Shanty-Chor Melodien der Meere

Seit 116 Jahren hält der Magdeburger Shanty-Chor die maritime Tradition aufrecht.

Von Karolin Aertel 14.02.2016, 09:00

Magdeburg l Von der Küste sind sie Hunderte Kilometer entfernt und doch singen sie vom entbehrungsreichen Leben auf hoher See. Und das seit 116 Jahren. Für die 25 Mitglieder, davon 18 Sänger, gibt Frank Virkus den Ton an. Er löste zu Jahresbeginn Chorleiter Rudolf Geipel ab.

Der neue „Chor-Kapitan“ ist mit 56 Jahren der jüngste unter den singenden Seemännern. Dass das nicht so bleibt, ist eines der Ziele, die er ansteuert. „Viele denken, sie müssen besonders gut singen können und Segler sein, um Mitglied im Shanty-Chor zu werden“, vermutet Frank Virkus. Doch so sei es ganz und gar nicht. Gut die Hälfte der Männer habe gar kein Boot. „Die Leute müssen einfach nur Spaß daran haben zu singen und Teil einer Gemeinschaft zu sein“, erklärt Rudolf Geipel. Gesungen werde, klar, maritimes Liedgut – traditionelle Shantys, Seemannslieder, aber auch moderne Titel, wie jene der Band Santiano. Die musikalische Leitung hat hierfür Peter Fischer inne.

Auftritte führen den Shanty-Chor zu Veranstaltungen in Magdeburg und bis an die Küste. Auch sozial engagieren sie sich. So bringen sie beispielsweise immer mal wieder eine Brise Seeluft in die Seniorenheime. In Magdeburg werden sie in Kürze zu erleben sein. Wie in den vergangenen Jahren auch eröffnen sie am 11. März die „Magdeboot“, eine Messe für Wassersportler.

Neben Rudolf Geipel und Frank Virkus spinnen im Shanty-Chor musikalisches Seemannsgarn: Peter Beckmann (Foto v. l.), Wolfgang Frantzke, Thomas Ivers, Jürgen Geipel, Günter Wenke, Norbert Wiede, Willy Baumgarten, Roland Laube, Günter Kirchhoff, Friedrich Klüssendorf, Hartmut Kruse, Peter Reffert, Wolfgang Dulz, Harald Paul, Gerd Güldner, Erwin Kreutzer, Ulli Weber, Norbert Ertel und Peter Müller (nicht im Bild).

Nicht alle von ihnen sind Segler – im Verein sind sie dennoch. „Weil Wassersportler ein ganz besonderer Schlag Menschen sind“, erklärt Gerald Schnell. Gemeinschaft und Gemütlichkeit werden groß geschrieben. „Wir sind wie eine Familie“, so der Vorsitzende des Magdeburger Seglervereins, zu dem der Shanty-Chor gehört. Dem Segelsport müssen die Wasserfreunde allerdings andernorts nachgehen. Denn meistens sitzen sie auf dem Trockenen. Die Alte Elbe, wo ihr Boots- und Vereinshaus liegt (Seilerweg 15), führt in der Saison nur wenig bis gar kein Wasser. Die Kinder segeln daher beim Wassersportverein Buckau auf dem Salbker See.

Die Magdeburger Segler haben hingegen zwei Stützpunkte in Plaue an der Havel, wo sie die Sommermonate verbringen und von wo aus sie auch zu Regatten fahren. Gerald Schnell beispielsweise segelte mit Ralf Schäfer und Michael Fichtner bzw. Holger Beierke bereits bei der WM (2013 in Röbel) und EM (2015 in Breitenbrunn/Österreich) mit.

Doch beliebter als das Regattasegeln ist bei den Magdeburgern das Fahrtensegeln. Bei den mitunter mehrtägigen Törns können im Rahmen eines Wettbewerbs Punkte gesammelt werden. Die Magdeburger seien hierbei stets im guten Mittelfeld vertreten, verrät Gerald Schnell.

Doch gleich ob die Segler mit sportlichen Erfolgen und familiären Vereinsleben punkten können, fehlt es ihnen ebenso wie dem Shanty-Chor an Nachwuchs und neuen Vereinsmitgliedern. Wer Interesse am Segelsport hat, kann via E-Mail an magdeburger-seglerverein@email.de mit dem Vereinsvorsitzenden Kontakt aufnehmen.

 

Am Shanty-Chor interessierte Sänger und Musiker können sich bei Frank Virkus unter Tel. 0171/323 23 84 oder via E-Mail an info@shanty-chor-magdeburg. de melden. Oder Sie schauen einfach mal bei den Proben vorbei, die immer dienstags 18 Uhr im Vereinshaus, Seilerweg 15, im Stadtpark Rotehorn stattfinden.