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Amtsübergabe Nachfolger für Domprediger Quast gesucht

Magdeburgs prominenteste Pfarrstelle muss neu besetzt werden. Im Juli 2016 scheidet Domprediger Giselher Quast aus Altersgründen aus.

Von Rainer Schweingel 17.11.2015, 00:01

Magdeburg l Anfang September hat die Suche nach dem künftigen Domprediger begonnen. Der Gemeindekirchenrat veröffentlichte im Kirchen-Amtsblatt die Ausschreibung. Anlass ist der altersbedingte Abschied von Domprediger Giselher Quast. Er wird im Juni 65 Jahre alt. Quast ist dann mit 37 Dienstjahren einer der am längsten amtierenden Domprediger seit der Reformation. Genaue Belege gibt es darüber aber nicht.

Am 1. November 1979 hatte Quast seine Stelle in Magdeburg angetreten und nennt den „Dom, der mit seiner Dominanz alle Arbeit hier überstrahlt“ und die „Zeit der politischen Wende“ als besonders prägend für seine langjährige beliebte wie streitbare Amtsausübung. Quast gilt bis heute als Denker, Mahner und Vermittler weit über Verkündigung und Kanzel hinaus. Nun hat er keine andere Wahl. Mit Vollendung seines 65. Lebensjahres endet auch seine aktive Rolle als Pfarrer. Der Gemeindekirchenrat steht vor der Herausforderung, einen geeigneten Nachfolger zu suchen und befindet sich dabei „auf einem guten Weg“, wie Vorsitzender Stehli sagt. Die sieben Bewerbungen zeigten, dass an der Pfarrstelle Interesse bestehe.

Bewerbungsberechtigt sind Pfarrer vorzugsweise aus dem Bereich der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands. Sie müssen nun zunächst den Gemeindekirchenrat von sich und ihren Konzepten überzeugen.

Erste Hürde ist die schriftliche Bewerbung. Daraus wählt der Gemeindekirchenrat maximal vier Bewerber für einen vorläufigen Wahlvorschlag aus. Die Finalisten stellen sich dann voraussichtlich im Januar in Gottesdiensten, Bibelarbeit und Gesprächen den Gemeindegliedern vor. Anschließend stimmt der etwa zehnköpfige Gemeindekirchenrat in geheimer Wahl über die Kandidaten ab. Die einfache Mehrheit führt dann zur Nachfolge von Giselher Quast, der sich zu den Vorgängen nur so äußern will: „Ich bin natürlich neugierig, halte mich da aber selbstverständlich zurück und werde dazu nichts sagen. Ich werde auch nicht an der Wahl teilnehmen, obwohl ich wahlberechtigt wäre.“

Ob sein Nachfolger erneut eine solche lange Dienstzeit am Dom erreichen wird, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn das Amt mit der Wahl als unbefristet gilt. „Normalerweise fragt die Kirche ihre Pfarrer etwa alle zehn Jahre, ob sie nicht auch mal woanders arbeiten wollen“, so Gemeinderatsvorsitzender Stehli. Quast sei eine Ausnahme gewesen. Diese Ausnahme dürfte unter anderem in seiner ausgleichenden Rolle in der Wendezeit 1989 und der damit verbundenen besonders intensiven Verankerung seiner Person in Kirche und Gesellschaft zu begründen sein.

Formell gesehen sind übrigens Quast und sein Nachfolger „nur“ der zweite Domprediger. Erster Pfarrer und Domprediger ist Bischöfin Ilse Junkermann. Auch die Stelle selbst ist weder mit mehr Rechten oder Pflichten noch Salär verbunden als jede andere Pfarrstelle in Magdeburg. Etwas besonderes ist sie trotzdem - der Dom ist schließlich die Heimstätte.