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Dommuseum „Ottonianum“ entfacht Diskussion

Der Namensvorschlag "Ottonianum" für das geplante Museum am Domplatz in Magdeburg hat eine rege Diskussion ausgelöst.

Von Christina Bendigs 06.02.2016, 00:01

Magdeburg l Interesse wecken und gleichzeitig nicht mehr versprechen, als im Museum zu finden ist. „Zwischen diesen beiden Ansprüchen muss der Name platziert werden“, sagt Matthias Puhle als Kulturbeigeordneter der Stadt Magdeburg zur Diskussion um das geplante Museum in der alten Staatsbank. Mit „Ottonianum Magdeburg. Das Museum am Dom“ glaubten die Initiatoren diesen Ansprüchen an die bislang als „Dommuseum“ in den Sprachgebrauch der Magdeburger eingegangene künftige Kultureinrichtung in der Stadt gerecht zu werden. Doch die Reaktionen auf den Namen, der nun öffentlich bekannt wurde und am Mittwoch, 10. Februar, im Kulturausschuss zur Diskussion steht, hat schon jetzt reichlich Gegenwind aus der Bevölkerung bekommen.

In einer Volksstimme-Umfrage lehnte die Mehrheit der Teilnehmer den Namen ab. Zu schwer auszusprechen, zu abstrakt, zu unkonkret, unpassend – so lassen sich die Meinungen zusammenfassen, die die Redaktion via Facebook, Telefon und E-Mail erreichten. Nur wenige Stimmen gab es für den Namensvorschlag der Initiatoren.

Matthias Puhle sagte, dass dieser „erste Stimmungstest“ sicher auch in der Diskussion des Kulturausschusses eine Rolle spielen werde. Grundsätzlich sei für ihn aber einmal die Meinung der Kulturpolitiker der Stadt wichtig, also die Meinung der Mitglieder des Kulturausschusses. Ob der Namensvorschlag zurückgezogen werde, konnte er nicht beantworten. „Ich habe eine Rückmeldung an die Stiftung Leitzkau und das Landesamt für Archäologie in Halle gegeben“, sagte Puhle, „aber es ist noch keine weitere Abstimmung erfolgt.“

Alle wichtigen Entscheidungen müssten jedoch gemeinsam getroffen werden. Er befürwortete die Diskussion: „Wir sollten alle gemeinsam überlegen, wie das Museum heißen soll.“ Und an der in der Volksstimme angestoßenen Diskussion gab es bereits rege Beteiligung.

Am Lesertelefon etwa sagte Gisela Becker (84) aus Magdeburg: „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es Dommuseum heißt.“ Hans-Georg Thiele (66) aus Wellen schlägt „Ottoneum“ vor. Der ehemalige Stadtführer sagt, den Namen „Ottonianum“ könnten nur Chinesen aussprechen. Er sei Stadtführer gewesen, und man müsse ja auch mal daran denken, dass auch ausländische Gäste kommen. Das Argument der Wissenschaftlichkeit für den ersten Namensvorschlag will er nicht gelten lassen: „Die Leute wollen es nicht wissenschaftlich, sondern natürlich erklärt haben.“

Eberhard Schwenk (77) aus Cracau schlägt eine Verkürzung vor: „Ottonianum – Dommuseum“. Ja zum Vorschlag möchte Jutta Mohr (79) aus Reform sagen. Gudrun Mund (67) aus Nord erinnert an schlechte Schlagzeilen, die das Ottonianum in Bamberg einst geschrieben hatte. Gegen den Leiter dieser kirchlichen Schule waren 2008 Missbrauchsvorwürfe erhoben worden. Das Verfahren wurde 2009 eingestellt, weil die Taten aufgrund von Verjährung nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnten.

„Ich könnte den Namen gar nicht aussprechen“, sagte Marlis Betrie (75), sie wäre für „Dommuseum“. Siegfried Beer (75) aus der Altstadt empfindet den Namensvorschlag gar als „Zungenbrecher“. Jürgen Spiegel (72) aus Cracau: „Der Namen ist ein Unikum, den kann sich keiner merken.“ Den Name „Magdeburger Kirchenmuseum“ schlägt Heiko Wehle (51) aus Reform vor. Denn dieser Name würde dem Anspruch gerecht werden, dass Funde aus anderen Kirchen ergänzt werden können.

Auch aus der Magdeburger Kommunalpolitik gab es Meinungsäußerungen. Zum Namensvorschlag der Stadtverwaltung für die Benennung des zukünftigen Dommuseums in „Ottonianum Magdeburg. Das Museum am Dom“ erklärt der CDU-Kreisvorsitzende Tobias Krull: „Der Vorschlag wird aus meiner Sicht dem geplanten Vorhaben nicht gerecht.“

Oberbürgermeister Lutz Trümper findet den Namen hingegen gut, erklärte er auf Nachfrage, „sonst hätte ich ihn ja nicht in der Oberbürgermeisterdienstberatung beschlossen“. Und wenn man ihn ein paar Mal gelesen habe, dann könne man ihn auch ohne Probleme sprechen.

Das letzte Wort hat am Ende allerdings der Stadtrat. Der wird nach der Beratung im Kulturausschuss (10. Februar) die Thematik während der Sitzung am 9. März auf der Tagesordnung haben und hat dann auch die Möglichkeit, den Vorschlag abzulehnen oder zurück in die Ausschüsse zu verweisen.

Wie würden Sie das neue Museum taufen? Schicken Sie uns weiterhin Ihre Vorschläge an lokalredaktion@volksstimme.de mit Stichwort Dommuseum, oder an Magdeburger Volksstimme, Lokalredaktion Magdeburg, Bahnhofstraße 17, 39104 Magdeburg.