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Weißes Fahrrad Geisterrad erinnert an Todeskreuzung

In Magdeburg steht ein weiteres weißes Fahrrad. Das soll an eine 78-Jährige Rentnerin erinnern, die im August verunglückte.

13.10.2015, 01:01

Magdeburg l Jeden Tag sei Edith (78) mit dem Fahrrad einkaufen gefahren. „Sie war noch sehr fit“, erinnert sich Monika Zoitke. Am 12. August war die 78-Jährige dort von einem Auto erfasst worden und wenige Tage später aufgrund ihrer schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus verstorben. „Ich hatte noch wenige Tage vor dem Unfall mit Edith telefoniert. Wir wollten ihren Enkel besuchen“, sagt Monika Zoitke. Die Rentnerin war die Mutter ihres Schwagers.

Seit Montagmorgen erinnert nun ein Fahrrad an die verunglückte Magdeburgerin. Es ist das vierte in der Landeshauptstadt. An den Ringauffahrten an der Hundisburger Straße und Albert-Vater-Straße mahnen bereits zwei der weiß angemalten „Geisterräder“. An beiden Stellen starben Radfahrer bei Unfällen mit abbiegenden LKW. Ein weiteres der weißen Räder steht an der Kreuzung Rothenseer Straße und Wasserkunststraße.

An der Kreuzung, wo die 78-jährige Magdeburgerin tödlich verunglückte, wurde erst vor wenigen Jahren die Vorfahrt geändert. Früher mussten die Autofahrer auf der Steinernetischstraße die Vorfahrt beachten. Nun sind es die Fußgänger und Radfahrer auf dem Breiten Weg. Schilder weisen darauf hin. „Wenn man jahrelang eine andere Verkehrsführung gewohnt war, kann es zu Missverständnissen kommen“, sagt Monika Zoitke. „Edith ist jahrelang hier langgefahren. Sie wohnte hier gleich in der Nähe“, sagt sie.

Initiator der Aktion ist der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Diese weißen Geisterräder sollen Autofahrer zur Vorsicht mahnen, sagt der Vorsitzende des ADFC Magdeburg, Norman Dreimann. An der Kreuzung Breiter Weg/ Steinernetischstraße soll nun eine Ampelanlage weitere Unfälle verhindern. Doch diese knapp 100 000 Euro teure Anlage steht beim ADFC in der Kritik. „Ein Zebrastreifen oder eine Aufpflasterung auf der Straße wären die bessere Lösung gewesen“, sagt Dreimann.

Auch Grünen-Stadtrat Tom Assmann hatte diesbezüglich eine Anfrage im Stadtrat gestellt. In einer Antwort des Baubeigeordneten Dieter Scheidemann heißt es, dass Zebrastreifen, Aufpflasterungen oder eine Roteinfärbung des Radweges nicht geprüft worden seien. Einen Radweg habe man zudem nicht markieren können, weil es diesen auf dem Breiten Weg gar nicht gebe – der Breite Weg sei schließlich eine Fußgängerzone, die nur von Radfahrern benutzt werden dürfe. Dass der Radfahrerbereich innerhalb dieser Zone sehr wohl markiert ist, spielt offenbar keine Rolle. Laut Tiefbauamt soll die Ampel kommenden Mittwoch, 9.30 Uhr, in Betrieb genommen werden.

Obwohl seit Jahren die Verkehrsunfallzahlen im Stadtgebiet zurückgehen (siehe Infokasten), waren die Unfälle mit Radfahrern im vergangenen Jahr auf 529 gestiegen. Zahlen für das aktuelle Jahr liegen noch nicht vor, da die Unfallstatistiken immer jährlich veröffentlicht werden.

In den vergangenen Wochen hatte es drei tödliche Unfälle gegeben. Nach dem Unfall an der Kreuzung Breiter Weg/ Steinernetischstraße wurde Ende September ein 48-jähriger Fußgänger aus dem Sülzetal bei einem Verkehrsunfall am Damaschkeplatz getötet und vergangene Woche wurde ein 72-Jähriger an der Salbker Straße von einem Laster überrollt.