Zoo Magdeburg Ziemlich beste Freunde

Schimpansin Nana hat sich gut in die Gruppe im Magdeburger Zoo eingelebt. Davon konnten sich die Besucher beim Affenwochenende überzeugen.

Von Christina Bendigs 26.10.2015, 00:01

Magdeburg l Im Schimpansenhaus geht es manchmal zu wie im Kindergarten. Der eine spielt gerade mit etwas, der andere will es auch haben und klaut es sich. Dann ist das Geschrei groß. Schimpansendame Nana aber weiß, wie sie bei Gruppenchef Karlchen ihren Willen durchsetzen kann. Anscheinend hat sie viel weiblichen Charme. Denn wenn Tarzan ihr etwas klaut, holt Karlchen es bereitwillig für Nana zurück, erzählt Zoodirektor Kai Perret gegenüber der Volksstimme. „Offenbar hat Karlchen Nana als sein Lieblingsweibchen ausgewählt“, sagt Perret. Der Schimpanse wolle sich gern mit ihr paaren und ist wahrscheinlich auch aus diesem Grund besonders hilfsbereit. Ein echter Gentleman eben, der die Angebetete umgarnt. Doch paaren könnten sich die beiden derzeit gar nicht. Denn Nana bekommt die Antibabypille. Alles Buhlen ist derzeit aus Karlchens Sicht daher wohl vergebene Liebesmüh. Karlchen ist nicht der einzige, der Nana sehr mag. Eine Freundin hat sie auch schon gefunden. Oft ist sie mit Minga zu beobachten. Und auch Männchen Mufasa buhlt um ihre Gunst. Die beiden verbringen viel Zeit gemeinsam. Alles in allem ist das Zooteam also äußerst zufrieden.

Dass sich die Schimpansendame so gut in die Affenbande integrieren würde, daran hatte es zunächst auch Zweifel gegeben. Schließlich hatte sie über Jahrzehnte nur mit ihrem Partner Wubbo zusammengelebt, der in diesem Jahr unerwartet verstorben war. Der Versuch zeigt nun, dass es funktioniert: „Sie weiß, wie sie sich in der Gruppe verhalten muss, kennt die Mimiken und Gestiken und wendet sie auch an“, erzählt Kai Perret erfreut. Denn hätte sie sich nicht in die Gruppe hineingefunden, hätte sie an einen anderen Zoo abgegeben werden müssen.

Als abgeschlossen kann die Integration Nanas in die Schimpansengruppe jedoch noch nicht betrachtet werden. „Eine Gruppe ist immer dynamisch“, begründet der Zoochef, „es kann durchaus sein, dass das Verhältnis zwischen den Schimpansen noch einmal kippt. Das muss aber nicht unbedingt zum Nachteil für Nana sein, sondern könnte auch ein anderes Weibchen betreffen.“

Wubbo und Nana waren über lange Zeit die einzigen Schimpansen im Magdeburger Zoo. Nach dem Neubau des Affenhauses zog im Juli 2014 eine komplette Schimpansengruppe aus dem Münsteraner Zoo dort ein. Die Zusammenführung mit Wubbo und Nana klappte jedoch nicht, so dass das Magdeburger Schimpansenpärchen getrennt von den übrigen Artgenossen gehalten werden musste. Ein einzelnes Weibchen in die Gruppe zu integrieren, war nun offenbar leichter.

Von der Affenbande des Magdeburger Zoos konnten sich am Wochenende auch die Besucher überzeugen – und das nicht nur im Hinblick auf die Schimpansengruppe. Auf der begehbaren Madagaskaranlage präsentierten die Tierpfleger Wissenswertes zur Lemuren-Wohngemeinschaft rund um Kattas, Gürtelvaris und Rotstirnmakis. Und warum Angola-Guerezas auch „fliegende Affen“ genannt werden und zu den echten Nahrungsspezialisten zählen, erfuhren die Besucher auf der Nashornanlage, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch zu den Krallenaffen gab es interessante Infos.

Auf die Mandrill-Affen müssen die Gäste des Magdeburger Zoos weiter warten. Denn da das alte Affenhaus noch nicht fertig umgebaut ist, können sie noch nicht einziehen. Hintergrund ist ein Rechtsstreit. Ein Magdeburger, der bereits mehrfach gegen Geräuschbelästigungen aus dem Zoo, insbesondere von Affen, geklagt hatte, hat sich erneut eingeschaltet.