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Denkmal Drei Würfel für die Hyparschale

Vielleicht wird das Märchen wahr: Seit 20 Jahren ist die Zukunft der Hyparschale ungewiss. Nun gibt es Hoffnung.

Von Martin Rieß 26.11.2015, 00:01

Magdeburg l Viele hatten das markante Bauwerk von Ulrich Müther schon abgeschrieben. Doch die Magdeburger Unternehmerin Babette Schmidt ist fest entschlossen, die ehemalige Veranstaltungshalle zu kaufen und zu retten. In einer Information aus der Stadtverwaltung war im Sommer die Rede davon, dass ein Investor sich die Errichtung von Büroräumen in Kuben innerhalb des Gebäudes vorstellen könne – das ist die Idee der Magdeburgerin. Sie sagt: „In der Hyparschale soll Raum für Kommunikation entstehen.“

Das bedeutet, dass in den kubischen Blöcken im Inneren zwar geschlossene Bereiche für Unternehmen geschaffen werden. Die Kuben sollen in drei Ecken des Gebäudes entstehen. Zur Elbe hin öffnet sich aus der Halle der Blick durch die Glasfront, und die Dachfenster sollen wie ursprünglich geplant einen Stern über den Köpfen der Besucher aufspannen. Dieser Platz steht der Öffentlichkeit zur Verfügung, soll mit einem Kommunikationscafé auch einen Ort des Austauschs für die Mitarbeiter der ansässigen Unternehmen untereinander und mit den Besuchern bieten, vielleicht auch Platz für Ausstellungen schaffen.

Entstehen sollen rund 2500 Quadratmeter an Büroflächen, von denen Babette Schmidts AOC Immobilien AG etwa ein Viertel benötigen wird. Der Rest soll zu für einen exklusiven Standort in Magdeburg üblichen Preisen vermarktet werden.

Klar ist sich Babette Schmidt darüber, dass allenfalls eine wirtschaftliche Tragfähigkeit zu erzielen sein wird. „Sehr wichtig ist doch aber vor allem, dass Menschen hier einen Raum vorfinden, in dem sie sich wohlfühlen können. Denn einem Bauwerk spürt man an, ob seine Planung den Mitarbeitern Freude bereitet hat.“ Welche Branchen auf den rund 1900 Quadratmetern eine neue Heimat finden werden, spielt derzeit noch keine große Rolle. Wichtig sei, dass sie die gleichen Werte teilen, so die Unternehmerin. „Der Mensch steht im Mittelpunkt, schön wären aber sicher auch Mieter aus dem Bereich der Architektur und Immobilienbranche. Gemeinsam mit ihnen könnte man den Besuchern der Hyparschale im Kommunikationscafé zeigen, was moderne Planung und moderner Städtebau können und wie sie funktionieren.“ Nichts spricht aus Sicht der AOC-Immobilien-AG-Chefin auch gegen ein Yoga-Studio – getreu der Devise, dass hier ein Raum für Menschen zum Wohlfühlen entstehen soll.

Architektin ist Anja Koch. Sie sagt: „Die Hyparschale stellt einen Bauherrn natürlich vor besondere Herausforderungen.“ So müssen die Bauweisen zu DDR-Zeiten beispielsweise mit den aktuellen Anforderungen im Baurecht in Übereinstimmung gebracht werden. „Auch von der Statik her ist die Konstruktion natürlich sehr anspruchsvoll.“ Belohnt werde der Bauherr durch einen Bau, der von außen wie von innen einzigartig ist. Auf jeden Fall stehe er einem Unternehmen, das sich deutschlandweit mit der Wiederbelebung von Wohn- und Geschäftsimmobilien befasst, als Aushängeschild gut zu Gesicht.

Stefan Haberkorn hat eine Visualisierung für das Projekt entwickelt und sagt: „Mit dieser neuartigen Technologie ist es möglich, sich einen sehr realistischen Eindruck davon zu schaffen, was in dem Gebäude verändert wird.“ Es handelt sich um eine 360-Grad-3D-Visulalisierung, in der der Betrachter von verschiedenen Standorten den Blickwinkel ins Gebäude frei wählen kann. Architektin Anja Koch weiß dieses Instrument zu schätzen: „Uns geht es ja darum, etwas Neues in etwas Altes einzufügen. Und beides soll seinen eigenen Stellenwert haben. Ohne das andere zu verdrängen.“

Stefan Haberkorn lenkt derweil den Blick auf den historischen Wert des Gebäudes: „Die Hyparschale ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt. Sie darf nicht verloren gehen.“ Zumal sie die Silhouette des Stadtparks mit Stadthalle und MDR-Landesfunkhaus mitprägt und ohne sie eine wichtige Epoche dieses optischen Streifzugs durch die Architektur des 20. Jahrhunderts amputiert würde. Mit dem Erhalt des Gebäudes würde ein Zeichen auch für die Nachhaltigkeit von Architektur und den Wert des Bestehenden gesetzt.

Am liebsten würde Babette Schmidt sofort mit dem Bau beginnen. Da aber die vom Stadtrat zugesagten 1,7 Millionen Euro für die Sicherung der Bausubstanz nicht ausreichen werden, müssen weitere Fördergelder fließen. „Um das Projekt wirtschaftlich tragbar zu machen, muss die Substanz erst einmal gesichert werden“, sagt die Projektplanerin. Die Schätzungen für diese Sanierung des Tragwerkes belaufen sich auf insgesamt 4,5 Millionen Euro. Mit dem Landesbauministerium laufen diesbezüglich bereits Gespräche, die Signale sind positiv, berichtet Babette Schmidt. Doch erst im nächsten Jahr wird über weitere Fördermittel aus dem Städtebau-Programm entschieden, so dass erst 2017 mit dem Bau begonnen werden könnte. „An mir soll ein schneller Baustart nicht scheitern“, sagt die Magdeburgerin.