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Einstein-Gymnasium  Der steinige Weg zur Europaschule

Das Albert-Einstein-Gymnasium in Magdeburg möchte Europa-Schule werden, kämpft aber um ausreichende Unterrichtsversorgung.

24.02.2016, 09:28

Volksstimme: Sie wollen Europa-Schule werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der eine Europaskepsis kursiert, ist das ein klares Bekenntnis.

Schulleiter Raimund Witte: Im Schulprogramm steht das schon länger als Ziel. Wenn man in den Fremdsprachen traditionell stark ist, sich um Schüleraustausche bemüht und über Grenzen hinweg arbeitet, dann ist es logisch, das mit dem Europagedanken zu verbinden. Europaschule zu werden, würde bedeuten, Inhalte, die mit Europa verbunden sind, also von den Anfängen bis zur heutigen Wertegemeinschaft, zu vermitteln, und diese Vermittlung ist aus unserer Sicht gerade in Zeiten, in denen sich die Europäische Staatengemeinschaft anscheinend neu finden muss, umso wichtiger.

Durch die steigenden Schülerzahlen ist uns im letzten Jahr wieder die Vierzügigkeit gelungen. Wir hoffen darauf, dass auch 2016 genügend Schüler kommen und wir unser Konzept als Europaschule realisieren können. Und wir hoffen auch, dass wir mit dem Personal, das wir haben, eine vernünftige Unterrichtsversorgung gewährleisten können.

Was steht für Sie in diesem Jahr noch auf der Agenda?

Wir sind vor allem gespannt, wie sich die Schülerzahlen in der Stadt entwickeln werden. In den letzten beiden Jahren, die ich hier erlebt habe, ist die prognostizierte Zahl nie ganz eingetroffen.

Warum ist das wichtig?

Von der Schülerzahl hängt, vereinfacht gesagt, auch die Zahl der Lehrerstunden ab. Je mehr Lehrerstunden die Schule hat, desto mehr Angebote kann sie machen. Dies reicht von der zweiten Fremdsprache bis zum Kursunterricht der Oberstufe.

Durch die Einführung der Außenstelle haben wir ein Loch von zwei Jahrgängen mit nur drei Klassen statt vier. Wir wissen heute, dass wir mindestens diese beiden Jahrgänge noch in den bestehenden Gymnasien der Stadt hätten unterbringen können und also gar keine Außenstelle bzw. kein neues Gymnasium gebraucht hätten. Dann hätten wir statt drei jetzt vier oder sogar fünf Klassen pro Jahrgang. In den beiden genannten dreizügigen Jahrgängen ist unser vollständiges Fremdsprachenangebot nicht realisierbar. Das schmerzt insofern, weil wir uns bemühen, Europaschule zu werden.

Wie ist derzeit die Unterrichtsabdeckung?

Das erste Halbjahr haben wir relativ gut überstanden. Jetzt im zweiten Halbjahr gibt es durch langfristige Ausfälle in zwei Fächern vorübergehende Stundenkürzungen (Kunsterziehung, Biologie), aber zumindest wird jedes vorgesehene Fach in jeder Klasse unterrichtet.

Jetzt hat Magdeburg mit dem Lorenzweg aber ein weiteres Gymnasium. Wie beurteilen Sie den Gymnasiumsstandort Magdeburg?

Das Editha-Gymnasium erfüllt eine wichtige Aufgabe, weil die Schülerzahlen weiter steigen. Solange diese Schule unsere Außenstelle war, verdankten wir einen Schwung neu eingestellter Lehrer, der unsere Schule deutlich verjüngt hat.

Vor der Teilung haben Sie an der 1000-Schüler-Marke gekratzt. Wo liegen sie jetzt?

Wie liegen jetzt bei 780 Schülerinnen und Schülern.

Wie viel Lehrkräfte haben Sie aktuell?

Wenn man Lehrkräfte dazu zählt, die stundenweise zu uns kommen, dann sind wir 69.

Wie viele Schüler brauchen Sie, um vier Klassen aufzumachen?

Der Teiler liegt in Sachsen-Anhalt bei 29 Schülern. Ab dem 85. Schüler gibt es also vier Klassen.

Sind Flüchtlinge bei Ihnen ein Thema in der Schulplanung?

Es sah vor mehreren Wochen danach aus. Da kamen so viele Syrer, dass man bei guten Schülern überlegt hat, diese auch in das gymnasiale Schulwesen zu integrieren. Aber wir haben dann sehr schnell festgestellt, dass die Sprachkenntnisse nicht ausreichen. Darum gehen diese Schüler nun an Schulen, die sie im Deutschen fördern können, je nach Alter an die Sekundarschulen bzw. Gemeinschaftsschulen und an die IGS „Regine Hildebrandt“ sowie an die Berufsbildenden Schulen. Wir warten jetzt auf die ersten, die vielleicht ab dem Sommer aus dieser Sprachförderung zu uns kommen.

Wie ist ihre Schule finanziell aufgestellt? Sind Sie zufrieden?

Nein, das würde wohl niemand behaupten. Was den laufenden Betrieb angeht, ist genug Geld da. Investiv reicht es aber nicht. Hier würde ich mir mehr Unterstützung vom Schulträger wünschen.

Wenn man in einer Schule mit mehr als 50 Klassenräumen pro Jahr ein Whiteboard bekommt, dann können Sie mal ausrechnen, welcher Schulleiter nach mir es noch erlebt, dass zumindest in jedem zweiten Raum ein Whiteboard steht. Unser Schulgebäude feiert zudem im August sein 20-jähriges Jubiläum. Die Schule muss dringend weiter instand gesetzt werden. Mehr als einen Anfang gibt es im Moment nicht – nach 20 Jahren!

Unbedingt nötig wäre auch eine angemessene Technikausstattung für die Aula, die einer der schönsten Räume der Stadt Magdeburg ist und gern für hochkarätige Veranstaltungen genutzt wird. Mit den Mitteln, die das kommunale Gebäudemanagement und die Stadtverwaltung zur Verfügung haben, kann unsere Schule auf einem akzeptablen, aktuellen Stand nicht gehalten werden. Warum man KGM die verfügbaren Mittel, die schon vor 2015 nicht reichten, ab diesem Jahr einschneidend gekürzt hat, kann ich nicht verstehen, und auch die Mittel, die das Schulverwaltungsamt zur Verfügung hat, reichen bei weitem nicht. Aber all das betrifft ja längst nicht nur uns.