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Bürgerkritik Radweg im "Busch" nur aufgeschoben?

In Magdeburg sorgt die etwa 200 Meter lange Lücke im Radweg an der viel befahrenen Breitscheidstraße für Gesprächsstoff.

Von Jana Heute 13.03.2016, 08:00

Magdeburg l Lothar Hildebrandt kennt den Weg im Herrenkrug wie seine Westentasche. Der 74-Jährige radelt mit seiner Frau beinahe täglich vom Zuhause in Brückfeld in seinen Garten nach Biederitz. Und das seit über 40 Jahren. „Schauen Sie sich mal den dicken Baumstummel an, der direkt aus dem Weg ragt“, zeigt er mit dem Fuß auf einen Baumstumpf, der im morastigen Boden kaum zu erkennen ist. Ja, der Zustand der unbefestigten Piste durch den Biederitzer Busch sei nicht gerade der beste. Und sicher schon gar nicht, findet Hildebrandt. Aber was hat man für eine Wahl? „Auf der Straße fahren ist kreuzgefährlich. Da kann man den Autos wegen der Enge überhaupt nicht ausweichen“, erzählt er.

Recht hat der Mann. Die Stadt selbst schreibt in einer Stellungnahme zum Thema, dass wegen der durchschnittlichen Frequentierung von rund 4300 Pkw pro Tag und erlaubter Geschwindigkeit von 70 km/h eine Trennung des Radverkehrs vom Kfz-Verkehr „dringend geboten“ sei. Das ist auch der Grund, weshalb schon vor einigen Jahren eine Vorplanung angestellt wurde mit dem Ziel, einen Radweg anlehnend an die jetzige Trampelpfadführung zu bauen. Das Problem nur: Es tut sich nichts.

Genau das kritisieren Volksstimme-Leser. Der Lokalanzeiger berichtete zuletzt Mitte Januar, dass es nach Bürgeranfrage eine Stellungnahme von OB Trümper dazu gibt. Ausführlich wurde darin erklärt, wie aufwändig das Projekt sei: Die Stadt müsse Grunderwerb vornehmen, Bäume müssten gefällt, eine FFH-Prüfung zum Schutz von Tieren und Pflanzen getätigt werden, und: der Bau des 200 Meter langen Radweges koste mindestens 300.000 Euro. Angesichts der angespannten Finanzlage habe das Rathaus das Projekt darum „erst mal abgehakt“, schrieb die Volksstimme am 14. Januar.

Das rief den Verkehrspolitischen Sprecher der bündnisgrünen Ratsfraktion Jürgen Canehl auf den Plan. Es handele sich um eine im Radverkehrskonzept der Stadt vor Jahren beschlossene Maßnahme und sollte eigentlich schon bis 2012 realisiert werden, monierte er und stellte im Stadtrat eine offizielle Anfrage. Inzwischen liegt die Stellungnahme der Verwaltung vor. Eine sichere Radverkehrsführung im Biederitzer Busch sei „nicht aufgegeben, sondern nur zeitlich verschoben“, heißt es da. Die vielen Radfahrer, die die Strecke nutzen, werden das mit Interesse zur Kenntnis nehmen. Der Haken: In der Stellungnahme findet sich kein Wort davon, wann das Projekt denn nun vielleicht umgesetzt werden könnte.