmanns, könnte es bei ausreichender Feuchtigkeit und Temperatur noch dauern, bis mehr Pilze zu finden sind als jetzt. Daran erinnern, ein so spärliches Pilzjahr wie dieses schon einmal erlebt zu haben, könne er sich nicht.

Doch Pilze gibt es fast immer, nicht nur im Herbst. Im Frühjahr wächst im Laubwald die Speisemorchel, die man mit der giftigen Frühjahrslorchel nicht verwechseln darf. „Ab Ende Juni kann man schon mit Pfifferlingen rechnen“, weiß Schnüber. Allerdings auch nur, wenn es früher im Jahr feucht und der Juni warm ist, schränkt er ein. Jetzt im Herbst sei die Zeit für Maronen und Steinpilze gekommen. Beide wachsen sonst häufig in der Gegend rund um Klötze. Maronen, die sandige Kiefernwälder bevorzugen, so erklärt Gerhard Schnüber, seien typische Pilze für die Altmark. Überhaupt sei die Region ein guter Ort zum Sammeln. „Klötze hat viele Wälder, es gibt viele Pilze“, sagt der Sachverständige.

Darunter können allerdings auch giftige Exemplare sein. „Ein giftiger Röhrling ist der Satanspilz. In Klötze habe ich ihn noch nicht entdeckt, der Verzehr wäre auch nicht tödlich.“ Und dass es derzeit überhaupt keine Pilze in den Wäldern gibt, ist so auch nicht richtig. Die Exemplare, die auf Holz wachsen, sind häufiger zu sehen. Von der Krausen Glucke seien schon etliche gefunden worden.

Sind sich Sammler einmal nicht sicher, ob sie den einen oder anderen Pilz, den sie mitgebracht haben, essen sollen, können sie sich von Gerhard Schnüber beraten lassen. Mehrere solcher Gespräche habe er in diesem Jahr schon geführt, wie er sagt. „Es gibt Tausende Pilze“, macht der Fachmann deutlich. Allein bei den Großpilzen, die einen Zentimeter und größer werden, schwanken die Angaben zwischen 5000 und 7000. „Der wichtigste Grundsatz lautet deshalb, nur die Pilze mitzunehmen und zu essen, die man auch wirklich kennt“, mahnt Schnüber zur Vorsicht.

Wer glaubt, sich durch den Verzehr vergiftet zu haben, sollte immer sofort einen Arzt aufsuchen. Allerdings kann es sein, dass die Beschwerden erst langsam einsetzen. Etwa beim Grünen Knollenblätterpilz, der manchmal mit dem Champignon oder grünen Täublingen verwechselt wird. „Das ist der Pilz mit den meisten tödlichen Vergiftungen“, weiß Schnüber. Bis man die Vergiftung im Körper bemerkt, vergehen meist zwischen sechs und 24 Stunden. Symptome seien Kreislaufschwäche, Übelkeit und Schweißausbrüche. „Im Zweifelsfall sollte man manche Pilze gar nicht erst mitnehmen“, so Gerhard Schnübers Rat.