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Magdeburger Zoo Neue Affen, altes Theater

Der Umbau zur neuen Affenheimat soll im Oktober abgeschlossen sein. Ein dauerklagender Zoo-Anwohner zieht dagegen zu Felde.

Von Katja Tessnow 18.08.2015, 01:01

Magdeburg l Der letzte Akt im Affentheater um das alte Menschenaffenhaus ist noch nicht gespielt, der Vorhang nicht gefallen. Zoodirektor Kai Perret kennt den Ausgang der Geschichte selbst noch nicht: „Schlimmstenfalls haben wir weiter ein leeres Haus.“ Perret will’s nicht hoffen, aber eben auch nicht ausschließen.

Für rund 4 Millionen Euro ließ die Stadt zur Jahrtausendwende das neue Domizil für Menschenaffen im Zoo errichten. Den Auftakt zum Affentheater lieferten Schimmelbefall und gammliges Holz im schlecht durchlüfteten Objekt. In der Folge klagte ein Anwohner, dass die Affen zu laut schreien – und gewann in zweiter Instanz, weil das Gericht Mängel in der vormals ausgestellten Baugenehmigung attestierte. Beim neuen Affenhaus, 2014 eröffnet, machte die Stadt den Fehler nicht noch einmal und die stadteigene Zoogesellschaft obsiegte gegen denselben Kläger. Er müsse, so urteilten die Richter, in Nachbarschaft des Zoos mit zootypischem Geräusch leben. Jetzt ist der Mann erneut im Widerstreit. Die Wiederbelebung des alten Affenhauses – für 400 000 Euro zur offenen Anlage umgebaut – will er nicht erdulden. Die Stadtverwaltung will sich zum Stand des (nicht vor Gericht, sondern noch verwaltungsintern) laufenden Verfahrens nicht äußern. Das ist inzwischen beim übergeordneten Landesverwaltungsamt in Halle anhängig und muss unter anderem klären, ob der Mandrill, ein mit der Meerkatze verwandter Primat, zu laut schreit.

Eine Mandrill-Gruppe aus dem Zoo Münster soll im Oktober ins alte, neue Affenhaus umsiedeln; fünf ausgewachsene und drei bis vier Jungtiere. „Wir haben extra Experten nach Münster reisen lassen und genau diese Tiere begutachten lassen“, berichtet Zoodirektor Perret. Es wurde gemessen, welches Geräusch die Gruppe verursacht. Laut Perret liegt es unter allen zulässigen Grenzwerten auch für die benachbarte Wohnbebauung. „Der Anwohner hat Befürchtungen, dass die Tiere lauter sein könnten als die Schimpansen, die hier zuvor lebten. Dabei sind sie deutlich leiser“, so Perret. Mandrills würden stärker über Gesten als über Laute kommunizieren. „Man muss sie schon sehr ärgern, bevor sie laut werden.“

Perret will die Gruppe lieber heute als morgen in Magdeburg sehen, „schon aus Tierschutzgründen“. In Münster haben die Tiere nicht genug Platz, dürfen nur noch mit Ausnahmegenehmigung gehalten werden. „Wir erfüllen mit der neuen Anlage die Haltungsauflagen doppelt und dreifach.“ Perret hofft auf einen zügigen und tierfreundlichen Entscheid. Offen bleibt, ob der Anwohner dann erneut vor Gericht zieht.