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Reaktion Caritas ist selbst schuld am Café-Aus

Fehlende Beratungsangebote, Stammkunden und veraltetes Konzept - Magdeburg streicht die Förderung für das Kontaktcafé der Caritas.

Von Michaela Schröder 03.03.2016, 00:01

Magdeburg l Seit Dienstag ist das Kontaktcafé im Jugend- und Sozialzentrum „Mutter Teresa“ geschlossen. „Nachdem die Stadt die Förderung eingestellt hat, ist es uns nicht möglich, die fehlenden Mittel bereitzustellen“, erklärte Matthias Urban vom Caritasverband auf Volksstimme-Nachfrage. Der Bereichsleiter verweist aber auch darauf, dass in der Stadt ähnliche Angebote von anderen Trägern für Bedürftige bereitgestellt werden. 20 bis 30 sozial Schwache hätten das Café täglich besucht und könnten sich jetzt an die ökumenische Bahnhofsmission, die Magdeburger Tafel oder an die Wärmestube des DRK wenden. Das Inventar der Kleiderkammer werde einer anderen Institutionen zugutekommen.

Weitere Einrichtungen der Caritas seien von einer Schließung aber nicht betroffen, macht Matthias Urban deutlich. Eine sinnvolle Nachnutzung der nun leerstehenden Räumlichkeiten im Jugend- und Sozialzentrum werde jetzt geprüft. Bei Volksstimme-Lesern sorgt die Schließung für Empörung. „Viele Jahre haben wir durch Sachspenden geholfen, damit es hilfsbedürftigen Menschen dort besser geht. Leider müssen wir jetzt feststellen, dass die Stadt die eigenen Bedürftigen in Stich lässt und nur noch Gelder für Flüchtlinge hat“, schreibt zum Beispiel Manfred Knobbe an die Redaktion. Volksstimme-Leserin Renate Erler gibt zu bedenken, dass die Alternativen wie z. B. die Tafel in Buckau und die Wärmestube des DRK mit Kosten für Fahrscheine verbunden sind, „für viele nicht bezahlbar“.

Zum Aus der städtischen Förderung habe vor allem das Fehlen von sozialen Beratungsangeboten, die Eingrenzung auf „Stammkunden“, die Nichteinbeziehung von Flüchtlingen in die Angebote sowie die nicht vorhandene Akquise von „Neukunden“ geführt, teilt Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra auf Volksstimme-Nachfrage mit.

Im Rahmen der Überprüfung des Förderantrags der Caritas wurde seitens der Stadtverwaltung festgestellt, dass das Konzept des Kontaktcafés schon lange nicht mehr dem entsprach, was ursprünglich Zielstellung war. „Es hat sich im Café ein konstanter Personenkreis herausgebildet, der die Angebote in Anspruch nahm. Was im Widerspruch zum eigentlich verbrieften Beratungsangebot stand, das überhaupt nicht mehr stattfand. Aber genau das hat die Landeshauptstadt jährlich in nicht unbeträchtlicher Höhe gefördert“, erklärt Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra auf Nachfrage der Volksstimme.

Der Caritas sei angeboten worden, das Konzept des Cafés den Bedarfen entsprechend umzustricken. „Das ist nicht erfolgt“, so Kinszorra. Da Mittel im Zuwendungsbereich nur im begrenzten Umfang vorhanden sind, sei es der Stadt wichtig, diese den Bedarfen entsprechend zielgerichtet einzusetzen. „Das heißt, Mittel wurden in diesem Bereich nicht gekürzt, sondern kommen anderen erfolgreichen, bedarfsgerechten sozialen Projekten zugute“, ergänzt Kerstin Kinszorra.