Sonderausstellung Wölfe im Museum

Im Naturkundemuseum Magdeburg ist eine Ausstellung über den Wolf zu sehen.

Von Peter Ließmann 13.08.2015, 23:01

Magdeburg l Die Ausstellung will aufklären. Das wird an der Gestaltung der Exponate und Thementafeln sofort deutlich. Kein Zähne fletschender „Isegrim“ begrüßt die Besucher, sondern ein Wolfspräparat - der Fachmann nennt es auf keinen Fall „ausgestopfter Wolf“, das ist unwissenschaftlich -, das sich an einem Holzstock zu reiben scheint, so, als wolle sich der Wolf kratzen oder sein Revier markieren. Das Thema Wolf sei in Sachsen-Anhalt und auch in Magdeburg „angekommen“, darum „haben wir die Ausstellung zu uns ins Museum geholt“, sagte Dr. Hans Pellmann, Leiter des Museums für Naturkunde. Man sei bemüht, die Diskussion über den Wolf zu versachlichen. Die Sonderausstellung will folglich aufklären.

Und das gelingt. Nicht Effekthascherei begegnet dem Besucher, sondern fast ausschließlich sachliche Information, leicht verständlich aufbereitet. Zahlreiche Schautafeln, dazu wenige, aber gut platzierte Exponate, wie etwa zwei Wolfspräparate, ein Wolfsskelett, zwei Wolfsdecken (Felle) und ein Abguss eines Wolfs-Trittsiegels (Fußabdruck). Auch der Nachbau eines Wolfsbaus ist zu sehen. Im Hintergrund ab und zu Wolfsgeheul. Der Schwerpunkt der Ausstellung sind die Schautafeln. Auf ihnen werden die grundlegenden Themen zum Wolf dargestellt: Rudel, Sozialverhalten, Wanderungsbewegung; das Verhältnis Mensch-Wolf wird in vielen Facetten dargestellt. Ein Film über die Situation der Wölfe in Brandenburg und Sachsen ist zu sehen und es wird präsentiert, mit welchen wissenschaftlichen Methoden Wildbiologen Wölfe und deren Verbreitung nachweisen können. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, kommt mit Sicherheit gut informiert aus der Ausstellung wieder heraus. Und auch das fehlt nicht: der Wolf im Märchen. Speziell für Kinder ist ein Sternenzelt aufgebaut, in dem Grimms Märchen, in denen der Wolf die Hauptrolle spielt, zu hören sind.

„Am 19. November werden wir auch eine Podiumsdiskussion veranstalten“, sagt Dr. Pellmann. Dazu wolle man zum einen Fachleute auf dem Podium versammeln, zum anderen aber auch die Zuhörer zu Wort kommen lassen.

„So eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Wolf haben wir 2003 veranstaltet, jetzt wird es Zeit für eine weitere“, so Hans Pellmann.

Denn in Sachen Wolf ist in den vergangenen 15 Jahren auch in Sachsen-Anhalt sehr viel passiert. Seit etwa dem Jahr 2000 werden Wölfe im Osten Deutschlands wieder nachgewiesen, sie kommen vor allem aus Polen. Zuerst in der Lausitz gesichtet, konnten sie sich seit etwa 2009 auch außerhalb Brandenburgs wieder ansiedeln. „In Sachsen-Anhalt konnten in den Jahren 2013/2014 insgesamt 49 Wölfe zweifelsfrei nachgewiesen werden“, sagt Dr. Pellmann. Zwar werde immer wieder von deutlich höheren Zahlen berichtet, genaue wissenschaftliche Daten lägen aber nur für 49 Tiere vor.

Insgesamt lebten in Sachsen-Anhalt sechs Wolfsrudel mit Welpen und ein Einzelgänger. „Wolfsrudel sind tatsächlich Familien, die aus einem weiblichen Tier, das Welpen aufzieht, und mehreren einjährigen Jungtieren bestehen“, erklärt der Museumsleiter dazu. Die „Einjährigen“ verlassen nach rund zwei Jahren das Rudel und erschließen sich eigene Territorien.

Die ersten Wolfswelpen konnten 2010 in Sachsen-Anhalt in Altengrabow gesichtet werden. Ein Wolfsrudel benötigt für sich ein Territorium von einer Größe bis zu 320 Quadratkilometern. Dieses Gebiet wird vom Rudel markiert und verteidigt.

Der Nachweis von Wölfen sei sehr schwierig, so Hans Pellmann. „Diese Tiere sind sehr ‚heimlich‘, das heißt, sie sind extrem scheu und meiden den Menschen.“ Folglich könnten Wölfe in freier Wildbahn häufig nur indirekt nachgewiesen werden, zum Beispiel durch Fellhaare, Kot, Urin oder Speichel, aus denen DNA-Material gewonnen werden könne. „Oder mit Hilfe von Fotofallen, die dann aber auch mal Bilder von Hasen, Füchsen oder Joggern schießen“, lächelt Museumsleiter Dr. Hans Pellmann.