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Nahverkehr Machtkampf im MVB-Aufsichtsrat

Im Aufsichtsrat der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) ist ein Machtkampf entbrannt. Ein Linke-Stadtrat tritt gegen einen CDU-Mann an.

26.03.2016, 10:54

Magdeburg l Ausfälle und Verspätungen bei Bus und Bahn sorgten bei vielen Fahrgästen für Verärgerung. Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) erklärte die Lösung des Problems zur Chefsache. Bereits Ende vergangenen Jahres war der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann von Trümper ohne Angabe von Gründen als Chef des Aufsichtsrates der MVB (siehe Infokasten) abberufen und als oberster Aufseher an den Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe versetzt worden.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass die monatelange Kritik an den MVB-Problemen großen Anteil am plötzlichen Stühlerücken im Aufsichtsrat mit dem „Opfer“ Scheidemann hat. Ein Indiz dafür: Jahrelang war fast schon traditionell der jeweils amtierende Bau- und Verkehrsbeigeordnete gleichzeitig auch Aufsichtsratschef der MVB. Scheidemanns Posten soll nun aber der CDU-Finanzbeigeordnete Klaus Zimmermann übernehmen.

Doch nun ist um die Wahl Zimmermanns ein Streit entbrannt. Denn Zimmermann hat mit dem Linke-Stadtrat Oliver Müller einen starken Gegenkandidaten. Zwischen beiden gibt es einen Patt, da beide gleich viele Aufsichtsratsmitglieder für die Wahl hinter sich versammeln können, erfuhr die Volksstimme aus der nicht öffentlichen Sitzung aus sicherer Quelle.

„Wir brauchen einen Neustart in den MVB“, sagte Trümper, angesprochen auf die verfahrene Situation. Die Nachfrage, ob Scheidemann sich aus seiner Sicht als unfähig erwiesen habe, verneint er. „Aber ich möchte für den Neustart im Unternehmen einen Mann im Aufsichtsrat, der unvoreingenommen an die Probleme herangeht“, so Trümper weiter.

Es gibt bei den Verkehrsbetrieben seit Monaten Probleme mit den dynamischen Fahrgast- anzeigen, die gar nicht oder ungenau funktionierten. Auch Ausfälle und Verspätungen sorgen für Verdruss. Bei den MVB fehlen Busfahrer. Auch die Bahnen fahren oft nicht pünktlich. Während das Unternehmen auf Zuverlässigkeiten jenseits der 95  Prozent verweist, tragen Fahrgäste auf der Facebookgruppe „Magdeburger Verspätungsbetriebe“ dutzende Fälle zusammen, wo Bahnen ausgefallen sind. Seit Ende des vergangenen Jahres gibt es nun auch einen Fahrgastbeirat, der 15 Mitglieder hat und die MVB berät.

Ein weiterer Grund für die Abberufung könnte aber auch ein befürchteter Interessenkonflikt sein. Denn über die Planfeststellungsbehörde war Scheidemann als Baubeigeordneter wesentlich an der Planung der zweiten Nord-Süd-Verbindung beteiligt. Auf Nachfrage bei den MVB oder bei Scheidemann wird auf Betriebsinterna verwiesen. Auskünfte gibt es nicht.

Linken-Stadtrat Oliver Müller selbst gilt seit Jahren als ausgewiesener Kenner des öffentlichen Personennahverkehrs. Mit der Abberufung Scheidemanns sitzt er derzeit als Stellvertreter auf dem Chefsessel im Aufsichtsrat. Den entbrannten Machtkampf möchte er jedoch nicht kommentieren. Im Gegensatz zu Trümper. Der sagt: „Ich wünsche mir natürlich jemanden an der Aufsichtsratsspitze, mit dem ich eng kommunizieren kann und nicht Herrn Müller. Am Ende liegt die Entscheidung aber in der Hand des Aufsichtsrates“.

Die entscheidende Stimme dürfte es seit der vergangenen Stadtratssitzung nun geben. Denn eigentlich sollte Gunter Schindehütte (CDU) für seinen Parteikollegen Zimmermann stimmen. Da er erkrankt war, fehlte sein Votum und es kam zu einem Patt. Für ihn rückt nun Wigbert Schwenke (CDU) nach, der die erhoffte Mehrheit bringen soll. Es gilt als wahrscheinlich, dass er ebenfalls für seinen Parteikollegen Zimmermann stimmen wird.

Wann, ist allerdings noch unklar. Denn einen neuen Termin für die Wahl gibt es noch nicht.