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183 Bäume weg Magdeburger Allee fällt doch wegen Trasse

Die Stadt schwenkt im Fall einer Pappelallee einer Magdeburger Siedlung um. Nun ist nicht länger die Standsicherheit der Bäume der Grund.

Von Stefan Harter 17.12.2018, 00:01

Magdeburg l „Die Bäume müssen gefällt werden, ob wir dort bauen oder nicht.“ So begann Ende März der Bericht, in dem die Fällung der 183 Bäume in der sogenannten „Pappelallee“ in der Beimssiedlung öffentlich wurde. Johannes Kempmann, Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg (SWM), hatte sich mit dieser Aussage von der Volksstimme zitieren lassen. In diesem und den folgenden Berichten und Artikeln war die mangelnde Standsicherheit eines Großteils der Bäume als Grund für die Fällung genannt worden.

Nun aber, über ein halbes Jahr später, überrascht die Stadtverwaltung mit der Aussage, dass dies mitnichten der Fall sei. Vielmehr sollen die Arbeiten für die geplante Fernwärmetrasse der SWM ausschlaggebend für das Verschwinden der Allee sein. Die Fällung erfolgt, „weil die Bäume durch die baurechtlich genehmigten Arbeiten zu schwere Schäden davontragen würden“, heißt es nun. Ergo: keine Trasse, keine Fällung. Eine Chronologie.

Anfang März hatte Johannes Kempmann im Gespräch mit der Volksstimme von den Plänen des Energiedienstleisters für die neue Trasse berichtet. Im Rahmen der Planungen habe ein Gutachter mehr zufällig festgestellt, dass die Bäume entlang des Fuß- und Radweges zwischen Beimsstraße und Seehäuser Straße nicht mehr standsicher seien und sie deshalb gefällt werden müssten.

Kurz darauf hatte die Stadtverwaltung erklärt, warum alle Bäume gefällt werden müssen. Da durch eine teilweise Fällung der Alleecharakter zerstört werden würde, sei ein kompletter Austausch die bessere Wahl, hieß es damals. Stadtsprecher Michael Reif erklärte dazu wörtlich: „Die Genehmigung [der Fällung, Anm. der Red.] basiert ausschließlich auf dem äußerst schlechten Zustand des größten Teils der Bäume.“ Kurze Zeit später lud die Stadtverwaltung zu einer Bürgerversammlung ein, auf der über die geplante Fällung informiert werden sollte. In der Einladung stand explizit: „Der Gutachter stellte fest, dass die insgesamt 183 Bäume nicht mehr standsicher sind und gefällt werden müssen. Die Schäden sind so erheblich, dass weitere Pflegemaßnahmen ergebnislos bleiben würden.“

Auf der Sitzung selbst war nach übereinstimmenden Aussagen von Teilnehmern mit keinem Wort erwähnt worden, dass die Bäume nur wegen der SWM-Maßnahme gefällt werden müssen und anderenfalls stehen bleiben könnten – wenn auch unter engmaschiger Kontrolle des Stadtgartenbetriebes, wie es heute heißt. Auch der Volksstimme-Reporter, der vor Ort war, berichtete erneut nur über die Standsicherheit.

Anfang November erklärte nun SWM-Chef Kempmann, dass die Genehmigung für den Trassenbau vorliegt. Aufgrund des Bauhaus-Jubiläums im kommenden Jahr wolle man den Abschnitt in der Beimssiedlung aber erst frühestens 2020 angehen.

Bis dahin könnten die Bäume auch stehen bleiben, hatte Michael Reif auf Reporternachfrage erklärt. „Der Zustand der vorhandenen Pappeln ist noch nicht so schlecht, dass eine Fällung unmittelbar erforderlich ist“, stellte er nun fest. Kurz darauf verkündete die Stadt per Pressemitteilung ihre neue Version.

Auf Volksstimme-Nachfrage lässt Johannes Kempmann ausrichten, „dass er seinen Aussagen nichts hinzuzufügen“ habe. Sprich: Er bleibt dabei: Die Bäume müssten auch ohne SWM-Trasse gefällt werden. Auf die Frage, wie es zu dieser offensichtlichen Diskrepanz zwischen den Standpunkten von SWM und Stadtverwaltung und auch den Unterschieden in den eigenen Aussagen kommt, hat Letztere keine Antwort.

„Wir hatten das Gefühl, dass in der Bürgerversammlung strittige Dinge, wie der Zeitpunkt der Fällung, ausgeräumt wurden“, teilt Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra mit. Nach den SWM-Arbeiten werde das Tiefbauamt zudem den gesamten Weg wieder herrichten, erklärt sie.