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Stadtumbau Ein modernes Wahrzeichen

In einem Architektenwettbewerb erhielt das Büro Junk & Reich aus Weimar den Zuschlag zur Gestaltung des Blauen Bocks.

Von Rainer Schweingel 23.09.2015, 01:01

Volksstimme: Zu Beginn bitte eine kurze Selbstvorstellung. Wer baut den Magdeburgern den neuen Blauen Bock?

Ulrich Junk: Wir sind ein Architektur- und Planungsbüro in Weimar mit rund 30 Angestellten und haben uns 1990 gegründet. Ich betreibe das Büro mit meinem Partner Klaus Reich und wir verstehen uns als klassisches Hochbaubüro.

Wo haben Sie schon prägende architektonische Spuren hinterlassen?

Wir haben in Dresden gegenüber der Brühlschen Terrassen ein Gymnasium gebaut, übrigens auch als Sieger eines Wettbewerbs. Wir waren für das Diakoniewerk in Halle tätig, haben in Nossen bei einer großen Forschungsanstalt unsere Spuren hinterlassen oder waren in Sonneberg dabei, als das neue Spielzeugmuseum zu konzipieren war.

Was hat Sie an der Gestaltung des neuen Blauen Bocks gereizt?

Diese wichtige Innenstadtlage ist ganz klar eine große Herausforderung. Magdeburg ist durch den Weltkrieg eine geschundene Stadt und hatte die City nahezu verloren. Die Innenstadt wurde dann im Stil der 1950er und 1960er Jahre wieder aufgebaut. Nach 1990 gibt es auch gute Ansätze, auch wenn man hier und da über Architektur-Qualität sicher streiten kann. Die Ursachen dafür liegen aber in der Schnelle, in der nach der Wende geplant und gebaut werden musste. Insgesamt sehe ich eine Rückbesinnung auf Verdichtung der Innenstadt. Da wollen wir mit dem neuen Blauen Bock unseren Beitrag leisten.

Welche architektonische Idee steckt hinter Ihrem Entwurf?

Wir wollen etwas schaffen, was für eine unverwechselbare Identität für diese Stelle in der Innenstadt steht. Zugleich soll das Haus auch ausdrücken, wer darin wohnt: die SWM als kommunales Unternehmen, das noch mehr in das Herz der Stadt rückt, ohne sich dafür einen Protzbau hinstellen zu lassen. Dass wir diese Aufgabe erfüllen dürfen, macht uns stolz. Und wir hoffen, dafür eine einprägsame Lösung gefunden zu haben.

Wer oder was hat Sie zu dem Entwurf inspiriert?

Die Inspiration ist ganz klar städtebaulich abgeleitet und besteht aus einer funktionellen Verknüpfung mit den Häusern in der Umgebung. Wir haben Linien und Fluchten aus der Nachbarschaft aufgenommen und trauen dieser Stelle auch den Turm zu. Der ist aber ganz bewusst nicht so groß, dass das Haus mit dem Dom konkurriert.
Städtebaulich versuchen wir, die Harmonie der Umgebung aufzunehmen und auch durch die Fassadengestaltung Offenheit auszudrücken. Unten gibt es Arkaden über zwei Etagen. In den oberen Etagen ist alles von innen nach außen orientiert, zum Beispiel mit bodentiefen Fenstern.

Wie ist der Entwurf entstanden?

Wir haben am Rechner ein dreidimensionales Modell entwickelt, das man in alle Richtungen drehen kann. Das war die Grundlage, um Blickbeziehungen zu simulieren und zu prüfen, was sinnvoll und richtig ist und was nicht. Am Ende stand dann der Entwurf.

Warum passt sich Ihr Entwurf Ihrer Meinung nach in die vorhandene Bebauung ein?

Weil unser Entwurf an die Höhen, Linien und die Fassadenstruktur der Umgebung gebunden ist.

Ihr Entwurf mit klaren Linien und Fronten erinnert ein wenig an den Bauhaus-Stil. Täuscht der Eindruck?

Nein, auch wenn man mit dem Bauhaus-Begriff sensibel umgehen muss. Aber viele aus unserem Büro sind - wenn man so will - Funktionalisten und haben in Weimar, das ja auch eine Bauhausstadt ist, studiert und verstehen sich deshalb auch ein wenig als Bauhaus-Schüler. Das kann man dann dem neuen Blauen Bock auch ansehen.

Wie ordnen Sie den Entwurf eigentlich selbst ein: Modern, kühn, futuristisch, traditionell, schlicht, funktional oder anders?

Für mich ganz klar: modern-funktional.

Wie haben Sie die vorgegebenen Kosten mit notwendiger Kreativität in Einklang gebracht?

Das ist ja noch zu beweisen. Aber wir können auf ähnliche Projekte verweisen, in denen wir den vorgegebenen Kostenrahmen eingehalten haben. Wir sind sehr optimistisch, das auch beim neuen Blauen Bock hinzubekommen.

Wenn es nach Ihnen geht: Soll der neue Blaue Bock auch wieder Blauer Bock heißen?

Ich lasse das offen und würde nichts vorschreiben. Die Magdeburger werden das ohnehin selbst entscheiden, wie sie das künftige Haus bezeichnen.