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Schule wird Asylheim Notquartier für Flüchtlinge

Die Kapazitäten Magdeburgs für die Aufnahme von Flüchtlingen sind erschöpft. Der Stadtrat stimmt über ein Notquartier ab.

Von Rainer Schweingel 22.10.2015, 01:01

Magdeburg l Den Ratsmitgliedern wird am Freitag (23. Oktober) um 14 Uhr im Rathaus im öffentlichen Teil nur ein einziger Tagesordnungspunkt vorgelegt: die Einrichtung eines Notquartiers für Flüchtlinge in der ehemaligen Schule an der Kleinen Schulstraße. Das Gebäude gegenüber dem Arbeitsamt soll zur Gemeinschaftsunterkunft werden und etwa 100 Personen Platz bieten. Sozialdezernentin Simone Borris: „Aufgrund der Nutzung als Notunterkunft und des einfacheren Ausstattungsgrades ist beabsichtigt, die Verweildauer für die betroffenen Menschen in der Unterkunft so kurz wie möglich zu halten“, sagte Borris

Das Gebäude stand zuletzt leer. Die ehemalige Fröbelschule war seit der Einstellung des regulären Schulbetriebs als Ausweichquartier für die Sanierung anderer Schulen genutzt worden, zuletzt für die Grundschule Am Pechauer Platz. Nun soll sie als Flüchtlingsunterkunft dienen - wenn es die Räte so beschließen.

Daran besteht allerdings so gut wie kein Zweifel. Zum einen hat die Stadt die Planungen für die Umbauten längst begonnen und die Eltern der benachbarten Kindertagesstätte „Moosmutzel“ informiert. Zum anderen besteht schlichtweg keine Alternative. In der Beschlussbegründung beschreibt Simone Borris die aktuelle Lage: „Die bestehenden Unterbringungskapazitäten sind vollends ausgeschöpft. Für den Monat Oktober ist derzeit keine vollständige Aufnahme gesichert.“

Das Dilemma: Die Stadt hat zwar eine Reihe von Wohnungen für Flüchtlinge reserviert. Doch müssen diese Unterkünfte wie in der Schilfbreite oder der Göderitzstraße in Olvenstedt erst bezugsfertig gemacht werden. Das aber dauert noch Wochen und Monate. Kommen also doch noch leere Baumärkte und Turnhallen als Unterkünfte infrage? Simone Borris wehrt ab und sagt: „Das wollen wir auch weiterhin vermeiden.“

Nach Angaben der Stadt erhöht sich ab November die wöchentliche Aufnahmequote für Magdeburg von derzeit 133 Personen auf 172 Personen. Bis zum Jahresende, so hat das Sozialdezernat errechnet, wird die Zahl der zu versorgenden Personen von derzeit 2200 auf bis zu 4000 steigen.

Laut Sozialdezernentin Simone Borris will die Stadt trotzdem an ihrem Drei-Stufen-Prinzip festhalten. Danach sollen die Flüchtlinge in Abhängigkeit von ihrem Asylstatus entweder in einer Gemeinschaftsunterkunft, in Wohngemeinschaften oder in Privatwohnungen untergebracht werden. Allerdings zwinge die Schnelligkeit der Zuweisung zu eiligen Zwischenlösungen, so Borris.

Eine dieser Lösungen ist die Umnutzung der Schule in der Altstadt. Die Schule wird mit Gemeinschaftsküchen, Sanitäranlagen, Waschmaschinen- und Trockenraum sowie Aufenthalts- und Speiseräumen als Notunterkunft ertüchtigt und schon ab 5. November bezogen werden. Ein Unterkunftsverwalter und zwei Sozialbetreuer sollen als Ansprechpartner nach innen und außen fungieren. Außerdem soll das Objekt rund um die Uhr bewacht werden. Am 3. November ist ein Bürgerforum geplant, das über Einzelheiten des ersten Notquartiers der Stadt für Flüchtlinge aufklären soll. Das erste Notquartier wird aber vermutlich nicht das letzte sein. Im nichtöffentlichen Teil der Sondersitzung wird noch über die „Anmietung eines Winterquartiers“ abgestimmt. Wo das sein wird, darüber schweigt sich die Verwaltung noch aus.