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Rassimus-Debatte Uni-Rektor sieht Studenten gefährdet

Der Rektor der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg, Prof. Dr. Jens Strackeljan, warnt vor zunehmender Fremdenfeindlichkeit.

13.11.2015, 08:30

Magdeburg l Wissenschaftler, Studierende und Universitätsangehörige würden mit wachsender Sorge beobachten, wie Ressentiments und ausländerfeindliche Übergriffe in ganz Deutschland und auch in Magdeburg scheinbar alltäglich würden. Strackeljan sagt: „Wir müssen erleben, dass mit Baseballschlägern bewaffnete Rechtsradikale auf wehrlose syrische Geflüchtete* einschlagen, dass ausländische Studierende am Bahnhof der Landeshauptstadt nicht nur verbal angegriffen werden. Diese Übergriffe und die damit verbundenen Überzeugungen lassen sich mit unserem universitären Selbstverständnis von Weltoffenheit, Toleranz und Internationalität nicht vereinbaren. Wir fühlen uns für die Sicherheit unserer Studierenden und Wissenschaftler in hohem Maße verantwortlich und stellen uns diesen Tendenzen mit aller Entschiedenheit entgegen.“

Anlass für den Appell Strackeljans war der Überfall von 30 vermummten, teilweise mit Baseballschlägern bewaffneten Hooligans auf eine Gruppe Syrer Anfang November.

Der Zustrom politischer Flüchtlinge stelle auch die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg vor neue Herausforderungen, stellte Jens Strackeljan in seinem Appell weiter fest. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft habe bereits Gasthörer. Es gebe zahlreiche Nachfragen bezüglich der Teilnahme an Sprachkursen und am Studienkolleg. An der Uni rechnet man damit, dass in den kommenden zwei Jahren eine Vielzahl von Studieninteressierten Flüchtlinge sein werden.

Die Universität reagierte darauf mit der Einrichtung einer Koordinatorenstelle, die sich in den nächsten Wochen und Monaten intensiv mit den Möglichkeiten und Verfahren einer Integration studieninteressierter Flüchtlinge in die Universität befassen wird. Ähnliche Angebote gibt es auch schon an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

„Ungeachtet der nicht zu übersehenden Schwierigkeiten und großen Herausforderungen wird eine weitere gedeihliche Entwicklung unserer Universität und der Landeshauptstadt nur in weltoffenem, tolerantem und friedlichem Miteinander möglich sein“, sagte der Rektor. Nach dem Ende der Einschreibefrist für ausländische Studierende an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist ihr Anteil an der Gesamtstudierendenzahl auf 16 Prozent gestiegen und damit so hoch wie nie zuvor. An der Universität Magdeburg sind in diesem Wintersemester 14 427 Studierende immatrikuliert.

 „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir einmal mehr als äußerst attraktiver Studienstandort weit über die Ländergrenzen hinaus wahrgenommen wurden. Es zeigt, dass es der Universität wie wenigen Einrichtungen im Land gelingt, Tausende Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen und Nationalitäten zusammenzubringen, ihre Unterschiedlichkeiten und manchmal auch Reibungen auszuhalten und sie als großartige Bereicherung zu erleben“, sagte Strackeljan.

*Korrektur: Bei den verletzten Syrern handelte es sich doch nicht um immatrikulierte Studenten der Otto-von-Guericke-Universität, sondern um Flüchtlinge. Ihre Aussage vom Vortag hat die Unileitung am Freitagmorgen korrigiert.