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Wolf Resolution ist schwere Geburt

In Klötze tut man sich schwer mit dem Wolf. Im Hauptausschuss gab es eine Grundsatzdiskussion.

Von Siegmar Riedel 07.04.2017, 03:00

Klötze l Die Klötzer Stadträte waren die ersten, die mit einer Resolution die Landesregierung von Sachsen-Anhalt zu einem Richtungswechsel beim Umgang mit dem Wolf bewegen wollten. Inzwischen sind sie fast die letzten, die ein solches Papier auf den Weg bringen werden. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) bekräftigte ihr Nein zu einer anderen Wolfspolitik vor den Jägern in Zichtau, der Kreistag in Salzwedel plant eine eigene Resolution, selbst Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach sich für ein Umdenken aus. Die Klötzer Stadträte können ihre Resolution erst in der Sitzung am 19. April verabschieden – wenn es nicht erneut zu einer Überraschung kommt wie Mittwoch in der Sitzung des Hauptausschusses.

Dessen Mitglieder votierten zwar mit einer Enthaltung von Carsten Behrend (SPD) und fünf Ja-Stimmen dafür, dem Stadtrat die Annahme der Resolution zu empfehlen. Doch nicht ohne langwierige Debatte. Eigentlich waren die Messen dazu schon in vorherigen Sitzungen gesungen. Ein Abnicken des Schreibens galt als sicher. Dann kam alles anders.

Klaus Ewertowski (CDU) schlug vor, einmal das Wort „Tiere“ gegen „Wölfe“ auszutauschen. Der Passus fordert nun direkt die unter bestimmten Umständen mögliche kontrollierte Entnahme von Wölfen aus der Natur. Darin waren sich die Stadträte auch noch einig. Dann aber wollte Carsten Behrend nach den Vorstößen von Haseloff, Dalbert und des Kreistags „ein paar grundsätzliche Anmerkungen machen“. „Ich frage mich, was wollen wir damit noch erreichen?“

Nach kurzem Aufmerken betonte Bürgermeister Uwe Bartels (UWG): „Wir wollen uns dazu bekennen, dass die Landesregierung etwas gegen die Wölfe unternimmt.“ Auch Klaus Ewertowski argumentierte, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen eher für den Wolf sprechen als für den Schutz der Menschen und ihrer Nutztiere. „Der Wolf genießt einen hohen Schutzstatus“, sagte er. „Es hat sich aber gezeigt, dass es Probleme mit dem Wolf geben kann.“ Deshalb sollten die Gesetze der neuen Situation angepasst werden. Ewertowski: „Der Wolf sollte nicht als heiliges Tier behandelt werden.“ Vielmehr seien politische Regelungen nötig, um das Raubtier in die Schranken weisen zu können.

Uwe Bartels sagte es deutlich: „Wir auf dem Land sind zuerst vom Wolf betroffen. Ich will nicht erleben, dass etwas passiert. Wir sollten deshalb ein klares Bekenntnis ablegen. Wir sollten das jetzt durchziehen und zu unserer Verantwortung stehen.“ Und: „Ich hätte nichts dagegen, wenn ein Jäger einen Wolf bei einer Bedrohung abschießt.“ Es habe schon Prämien gegeben für Informationen, die zum Auffinden eines Autofahrers oder Jägers führen sollten, der einen Wolf tötete. „Damit hat der Wolf eine höhere Wertigkeit als der Mensch“, stellte Bartels klar.

Für Carsten Behrend wäre die Resolution „nur ein Lippenbekenntnis“ und kein Trost, wenn etwas passieren würde.

Marco Wille und Matthias Licht (beide UWG) unterstützten die Resolution. „Wir sollten deutlich sagen, dass die Politiker das Thema sehr ernst nehmen müssen. Die Menschen sollten nicht an den Rand gedrängt werden“, befand Wille. Und Matthias Licht brachte es auf die einfache Formel: „Wenn sich mehr Menschen der Sache anschließen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich was ändert.“ Er selbst habe erst am Sonntag einen Wolf zwischen Schwarzendamm und Kusey gesehen.

Hinter vorgehaltener Hand kritisierten einige Stadträte, dass die Debatte im Hauptausschuss die Fortsetzung eines vermeintlichen Streits der Klötzer Landtagsabgeordneten Jürgen Barth (SPD) und Uwe Harms (CDU) im Landtag zum Wolf gewesen sei. Beide Koalitionsparteien vertreten unterschiedliche Auffassungen zum Umgang mit dem Raubtier.