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Zoo Magdeburg Löwenbabys zu verschenken

Die zwei ausgebüchsten Löwenbabys kommen am Freitag aus der Quarantäne des Zoos Magdeburg. Für sie wird nach einer neuen Heimat gesucht.

Von Stefan Harter 15.01.2016, 00:01

Magdeburg l Kurz vor Weihnachten sorgten die vierbeinigen Geschwister bundesweit für Schlagzeilen als sie im Morgengrauen über den Parkplatz des Kali-Werks in Zielitz schlichen. Sie waren zuvor ihrem Besitzer, dem Betreiber einer benachbarten Straußenfarm, entwischt. Er hielt die Tiere in einem Zimmer seines Hauses, wie Dieter Torka, Fachamtsleiter Natur und Umwelt im Landkreis Börde, erklärt. Weil diese Unterbringung in keiner Weise artgerecht ist, wurden die Tiere beschlagnahmt. Mittlerweile hat der Mann das Eigentum an den beiden Löwen an den Landkreis abgetreten.

Seit dem 14. Dezember leben die mittlerweile 18 Wochen alten Löwenjungen im Quarantänebereich des Magdeburger Zoos unter Ausschluss der Öffentlichkeit – bis heute. Bei einem Pressetermin werden sie im hinteren Bereich des Löwengeheges untergebracht. Dort werden sie dann auch eingeschränkt von Besuchern beobachtet werden können.

Das ist aber nur eine Übergangslösung, bis eine neue Heimat für die beiden gefunden wird. Denn eine Vergesellschaftung mit den eigentlichen Bewohnern des Löwenhauses ist allein aus Platzgründen nicht möglich, erklärt Zoomitarbeiterin Sonja Kwiatkowski. Außerdem würden ihre weißen Löwen nicht zu den beiden afrikanischen „Waisenkindern“ passen. Für den Moment seien sie im Zoo aber „ganz gut aufgehoben“.

Woher der Besitzer die Tiere scheinbar hatte, lässt sich laut Dieter Torka anhand der von ihm zwischenzeitlich eingereichten Papiere nachverfolgen. So sollen sie aus Rumänien stammen, bestellt hat er sie im Internet. Da der Landkreis mittlerweile Eigentümer ist, steht die Herkunft der Tiere aber auch nicht mehr im Mittelpunkt.

Schon eine kurze Stichprobensuche der Volksstimme ergibt in der Tat hunderte Angebote für Wildtiere aller Art. Ein kanadischer Verkäufer hat ein Löwenjunges für 5000 Dollar im Angebot, auf einer anderen Seite gibt es Impala-Antilopen im günstigen „Zehnerpack“. Pumas, Panther, Pinguine – es gibt anscheinend nichts, was es nicht gibt. Sogar Bären werden auf russischen Webseiten angeboten. Der Handel mit den geschützten Arten ist ein weltweites Milliardengeschäft.

Solange die Käufer einen entsprechenden Nachweis für die legale Zucht des erworbenen Tieres vorweisen können, ist dagegen rechtlich aber nichts einzuwenden, erklärt Petra Dornbusch von der Landeskontrollstelle für das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES). Die Käufer sollten sich aber vorher unbedingt über die Anforderungen für die Haltung der Tiere informieren, appelliert sie. Viele erkundigen sich nicht über die Lebenszeit der Tiere, ihre ausgewachsene Körpergröße oder die Haltungskosten.

Dann geht es ihnen so wie dem jungen Mann aus Zielitz. Nach eigenen Angaben wollte er erst noch ein richtiges Gehege für die Löwen bauen. Obwohl sie bereits mehrere Wochen bei ihm lebten, waren sie bis zur medienwirksamen Flucht noch nicht im CITES-Büro gemeldet, wie Petra Dornbusch bestätigt.

Sie sowie der Landkreis Börde und auch die Zoomitarbeiter suchen seit Wochen mit Hochdruck nach einer geeigneten Unterkunft für die Jungtiere. Es gab auch schon Interessenbekundungen von Tiergärten, sagt Petra Dornbusch, eine artgerechte Unterbringung sei dort aber nicht möglich gewesen, so dass sie nicht infrage kamen. Zur Zeit beschränkt sich die Suche auf Deutschland. Kontakt zu Zoos, Tiergärten und Tierschutzvereinen besteht ständig. Ein „heißer Kandidat“ war aber noch nicht dabei.

Terminlicher Druck bestehe bei der Suche zwar nicht, erklärt die CITES-Büro-Leiterin, weil die Löwen im Magdeburger Zoo vorerst gut untergebracht sind. Doch gerade im Interesse der Jungtiere sollte schnell eine dauerhafte Unterbringung gefunden werden, ehe sie sich hier eingewöhnen.

Alle gesetzlichen Anforderungen an die Haltung geschützter Tierarten unter www.lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/internationaler-artenschutz-cites.